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Säbel statt Hand: Internationaler Fechtverband disqualifiziert ukrainische Sportlerin

Die ukrainische Olympiasiegerin im Fechten, Olga Charlan, ist für zwei Monate disqualifiziert worden, weil sie ihrer russischen Rivalin nach dem Duell den obligatorischen Handschlag verweigert hat. Dem Fechtverband fiel diese Entscheidung schwer.
Säbel statt Hand: Internationaler Fechtverband disqualifiziert ukrainische SportlerinQuelle: AFP © Andreas Solaro

Die Sportwelt hat sich inzwischen schon fast an die Skandale um ukrainische Sportler gewöhnt, die bei internationalen Wettkämpfen ihre politische Haltung im Konflikt mit Russland gern zur Schau stellen. Doch der Vorfall, der sich bei einem eigentlich unbedeutenden Fechtduell in einem 1/32-Finale am Donnerstag ereignete, nahm eine unerwartete Wendung und erreichte binnen weniger Stunden diplomatische Höhen. 

Die ukrainische Olympiasiegerin und mehrfache Weltmeisterin Olga Charlan war in diesem Kampf der Fechtweltmeisterschaft in Mailand gegen die Russin Anna Smirnowa die klare Favoritin. Sie gewann das Duell erwartungsgemäß mit 15 zu 7. Nach dem Kampf geben sich die beiden Athleten als Zeichen des gegenseitigen sportlichen Respekts traditionellerweise einen Handschlag.

Die Geste ist beim Fechten aber im Unterschied zu vielen anderen Sportarten nicht als Empfehlung, sondern als Regel festgeschrieben. Wer diese Regel verletzt, erleidet eine technische Niederlage und kann per sogenannter Schwarzer Karte für 60 Tage disqualifiziert werden. 

Nach dem Kampf gegen Charlan ging Smirnowa auf die ukrainische Sportlerin zu, um ihr die Hand zu geben. Doch diese streckte ihr den Säbel entgegen und verhinderte so, dass die russische Athletin sich ihr nähern konnte, rief ihrer russischen Kontrahentin ein paar harsche Worte zu (die in der Übertragung nicht zu hören waren) und verließ die Bahn.

Nach den Regeln gilt ein Kampf ohne den Schlussgruß nicht als beendet und Smirnowa blieb auf der Bahn, um auf die Anweisung der Kampfrichter zu warten. Überraschenderweise kam Charlans Verhalten für die Jury offenbar völlig unerwartet. Nach Darstellung des russischen Fachportals Sport-Express gaben die Kampfrichter der russischen Athletin 50 Minuten lang trotz klarer Sachlage keine Anweisungen. Die Jury ignorierte also zunächst das beleidigende Verhalten der Olympiasiegerin. Erst nach längerer Zeit verkündete sie ihre Entscheidung, Charlan von der weiteren Teilnahme an der Weltmeisterschaft zu suspendieren und ein Auftrittsverbot für 60 Tage zu verhängen. 

Dennoch stieß die Unentschlossenheit der Jury in Russland auf Kritik. Es sei unangebracht gewesen, den eklatanten Vorfall zu ignorieren, bei dem Charlan ihre Gegnerin der Gefahr aussetzte, sich zu verletzen, indem sie Smirnowa, die keine Maske trug, den Säbel entgegenstreckte, kommentierte Sport-Express. "Unabhängig von den politischen Präferenzen der Richter gab es keine Möglichkeit, die 32-jährige Ukrainerin weiterhin am Turnier teilnehmen zu lassen. Zugleich ist unklar, was sich Charlan mit diesem Zirkus' erhofft hat", so das russische Nachrichtenportal. 

Nach Auffassung des russischen zweifachen Olympiasiegers im Säbelfechten, Mark Rakita, hätte Charlan das Duell von vornherein verweigern müssen. Sie sei eine großartige Athletin, die viel stärker als Smirnowa war, die jedoch unter einem völlig im Gegensatz zu ihrer Fechtkunst stehenden, unpassenden "Mangel an elementarer Kultur" leidet. 

Der Chef des russischen Olympiakomitees, Stanislaw Posdnjakow, begrüßte die Entscheidung der Jury. "Die Regeln legen eindeutig fest, dass sich die Athleten nach dem Kampf die Hand reichen müssen. Dies ist eine heilige Regel für alle Fechter. Deshalb bin ich sehr froh, dass sich der Internationale Verband an seine eigenen Regeln hält", so Posdnjakow. 

Charlan war zuvor bereits mit antirussischen Äußerungen aufgefallen, ihre Schutzmaske trägt die ukrainischen Nationalfarben. Die Ukraine hat für ihre Sportler eigentlich ein Verbot verhängt, gegen russische Sportler anzutreten. Die Entscheidung wurde jedoch kurz vor dem Kampf Charlans aufgehoben, um die Qualifizierung des Fechtstars für die bevorstehenden Olympischen Spiele in Paris nicht zu gefährden. 

In der Ukraine wurde die Entscheidung des Fechtverbands scharf kritisiert. Viele Fachkommentatoren bewerten den versuchten Handschlag der Russin als Provokation, weil diese gewusst habe, dass Charlan ihn verweigern würde. Diese Meinung äußerte auch der ukrainische Außenminister Dmitri Kuleba auf Twitter. Er schrieb: 

"Anna Smirnowa hat in einem fairen Kampf verloren und sich entschieden, mit dem Handschlag ein schmutziges Spiel zu spielen. Olga Charlan hat zu Recht gewonnen und Würde gezeigt. Ich fordere den Internationalen Fechtverband (FIE) auf, Charlans Rechte wiederherzustellen und sie zum Wettkampf zuzulassen."

Die Ukraine hat angekündigt, gegen die Entscheidung des Internationalen Fechtverbands vorzugehen. "Wir bereiten einen Protest vor. … Immerhin hat der Kampfrichter, der den Kampf direkt betreut hat, keine Schwarze Karte erteilt und (Charlan) nicht disqualifiziert. Erst danach begannen die hinterhältigen Spielchen", teilte der Chef des ukrainischen Fechtverbands, Michail Iljaschew, mit. Von einer Rückkehr der ukrainischen Athletin zu diesen Wettkämpfen könne allerdings keine Rede sein. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass er alle Anstrengungen unternehmen werde, um die Annullierung der Schwarzen Karte zu erreichen, die es Charlan unmöglich macht, an den Mannschaftsturnieren teilzunehmen.

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