Seymour Hersh: Will die EU Selenskij fallen sehen?
Der investigative Journalist und Pulitzer-Preisträger Seymour Hersh hat auf seinem Blog einen neuen Beitrag zum Krieg in der Ukraine veröffentlicht. Demnach würden die baltischen Staaten sowie Ungarn und Polen Selenskij drängen, einen Weg zur Beendigung des Konflikts zu finden und den Wiederaufbau der Ukraine in Gang zu bringen. Auch ein Rücktritt des ukrainischen Präsidenten sei in diesem Zusammenhang im Gespräch.
Selenskij geht bisher nicht auf solche Forderungen ein. Aber es werde deutlich, dass er allmählich die Unterstützung selbst enger Verbündeter verliert, schreibt Hersh. Einer der Gründe für den Sinneswandel sei die enorme Zahl ukrainischer Flüchtlinge, die zu einer zunehmenden Belastung für die Europäische Union (EU) werde.
Hersh schreibt unter Bezugnahme auf eine Analyse des Thinktanks Council of Foreign Relations, es seien bisher Ausgaben für Humanitäre Hilfe in Höhe von "dutzenden Milliarden Euro" entstanden. Der Thinktank geht von baldigen Ermüdungserscheinungen in den Aufnahmeländern aus.
Obwohl die Ukraine gar kein Mitglied der EU ist, genießen Ukrainer dort faktisch alle Freizügigkeit des Schengener Abkommens. Die durch den Ukraine-Krieg ausgelöste Flüchtlingskrise wird für die Schengen-Staaten zu einer enormen wirtschaftlichen Belastung. Mit der Flüchtlingskrise sind zudem weitere gravierende Sicherheitsrisiken durch unkontrollierte Migration entstanden.
Hersh bezieht sich bei seinen Ausführungen erneut auf eine vertrauliche Quelle innerhalb der US-amerikanischen Geheimdienste. Laut dieser Quelle sei insbesondere Ungarn eine treibende Kraft, aber auch Polen und Deutschland würden hinter den Kulissen Selenskij zu Verhandlungen mit Moskau drängen. Selenskij könne im Gegenzug seine Villa in Italien ebenso behalten sowie seine Konten bei Offshore-Banken, würden ihm anscheinend – laut Hershs Quelle – die EU-Staatslenker zusichern.
Dieser Plan innerhalb der Europäischen Union nach einem Wechsel in Kiew wird von der US-Administration bisher nicht unterstützt, schreibt Hersh und berichtet in diesem Zusammenhang von unterschiedlichen Kräften auch im Weißen Haus, die unterschiedliche Vorstellungen vom weiteren Verlauf des Konfliktes haben. Geheimdienstliche Informationen zum bedenklichen Zustand der Ukraine und zum Kriegsverlauf würden dabei bisher oft ignoriert. Allerdings käme auch Biden nicht auf Dauer an der Tatsache vorbei, dass die Ukraine in massiven finanziellen Schwierigkeiten stecke.
"Der Ukraine geht das Geld aus und es ist klar, dass die nächsten … Monate entscheidend sind. Daher reden die Osteuropäer über einen Deal
…Wir schulen die Ukrainer immer noch im Fliegen unserer F-16, die von Russland abgeschossen werden, sobald sie in das Kriegsgebiet gelangen. Die Mainstream-Presse ist Biden und dem Krieg hörig und Biden redet immer noch vom Großen Satan in Moskau, während es der russischen Wirtschaft gut geht. Putin kann weiter an der Macht bleiben", zitiert Hersh seine Quelle.
Das Problem bei diesem Dissens zwischen den USA und der EU sei, dass man in Washington an Selenskij festhalten will, während in der EU der Wunsch immer deutlicher zu Tage tritt, Selenskij fallen zu lassen.
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Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.