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Henry Kissinger: "Ich bin übrigens nicht der Meinung, dass alle Schuld bei Putin liegt"

In einem Interview erklärte der frühere US-Außenminister Henry Kissinger, die Schuld für den Ukraine-Krieg liege nicht nur bei Russland. Nach seiner Meinung liege der Ursprung des Ukraine-Kriegs in der Einladung der Ukraine zum NATO-Beitritt.
Henry Kissinger: "Ich bin übrigens nicht der Meinung, dass alle Schuld bei Putin liegt"Quelle: www.globallookpress.com © Wang Ying / XinHua

Nach Auffassung des früheren US-Außenministers und langjährigen Politikers der US-Republikaner Henry Kissinger liegt die Schuld für den Ukraine-Krieg nicht nur bei Russland. In einem Interview für Die Zeit sagte er:

"Ich bin übrigens nicht der Meinung, dass alle Schuld bei Putin liegt."

Dabei erinnerte er auch daran, dass er schon 2014 seine Zweifel daran gehabt hätte, "die Ukraine einzuladen, der NATO beizutreten". Wie Die Zeit ihn am Mittwoch dazu zitierte, sei Kissinger damals der Meinung gewesen, "dass die Ukraine am besten neutral geblieben wäre, mit einem Status ähnlich wie seinerzeit Finnland". Bis heute denke er,

"... dass es nicht weise war, die Aufnahme aller Länder des ehemaligen Ostblocks in die NATO mit der Einladung an die Ukraine zu verbinden, ebenfalls der NATO beizutreten. (...) Damit begann eine Reihe von Ereignissen, die in dem Krieg kulminiert sind."

Nach Meinung von Kissinger sei diese Einladung zum NATO-Beitritt quasi der Auftakt für den Krieg gewesen.

In dem Interview bezeichnete auch er dann aber den Ukraine-Krieg als rücksichtslosen Angriffskrieg Russlands und befürwortet den Widerstand des Westens:  "Der Krieg selbst und die Kriegsführung sind höchst rücksichtslos, der Angriff muss zurückgeschlagen werden, und ich befürworte den Widerstand der Ukrainer und des Westens."

Aber der renommierte Politikwissenschaftler Kissinger befürwortet mittlerweile nun auch eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine: "Heute bin ich absolut dafür, die Ukraine nach dem Ende des Krieges in die NATO aufzunehmen. Jetzt, da es keine neutralen Zonen mehr zwischen der NATO und Russland gibt, ist es besser für den Westen, die Ukraine in die NATO aufzunehmen."

Schließlich kam im Interview der Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs gegen den russischen Präsidenten zur Sprache, den Kissinger unumwunden kritisiert: "Putin vor Gericht? Besser nicht!" Es werde seiner Meinung nach "unmöglich, oder sehr viel schwieriger, einen Krieg zu begrenzen, wenn man den Ausgang des Krieges mit dem persönlichen Schicksal eines politischen Führers verknüpft".

Der deutschstämmige Friedensnobelpreisträger von 1973 Henry Kissinger wird am kommenden Sonnabend 100 Jahre alt.

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