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Insekten als Lebensmittelzusatz in der EU? In Russland staunt und lacht man

Die EU-Kommission lässt immer mehr Insekten als Lebensmittel oder Lebensmittelzusatz zu. In Russland kommt man bei den Berichten darüber aus dem Staunen gar nicht mehr heraus: "Guten Appetit allerseits und lesen Sie die Lebensmittel-Etiketten aufmerksam."
Insekten als Lebensmittelzusatz in der EU? In Russland staunt und lacht manQuelle: Legion-media.ru © Mercury Press

Von Thomas Röper

Vergangene Woche wurde berichtet, dass die EU-Kommission Heuschrecken als Lebensmittelzusatz zugelassen hat. Daraufhin bekam ich einige böse Mails. Einerseits von Biologen, die mir erklärten, dass es nicht um Heuschrecken, sondern um die Hausgrille ging, und andererseits von Lesern, die mir erklärten, dass die Heuschrecke (und viele andere Insekten und Würmer) in der EU schon vor längerer Zeit als Lebensmittel zugelassen wurde.

Dass Insekten Lebensmitteln beigemischt werden, mag für Menschen, die in der EU leben, keine Sensation mehr sein, aber ich war davon reichlich geschockt, denn ich möchte – wenn ich zum Beispiel ein Brot esse – nicht, dass dem Teig soundso viel Prozent Insektenmehl beigemischt wurde; einfach, weil es billiger ist und von der EU-Kommission erlaubt wurde. Welches Getier man in der EU seit wann und aufgrund welcher Verordnung mehr oder weniger heimlich ins Essen mischen darf, zeigt dieses Bild. Ob die Angaben vollständig sind, weiß ich nicht.

Das sind die Momente, in denen ich froh bin, in Russland zu leben, wo die Standards für Lebensmittel höher sind als in der EU und wo genetisch veränderte Lebensmittel, Insekten und so weiter nicht als Lebensmittel oder Lebensmittelzusätze erlaubt sind.

Das russische Fernsehen hat in seinem wöchentlichen Nachrichtenrückblick einen Kommentar zu dem Thema ausgestrahlt, den ich übersetzt habe.

Beginn der Übersetzung:

Die Europäer werden nicht nur davon überzeugt, sich selten zu waschen, sondern auch Insekten zu essen

Die kulturelle Transformation Europas läuft schon lange, und sie hat natürlich auch eine häusliche Dimension. Die Menschen werden aufgefordert, weniger Wäsche zu waschen, weniger Hausgeräte zu benutzen, sich weniger zu waschen, die Temperatur in Innenräumen – zu Hause und am Arbeitsplatz – zu begrenzen, und jetzt wird ihnen auch noch gesagt, dass sie Insekten essen sollen. Es fehlt nicht mehr viel und man kann die französische Küche nicht mehr wiedererkennen, die italienische auch nicht, die bayerische Wurst könnte zu etwas Unanständigem und das britische Steak könnte politisch unkorrekt werden.

Die EU-Kommission arbeitet mit Hochdruck daran und erlaubt offiziell den Verkauf von Dingen in Lebensmittelgeschäften, die bisher nicht einmal als Lebensmittel galten. Und jetzt sind, wie sich herausstellt, Insekten – Käfer und Würmer – das neue Wort in der Küche und das neue Wort auf den Speisekarten der Restaurants. Und das nur deshalb, weil die Aufzucht von Insekten erstens einen geringen Kohlenstoff-Fußabdruck hinterlässt. Schließlich – pardon – furzen und pupsen Kühe und zerstören durch die Freisetzung von Methan die Atmosphäre. Spinnentiere tun das nicht, sie benehmen sich viel besser. Zweitens braucht man viel weniger Futter, um ein Kilo davon zu produzieren als beispielsweise für ein Kilo Rindfleisch. Außerdem wird weniger Wasser, weniger Strom und weniger Fläche benötigt. Und es gibt weniger Abfall. Alles nur Vorteile.

