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Hersh zu Nord-Stream-Berichten des Mainstreams: "Totale Erfindung des amerikanischen Geheimdiensts"

Der US-Journalist Seymour Hersh erklärte nach den Berichten US-amerikanischer und deutscher Medien über die "proukrainische Gruppe", die hinter den Nord Stream-Anschlägen stecken soll, dass dies eine "totale Erfindung des amerikanischen Geheimdienstes" sei, um von der Täterschaft der USA abzulenken.
Hersh zu Nord-Stream-Berichten des Mainstreams: "Totale Erfindung des amerikanischen Geheimdiensts"Quelle: www.globallookpress.com © BERND WUESTNECK / DPA

Sechs Wochen, nachdem er enthüllt hatte, dass die USA und Norwegen hinter den Anschlägen auf die Nord-Stream-Pipelines stehen, hat sich der US-Investigativjournalist Seymour Hersh mit einem neuen Artikel zu Wort gemeldet. Konkret geht es um die "Enthüllungen" US-amerikanischer und deutscher Mainstream-Medien, in welchen behauptet wird, dass eine proukrainische Gruppe hinter dem Anschlag stecken soll.

Doch Hersh schreibt nun, dass es sich bei den Berichten der US-amerikanischen New York Times und der deutschen Zeit um Nebelkerzen handle. Ihm zufolge fütterten die US-amerikanischen und die deutschen Geheimdienste die Zeitungen mit Falschmeldungen, um den Bericht zu widerlegen, dass Biden und US-Agenten für die Zerstörung der Pipelines verantwortlich seien. Auch der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) war an der Vertuschung der Urheberschaft der USA beteiligt, so Hersh.

Hersh wies darauf hin, dass US-Präsident Joe Biden Scholz Anfang März in Washington empfangen hatte. Scholz’ Besuch umfasste nur zwei öffentliche Veranstaltungen, bei denen keine Fragen von Journalisten vorgesehen waren:

"Der Bundeskanzler war ohne deutsche Pressevertreter nach Washington geflogen, ein offizielles Abendessen war nicht vorgesehen, und die beiden Staats- und Regierungschefs wollten auch keine Pressekonferenz abhalten, wie es bei solchen hochrangigen Treffen üblich ist."

Später wurde bekannt, dass die beiden Staats- und Regierungschefs ein 80-minütiges Treffen hatten, an dem größtenteils nicht einmal ihre Berater teilnahmen. Am Ende des Gesprächs gab es keine offizielle Erklärung, aber laut einer Quelle des Investigativjournalisten mit Zugang zu diplomatischen Informationen ging es darum, "das Thema Gaspipelines offenzulegen". Infolge des Treffens wurden "bestimmte Elemente der CIA" gebeten, in Zusammenarbeit mit den deutschen Geheimdiensten eine Titelgeschichte vorzubereiten, die die amerikanische und deutsche Presse mit einer alternativen Version für die Zerstörung von Nord Stream 2 versorgen würde. Laut Hersh sollte "im System ein Impuls angeregt werden", um die Behauptung zu widerlegen, Biden habe die Zerstörung der Pipelines angeordnet.

Mithilfe des deutschen Geheimdienstes wurden demnach Geschichten über eine "inoffizielle" Ad-hoc-Operation, die zur Zerstörung der Pipelines geführt hat, ausgeheckt und untergeschoben. Die "Nebelkerze" bestand aus zwei Zeitungsartikeln: Der erste war ein Bericht in der New York Times vom 7. März, in dem ein anonymer amerikanischer Beamter zitiert wurde, der behauptete, dass "neue Geheimdienstinformationen […] darauf hindeuten", dass "eine proukrainische Gruppe" an der Zerstörung der Pipeline beteiligt gewesen sein könnte. In einem weiteren Beitrag in der Zeit vom selben Tag, hieß es, dass deutsche Ermittlungsbeamte eine gecharterte Luxussegeljacht aufgespürt hätten, die am 6. September vom Hafen in Rostock aus an der Insel Bornholm vor der dänischen Küste vorbeigefahren sei. Die Insel liegt nur wenige Kilometer von dem Gebiet entfernt, in dem die Pipelines am 26. September zerstört wurden.

Die Jacht war von ukrainischen Eigentümern gemietet worden und mit einer sechsköpfigen Mannschaft besetzt: einem Kapitän, zwei Tauchern, zwei Tauchassistenten und einem Arzt. Darunter waren fünf Männer und eine Frau, die gefälschte Reisepässe genutzt haben sollen. Die Publikationen wiesen in ihren Artikeln allerdings auch darauf hin, dass es, wie die New York Times es ausdrückte, "viel gab, was sie nicht wussten". Laut Hersh war das Ziel der Berichte, dass die Presse und die Öffentlichkeit aufhörten, Fragen zu stellen. Und sie sollten die Ermittler "die Wahrheit herausfinden lassen, die natürlich nie ans Licht kommen sollte".

Holger Stark, der Autor des Berichts in der Zeit, merkte zudem an, dass es einige Personen "in den internationalen Sicherheitsdiensten" gebe, die die Möglichkeit nicht ausgeschlossen hätten, dass die Jacht-Geschichte "eine Operation unter falscher Flagge" sei. Zumindest in diesem Punkt stimmte Hersh der Zeit zu, denn es handle sich wirklich um eine "False Flag-Aktion":

"Es war eine totale Erfindung des amerikanischen Geheimdienstes, die an die Deutschen weitergegeben wurde und darauf abzielte, ihre Geschichte zu diskreditieren", sagte mir eine Quelle innerhalb der amerikanischen Geheimdienstgemeinschaft.

Hersh wies auch darauf hin, dass die deutlichsten Hinweise, dass die Geschichte der New York Times und der Zeit nicht stimmen konnten, von der New York Times selbst stamme. Im Times-Podcast The Daily erklärte einer der Autoren der Geschichte der New York Times, er wolle noch einmal klarstellen, dass man bisher sehr wenig wisse. Die proukrainische Gruppe bleibe "mysteriös". Man sei sich "laut Geheimdienstinformationen" jedoch sicher, dass diese Gruppe nichts mit der ukrainischen Regierung zu tun habe:

"Nun, die Geheimdienstinformationen besagen derzeit, dass sie es nicht sind. Und obwohl uns von offizieller Seite gesagt wird, dass der Präsident der Ukraine und seine wichtigsten Berater nichts davon wussten, können wir nicht sicher sein, ob das stimmt oder ob nicht jemand anderes davon wusste."

Hersh erklärte diesbezüglich:

"Die Reporter der Times in Washington waren den Beamten des Weißen Hauses ausgeliefert, 'die Zugang zu Geheimdienstinformationen hatten'. Aber die Informationen, die sie erhielten, stammten von einer Gruppe von CIA-Experten für Täuschung und Propaganda, deren Aufgabe es war, die Zeitung mit einer Titelgeschichte zu füttern – und einen Präsidenten (Joe Biden, Anm. d. Red.) zu schützen, der eine unkluge Entscheidung getroffen hat und jetzt darüber lügt."

Bemerkenswert ist im Übrigen auch Hershs Reaktion, als er erstmals über die "Enthüllungen" der New York Times und der Zeit erfuhr:

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