Folgen der Sanktionen? Visa wird von Chinas UnionPay überholt
Wie die Nachrichtenagentur TASS berichtet, hat das chinesische Zahlungssystem UnionPay im Jahr 2022 erstmals die Führung bei den Transaktionen übernommen und den bisherigen Weltmarktführer für Debitkarten, Visa, überholt. TASS bezieht sich dabei auf die Studie des internationalen Unternehmens Nilson Report. Die Agentur erklärt:
"Laut der Studie erreichte der Anteil von UnionPay an den Transaktionen 40,03 Prozent, während auf Visa 38,78 Prozent entfielen. Die Transaktionen von Visa beliefen sich im Jahr 2022 auf 14,109 Milliarden US-Dollar, während jene von UnionPay 16,227 Milliarden US-Dollar betrugen, wobei 63,91 Prozent der Debitkartentransaktionen auf das US-Zahlungssystem entfielen und 75,12 Prozent auf UnionPay."
Außerdem sank der Anteil der MasterCard-Debitkarten zwischen den Jahren 2021 und 2022 um fast 18,5 Prozent von 39,53 Prozent auf 21,19 Prozent, so die Agentur TASS.
Nach dem Beginn der russischen Militäroperation in der Ukraine hatten die Zahlungsanbieter Visa und Mastercard ihren Betrieb in Russland eingestellt, sodass russische Bürger nicht mehr mit den Karten dieser Zahlungssysteme im In- und Ausland bezahlen konnten. Als Alternative für Auslandszahlungen haben einige russische Banken begonnen, Karten des chinesischen Zahlungssystems UnionPay anzubieten. Wie ein Experte gegenüber der russischen Ausgabe des Magazins Forbes erklärte, könnte dies zur Schwächung der Position von Visa auf dem Markt beigetragen haben. Forbes schreibt:
"Igor Dodonow, ein Analytiker der Finam Group, brachte den gestiegenen Marktanteil von UnionPay mit dem Wachstum der Wirtschaft im asiatisch-pazifischen Raum in Verbindung, wo das chinesische Zahlungssystem am weitesten verbreitet ist. 'Sie haben in den letzten Jahren ein überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum verzeichnet, was wiederum zu einem Anstieg der Kartentransaktionen beigetragen hat', so Dodonow. Er merkte auch an, dass das Wachstum des Anteils von UnionPay durch den Weggang von Visa und MasterCard aus Russland im Jahr 2022 beeinflusst worden sein könnte. Dem Experten zufolge werden die russischen Transaktionen dieser Zahlungssysteme in der Gesamtstatistik nicht mehr berücksichtigt, in der auf Russland 4-5 Prozent aller Visa- und MasterCard-Transaktionen entfielen."
Nach Ansicht von Pawel Samijew, dem Geschäftsführer der Analyseagentur Businessdrome, war diese Dynamik zu erwarten. Ihm zufolge konnte UnionPay bereits in den vergangenen Jahren seinen Anteil rapide erhöhen, während die Anteile von Visa und Mastercard zurückgingen. "Die Zahl der UnionPay-Partner auf der ganzen Welt nahm zu, und zwar in schnellem Tempo, sodass dies insgesamt zu erwarten war", stellt er in einem Interview mit dem Wirtschaftsportal BFM fest und fährt fort:
"Der Trend wird sich fortsetzen. Es wird eine aktive Politik betrieben, um die Zahl der Partner – also die Arbeit von UnionPay selbst – und die Zahl der Verkaufsstellen, in denen Karten akzeptiert werden, zu erhöhen. Das ist natürlich ein sehr wichtiger Faktor. Und irgendwann fängt das dann von selbst an zu funktionieren, eine kritische Masse wird erreicht. Wenn die Menschen in der ganzen Welt sehen, dass Karten dieses Typs fast überall akzeptiert werden, wird es zu einem System, das beginnt, sich selbst zu verbreiten. Jetzt ist eine kritische Masse also erreicht, und der Trend wird wahrscheinlich dahin gehen, dass UnionPay noch schneller wächst."
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