Dafür enthält Insektenmehl genauso viel tierisches Eiweiß, das für den menschlichen Verzehr notwendig ist, wie gewöhnliches Fleisch oder Fisch. Insekten sind außerdem reich an Fett, Kalzium, Eisen, Zink und Vitaminen. Auch ein Vorteil. Das Geschäft mit den Lebensmittelinsekten boomt also. Überall entstehen kleine Betriebe und Großunternehmen. Nicht nur in Asien, wo das Essen von Insekten normal ist, sondern auch in Europa und Amerika.

Die EU ist dabei. Seit dieser Woche dürfen dort Mehlwürmer, die Larven des Schwarzkäfers, des Großen Mehlwurms, offiziell als Lebensmittel verkauft werden. Diese Delikatesse kann in gefrorener, pastöser, getrockneter oder pulverisierter Form in den Regalen stehen. Hausgrillen können auch als teilentfettetes Pulver verkauft werden. Bereits vorher hatte die EU-Kommission den Verkauf von getrockneten gelben Mehlwürmern und asiatischen Heuschrecken genehmigt.

All diese neuen Zutaten können nun offiziell bei der Herstellung von Brot und Nudeln, Backwaren, Schokolade und Proteinriegeln sowie in Pizza, Soßen, Suppen und natürlich als Zusatz in Fleischprodukten – Würstchen und Burgern – verwendet werden. Also überall. Sie versprechen, den Inhalt auf den Etiketten anzugeben. Aber der ist in der Regel kleingedruckt und die Namen der Insekten können in Latein angegeben sein: Acheta domesticus, Hausgrille, und Alphitobius diaperinus, Grillenlarven. Für Feinschmecker.

Derzeit werden acht weitere leckere und gesunde Insekten von der EU-Kommission geprüft. Dazu sei gesagt, dass nicht alle davon begeistert sind. Die Journalistin und Nichte von Osama bin Laden, Noor bin Laden, wandte sich mit folgenden Worten an die in Davos versammelte westliche Elite: "Ich möchte Klaus Schwab und seinen Handlangern etwas sagen. Mein Name ist Noor bin Laden. Ich bin ein Mensch, kein QR-Code. Ich will keine Käfer essen. Ich will nicht in einer Kapsel leben, ich will nicht in ein digitales Gefängnis gesperrt werden, und nichts von dem, was die tun können, wird mich dazu bringen, mich dem unterzuordnen. Ich will meine gottgegebene Freiheit und meine Menschenwürde bewahren."

Wissenschaftler räumen ein, dass es immer noch einen "Ekelfaktor" gibt, der aber überwunden werden kann. Giovanni Sogari, Forscher für Sozial- und Verbraucherfragen an der Universität Parma, ist hier Optimist und glaubt an die Überzeugungsarbeit: "Es ist zum Teil eine Frage des Bewusstseins und entspringt unserer sozialen und kulturellen Erfahrung: Viele Europäer ekeln sich schon bei dem Gedanken, Insekten zu essen. Da kommt der sogenannte 'Ekelfaktor' zum Tragen. Mit der Zeit und unter äußerem Einfluss kann sich diese Einstellung jedoch ändern."

Die Kampagne ist bereits angelaufen. In den Niederlanden wurde beschlossen, mit Schulkindern zu beginnen. Im Herbst wurde Schülern im Alter von zehn bis zwölf Jahren in einer Schule eine Mahlzeit aus Gemüse, Mehlwürmern und Maden zum Mittagessen angeboten. Die Organisatoren erklärten, dass die Kinder auf diese Weise dabei helfen, die neuen Essgewohnheiten für künftige Generationen in Europa zu schaffen. Auch Hollywood-Stars wurden eingeschaltet. Nicole Kidman isst in einem Video lebende Würmer und Grashüpfer. Sie sagt, sie seien saftig und lecker. Und Angelina Jolie hat, allerdings ohne Vergnügen und mit kaum verborgenem Ekel, aber dennoch, zusammen mit Kindern Spinnen gegessen.

Also guten Appetit allerseits und lesen Sie die Lebensmittel-Etiketten aufmerksam. Es gibt etwa 2.000 Arten von Käfern, Spinnen, Raupen und anderen Insekten auf der Erde, die man im Prinzip essen kann. Für diejenigen, die das wünschen, eröffnen sich großartige Perspektiven.

Ende der Übersetzung

Erstveröffentlichung bei Anti-Spiegel.

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