Nach Russland-Rückzug und Druck auf Konkurrenten: Jägermeister verklagt ein russisches Werk
Zuerst setzte das deutsche Unternehmen, das den berühmten Jägermeister-Kräuterlikör herstellt, wegen der Sanktionen des Westens seine Lieferungen nach Russland aus. Als dann russische Hersteller die frei gewordene Marktlücke freudig füllten, setzte es seine Konkurrenten unter Druck und versuchte, den Russen zu verbieten, ihre eigenen Kräuterliköre anzubieten.
Das ging so weit, dass der Föderale Antimonopoldienst Russlands vor einem Monat einen Verstoß der Deutschen gegen das Gesetz "Über den Schutz des Wettbewerbs" feststellen musste. Jetzt will der Likör-Hersteller, nachdem er mit den bisherigen Methoden nichts erreicht hat, auf juristischem Weg gegen russische Konkurrenten vorgehen, und auch gegen diejenigen, die russische Kräuterliköre verkaufen.
Wie die Nachrichtenagentur RIA Nowosti heute meldete, hat die Mast-Jägermeister SE zwei Klagen gegen die in Kaluga ansässige Brennerei Kristall vor dem Moskauer Schiedsgericht eingereicht, wobei in einer Klage rund 315 Millionen Rubel (fast 4 Millionen Euro) Schadenersatz gefordert werden. Die Agentur schreibt:
"Die Klagen wurden am 19. Mai bei Gericht eingereicht. Die erste Klage richtet sich gegen 'Kristall' und den Händler 'WineStyle'. Darin werden eine Vermögensforderung (der Betrag ist nicht angegeben) und zwei Nichtvermögensforderungen geltend gemacht.
In der zweiten Klage werden 'Kristall' und das Einzelhandelsunternehmen 'Krasnoje & Beloje' als Beklagte genannt. Die Klage zielt auf den Schutz der ausschließlichen Rechte ab. Sie enthält außerdem zwei nicht eigentumsrechtliche Ansprüche und einen vermögensrechtlichen Anspruch, mit dem eine Entschädigung in Höhe von rund 315 Millionen Rubel gefordert wird."
Wie RIA Nowosti betonte, sind beide Klagen bisher noch nicht bearbeitet worden, weil der Kläger die staatliche Gebühr für die Einreichung einer Klage nicht entrichtet hat. Das deutsche Unternehmen hat bis zum 26. Juni Zeit, die Verfahrensverstöße zu beheben, so die Nachrichtenagentur.
Die Geschichte des Konflikts zwischen Jägermeister und Kristall begann, nachdem der deutsche Hersteller – dem Beispiel anderer ausländischer Firmen folgend – beschlossen hatte, seine Lieferungen nach Russland einzustellen. Doch der Wunsch, die Russen mit Sanktionen zu bestrafen, fiel auf das Unternehmen zurück: Fast unmittelbar danach gab eine der ältesten und angesehensten Brennereien Russlands, Kristall aus Kaluga, bekannt, dass sie mit der Lieferung der Kräuterliköre "Alter Heiler" und "König Heiler" begonnen habe, die Jägermeister ersetzen könnten. Das Unternehmen plante, bis zum Jahr 2023 etwa 300.000 bis 360.000 Dekaliter dieser Getränke zu produzieren.
Die Jägermeister SE, die den russischen Markt "verlassen" hatte, begann daraufhin, Druck auf seine Konkurrenten auszuüben. So forderte das deutsche Unternehmen in einem Schreiben Groß- und Einzelhandelsketten auf, den Verkauf von Kristall-Likören zu stoppen, indem es die Produkte als Fälschungen bezeichnete und behauptete, dass die russischen Rezepte mit den deutschen identisch wären.
Das Kristall-Werk sah sich damals sogar gezwungen, den Föderalen Antimonopoldienst Russlands gegen den Druck des deutschen Herstellers einzuschalten. Der Antimonopoldienst bestätigte, dass die Mast-Jägermeister SE unrechtmäßige Forderungen gestellt habe, als sie verlangte, die Kräuterliköre "Alter Heiler" und "König Heiler" der russischen Kristall-Brennerei aus dem Verkauf zu nehmen. Außerdem forderte die Behörde den deutschen Hersteller auf, die Verstöße zu beseitigen.
Artjom Tschubukin, Leiter des russischen Werks, sagte in einem Interview:
"Kristall hat ein neues Produkt auf den Markt gebracht – einen Kräuterlikör auf der Basis von 52 Kräutern – und Jägermeister war der Meinung, dass wir direkte Konkurrenten sind. Es wurden Forderungen gestellt, die Herstellung und Einführung dieses Produkts künftig zu stoppen, und es gab auch Forderungen, es aus dem Verkehr zu ziehen und den Verkauf des Produkts, das wir an die Einzelhandelsketten geliefert haben, einzustellen. Es gibt nur sehr wenige Kräuterliköre dieser Art auf dem russischen Markt. Was die Verwendung des Rezepts betrifft, so ist es eine Eigenentwicklung der Betriebsleitung von Kristall. Unsere Technologen entwickeln seit dem Jahr 2019 ihre eigene Rezeptur und wählen Kräuter aus. Wir haben Jägermeister als Likör in keiner Weise kopiert, und was das Aussehen betrifft, so wurde die Ähnlichkeit noch nicht festgestellt. Dass die Vertreter des Unternehmens sagen, dass unsere Produkte ähnlich sind, ist nur die Meinung dieser Vertreter."
Und nun gibt es ein Gerichtsverfahren gegen das russische Werk, in dem mehrere Millionen Euro Schadenersatz gefordert werden. Doch wie es aussieht, werden die Russen nicht aufgeben und es steht eine "Schlacht der Kräuterliköre" bevor.
Denn heute wurde auch bekannt, dass das Kristall-Werk eine Gegenklage gegen Jägermeister einreicht. Laut der Nachrichtenagentur RIA Nowosti, beläuft sich die Gegenforderung auf rund fünfhundert Millionen Rubel (nahezu sechs Millionen Euro). "Der geforderte Entschädigungsbetrag berücksichtigt nicht nur unsere direkten Verluste, sondern auch den entgangenen Gewinn und den Imageschaden, den Kristall durch den unlauteren Wettbewerb des Gegners erlitten hat", so das Unternehmen gegenüber der Agentur. Ria Nowosti zitiert:
"Es wurde auch klargestellt, dass es sich bei dem Likör 'Alter Heiler' um ein eigenes Erzeugnis handelt, das nach dem Originalrezept hergestellt wird. 'Wir verstehen, dass die Mast-Jägermeister SE, nachdem sie sich vom russischen Markt zurückgezogen hat, Milliardenverluste erlitten hat und jetzt versucht, den entgangenen Gewinn zu ersetzen ... Kristall ist jedoch bereit, dem Gericht Beweise und Ergebnisse von Gutachten vorzulegen, die unsere Position und unser Recht vollständig bestätigen",
so ein Sprecher der Kristall-Brennerei weiter.
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