Russland reagiert auf neue "proukrainische" Nord-Stream-Anschuldigungen
Westliche Medienberichte, in denen staatliche Akteure der NATO von einer Beteiligung an den Explosionen zur Zerstörung der Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 freigesprochen werden, hätten die Merkmale einer koordinierten Fehlinformationskampagne, teilte der Kreml am Mittwoch gegenüber Journalisten mit.
Laut dem Pressesprecher des russischen Präsidenten, Dmitri Peskow, versuche man damit, die Aufmerksamkeit von den wahren Schuldigen abzulenken. Die anonymen Berichte tauchten nur wenige Tage nach dem Besuch des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz in Washington auf, wo er sich mit US-Präsident Joe Biden und anderen Beamten traf.
Am Dienstag berichtete die New York Times unter Berufung auf US-Beamte und nicht näher bezeichnete neue Erkenntnisse, möglicherweise stecke eine "proukrainische Gruppe" hinter dem im September durchgeführten Anschlag auf die Pipelines, die Russland und Deutschland unter der Ostsee verbinden. Den ungenannten Quellen zufolge waren an dem Vorfall "keine amerikanischen oder britischen Staatsangehörigen beteiligt".
Am selben Tag behaupteten die ARD, der SWR und Die Zeit, deutsche Ermittler hätten herausgefunden, die mutmaßlich für den Angriff benutzte Jacht gehöre einem in Polen ansässigen Betrieb. Dieses Unternehmen befinde sich im Besitz von zwei Ukrainern. Im vergangenen Monat veröffentlichte der erfahrene US-Journalist Seymour Hersh eine Untersuchung, in der er Washington die Schuld für die Angriffe auf Nord Stream zuschob.
Daraufhin bestritt das Weiße Haus die Verantwortung und bezeichnete die Anschuldigungen als "völlig falsch und frei erfunden".
In einem Gespräch mit RIA Nowosti erklärte Peskow, er sei überrascht, dass die in den Berichten zitierten US-Beamten Vermutungen über die Explosionen anstellen könnten, ohne irgendwelche Untersuchungen durchzuführen.
"Offensichtlich wollen die Drahtzieher des [Nord-Stream-]Anschlags die Aufmerksamkeit ablenken. Offensichtlich handelt es sich um eine koordinierte Medienkampagne."
Der Kremlsprecher wies auch darauf hin, dass Russland noch immer nicht zur Teilnahme an den Ermittlungen eingeladen worden sei. Er sagte:
"Das ist nicht nur seltsam. Es riecht nach einem ungeheuerlichen Verbrechen. Zumindest sollten die Eigentümerländer der Pipelines und die UNO eine dringende, transparente Untersuchung fordern, die alle Parteien einbezieht, die Licht in den Vorfall bringen könnten."
Auch die russische Botschaft in den USA kommentierte den NYT-Artikel. Demnach sagte Ministerberater Andrei Ledenew, Moskau betrachte die anonymen Indiskretionen "als nichts weiter als einen Versuch, diejenigen zu verwirren, die aufrichtig versuchen, den Dingen in diesem ungeheuerlichen Verbrechen auf den Grund zu gehen".
Die NYT-Story habe "sofort grünes Licht" im lokalen Nachrichtensektor erhalten, stellte Ledenew fest. Ihm zufolge sei diese Entwicklung "besonders bemerkenswert" angesichts der Versuche lokaler Beamter und Journalisten, den bahnbrechenden Bericht des Pulitzer-Preisträgers Hersh "eklatant zum Schweigen zu bringen".
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