Folge der Sanktionen: Die Vorherrschaft des US-Dollars als Leitwährung wackelt
Seit Jahrzehnten wird Erdöl weltweit fast ausschließlich in Dollar gehandelt. Der ehemalige US-Chefvolkswirt Daniel Ahn teilte der Nachrichtenagentur Reuters mit, der Dollar sei zwar noch unübertroffen stark, aber die Sanktionen gegen Russland könnten ihr Ziel verfehlen und die Finanzsysteme des Westens untergraben. Ahn sagte zu den Folgen der Russland-Sanktionen:
"(Der Westen) schwächt die Wettbewerbsfähigkeit seiner eigenen Finanzdienstleistungen, indem er noch weitere administrative Arbeit hinzufügt."
Die von den USA angeführten, internationalen antirussischen Sanktionen hätten mittlerweile dazu geführt, dass die meisten Geschäfte mit Indien in anderen Währungen abgewickelt werden. Indien sei der drittgrößte Ölimporteur der Welt und Russlands wichtigster Absatzmarkt für Rohöl auf dem Seeweg.
Im Dezember 2022 wurde Russland von den G7-Ländern, der EU und Australien eine Öl-Preisobergrenze auferlegt, um dem Land die Mittel für den Krieg in der Ukraine zu entziehen. Die Festlegung der Preisobergrenze erfolgte zeitgleich mit einem EU-Embargo für die Einfuhr von russischem Erdöl auf dem Seeweg. Damit wurde ein Jahr voller Verbote und Sanktionen abgerundet, zu denen auch der weitgehende Ausschluss Russlands aus dem globalen Zahlungssystem SWIFT gehörte. Zusätzlich wurden etwa die Hälfte der Gold- und Devisenreserven Russlands eingefroren – das Gesamtvolumen der Devisen beträgt etwa 640 Milliarden Dollar.
Als Reaktion darauf erklärte Russland, es wolle seine Energie in der Währung "befreundeter" Länder bezahlen, und forderte im vergangenen Jahr "unfreundliche" EU-Staaten auf, ihr Gas in Rubel zu bezahlen. Für russische Unternehmen wurde der Dollar infolgedessen zu einem potenziell "toxischen Vermögenswert", teilte die unabhängige Analystin und ehemalige Beraterin der Bank von Russland Alexandra Prokopenko gegenüber Reuters mit. Die Finanzanalystin sagte:
"Russland muss dringend mit dem Rest der Welt Handel treiben, weil es immer noch von seinen Öl- und Gaseinnahmen abhängig ist, also versucht es alle Möglichkeiten, die es hat."
Indische Handelspartner stellten daraufhin den Ölhandel mit Russland auf andere Währungen um – dies könnte sich allerdings als dauerhaft erweisen, so Reuters. Nach Angaben mehrerer Quellen bezahlten die Inder unter anderem mit dem arabischen Dirham und dem russischen Rubel. Diese indischen Transaktionen hätten in den letzten drei Monaten ein Handelsvolumen von mehreren Hundert Millionen Dollar umfasst. Nach Angaben der russischen Analystin arbeite man aktuell daran, eine direkte Infrastruktur zwischen dem russischen und dem indischen Bankensystem aufzubauen.
Außerdem wollten einige in Dubai ansässige Händler sowie die russischen Energiekonzerne Gazprom und Rosneft, dass bestimmte Nischensorten russischen Öls, die in den letzten Wochen über der Preisobergrenze von 60 Dollar pro Barrel verkauft wurden, nicht in Dollar bezahlt werden, hätten drei Quellen mit direkten Informationen angegeben.
Im vergangenen Monat wurde neben anderen russischen Finanzinstituten nun auch die in Abu Dhabi ansässige russische Bank MTS auf die Sanktionsliste gesetzt. Diesbezüglich habe Reuters Informationen von einer indischen Raffinerie, der zufolge die indischen Kunden trotz der für die meisten russischen Banken geltenden Sanktionen entschlossen blieben, weiterhin mit russischem Öl zu handeln.
"Russische Lieferanten werden andere Banken finden, um Zahlungen zu erhalten", sagte die Quelle gegenüber Reuters.
"Die Regierung fordert uns nicht auf, den Kauf von russischem Öl einzustellen, und wir hoffen, dass ein alternativer Zahlungsmechanismus gefunden wird, falls das derzeitige System blockiert ist", erklärte die Raffinerie gegenüber Reuters. Die stellvertretende geschäftsführende Direktorin des IWF, Gita Gopinath, hat sich gegenüber der Financial Times zu den Folgen der Sanktionen geäußert. Diese könnten ihrer Auffassung nach die Vorherrschaft des Dollars untergraben, indem sie kleinere Handelsblöcke zur Nutzung anderer Währungen ermutigten.
Die Spannungen zwischen China und dem Westen wirkten sich zusätzlich auf den bisher vom Dollar dominierten Welthandel aus. Russland hält bereits einen Teil seiner Währungsreserven in Renminbi, und China hat seine Dollarbestände reduziert. Im September hatte der russische Präsident Wladimir Putin Moskaus Einverständnis erklärt, Gaslieferungen an China für Yuan und Rubel statt für Dollar zu verkaufen.
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