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Repression in der Ukraine: Krimstämmiger Arzt zu 15 Jahren Haft verurteilt

Ein von der Halbinsel Krim stammender Arzt, der Flüchtlingen im Kloster der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche half, wurde in Kiew wegen angeblicher Spionage für Russland zu 15 Jahren Haft mit Einziehung verurteilt
Repression in der Ukraine: Krimstämmiger Arzt zu 15 Jahren Haft verurteilt© SBU

Ein von der Halbinsel Krim stammender Arzt, der Flüchtlingen im Kloster der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche half, wurde in Kiew wegen angeblicher Spionage für Russland zu 15 Jahren Haft mit Einziehung seines Vermögens verurteilt.

Farhot Abdullajew, Professor und Doktor der Medizin und Biologie, Spezialist für Infektionskrankheiten, Epidemiologie und Mikrobiologie, hatte seit 2004 auf der Krim gelebt und an einer örtlichen Hochschule doziert. Nach dem Anschluss der Krim an Russland hatte er die Insel verlassen, um an der Nationalen Medizinischen Bogomolez-Universität und dem Forschungsinstitut für Epidemiologie und Infektionskrankheiten der Nationalen Medizinischen Akademie der Ukraine in Kiew zu arbeiten.

Die Familie von Abdullajew war in Simferopol verblieben, der Hauptstadt der Halbinsel, deshalb war der Mediziner fast wöchentlich für ein bis zwei Tage über die streng bewachte Grenze dorthin gefahren.

Ende Mai 2022 wurde Professor Abdullajew vom ukrainischen Geheimdienst SBU festgenommen, als er angeblich nachrichtendienstliche Informationen an russische Vertreter weitergab. Ukrainische Medien zitierten den Pressedienst des SBU mit den Worten, dem Professor sei 2020 in Kiew gekündigt worden und er sei wieder auf die Krim gezogen, wo er angeblich Kontakte zum FSB knüpfte.

2022, einen Monat vor Beginn der russischen Militäroperation, soll er demnach nach Kiew zurückgekehrt sein, "um Informationen über Soldaten der ukrainischen Streitkräfte zu sammeln, die sich in der Region Kiew in Krankenhäusern aufhielten". Außerdem soll er versucht haben, ukrainische und ausländische Wissenschaftler zu rekrutieren, die auf dem Gebiet der militärischen Epidemiologie, Virologie und Infektionskrankheiten arbeiteten. Abdullajew soll von ihnen Informationen unter dem Vorwand erhalten haben, er arbeite an einer wissenschaftlichen Arbeit. Nach Angaben des SBU-Pressedienstes und ukrainischer Medien sollte er für seine Agententätigkeit einen Posten als stellvertretender Gesundheitsminister der Krim erhalten.

Im März 2023 befand das Solomenski-Bezirksgericht in Kiew Abdullajew, der zuvor fast acht Monate in Untersuchungshaft verbracht hatte, gemäß Teil 2 von Artikel 111 des ukrainischen Strafgesetzbuchs (Hochverrat unter Kriegsrecht) für schuldig und verurteilte ihn zu 15 Jahren Gefängnis mit Einziehung aller Vermögenswerte.

Dabei weicht das Urteil selbst in entscheidenden Punkten von der Darstellung des SBU und vorausgegangenen Medienberichten ab. So geht aus dem Urteil hervor, dass Abdullajew im Jahr 2020 nicht auf die Krim gezogen war, sondern bis zu seiner Verhaftung weiterhin in Kiew gearbeitet hatte, und zwar als Vorsitzender der Kommission für die Reorganisation der medizinischen Universität. Er war allerdings regelmäßig auf die Krim gereist, um seine Familie zu besuchen.

Im Urteil wird nicht erwähnt, dass er mit FSB-Vertretern auf der Krim zu tun hatte.

Frei erfunden war die Behauptung, dass Abdullajew "auf frischer Tat" ertappt wurde. Tatsächlich wurde er nicht bei der Übergabe von Geheiminformationen oder sonst etwas festgenommen, sondern im medizinischen Zentrum "St. Lukas-Krankenhaus" des Klosters "Heilige Himmelfahrt" der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche im Dorf Banceni im Gebiet Czernowitz, wo er Evakuierte behandelte, wie er sie zuvor in Kiew behandelt hatte.

Keine Spur findet sich in dem Urteil davon, dass der Arzt mit dem FSB verhandelt hätte, um im Gegenzug für seine Dienste einen Posten als stellvertretender Gesundheitsminister der Krim zu erhalten. Dies lässt darauf schließen, dass der Pressedienst des SBU und die ukrainischen Medien diesen Punkt einfach erfunden haben.

Sehr dünn ist auch die Beweislage, sodass alles dafür spricht, dass hier ein Unschuldiger verurteilt wurde. Er ist aber auch nicht der Erste und wahrscheinlich nicht der Letzte, der unter die Räder eines Konflikts geraten ist, der bereits Millionen Schicksale und Beziehungen zerstört hat. 

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