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Reaktion der USA auf russisch-chinesische Marinepatrouille offenbart eklatante Heuchelei

Washington glaubt ein göttliches Recht zu haben, seine Kriegsschiffe überall dorthin zu schicken, wohin es will, aber wenn "Rivalen" dasselbe machen, wird es umgehend als Bedrohung angeprangert.
Reaktion der USA auf russisch-chinesische Marinepatrouille offenbart eklatante HeucheleiQuelle: Sputnik © Aleksei Nikolskij, RIA Nowosti

Von Timur Fomenko

Vergangene Woche entsendeten die USA eine Gruppe Kriegsschiffe und ein Aufklärungsflugzeug in die Gewässer vor der Küste Alaskas, während chinesische und russische Kriegsschiffe eine gemeinsame Marinepatrouille in der Gegend durchführten. Ein ehemaliger Kapitän der US-Marine und Analyst bei der rechtskonservativen Denkfabrik Heritage Foundation bezeichnete die Marinepatrouille als "höchst provokativ". Denn die USA und ihre Verbündeten würden so etwas niemals tun, nicht wahr?

Die USA engagieren sich in einer umfassenden Militarisierung der Peripherien Chinas und Russlands, und das in einer Weise, die impliziert, dass sie dazu ein gottgegebenes, bedingungsloses Recht haben. Dieses Verhalten hat nicht nur einen Krieg in der Ukraine provoziert, sondern droht auch einen zweiten Krieg in der Straße von Taiwan auszulösen. Die Realität ist natürlich, dass weder Russland noch China irgendeine Bedrohung für Alaska darstellen, denn der Konflikt oder das Risiko eines Konflikts liegt vor ihrer eigenen Haustür und nicht vor jener der USA.

Die USA sind das militärischste und aggressivste Land der modernen Geschichte der Menschheit. Sie haben eine globale Militärpräsenz aufgebaut, die jeden einzelnen Kontinent mit Hunderten von Militärstützpunkten umfasst. Washington behauptet, dass die USA damit die Freiheit und das Selbstbestimmungsrecht anderer Staaten schütze. In Wirklichkeit jedoch werden damit jene Staaten umzingelt, die von Washington als Rivalen für die eigene globale Dominanz identifiziert wurden. Dabei werden die regionalen Spannungen eskaliert und wenn diese Staaten darauf reagieren, werden sie als "Aggressoren" gebrandmarkt, was dann wiederum zum Vorwand genommen wird, den eigenen militärischen Fußabdruck in diesen Regionen zu vergrößern.

Gegenüber Russland verfolgten die USA seit dem Ende des Kalten Krieges eine unermüdliche Erweiterung der NATO nach Osten und absorbierten dabei ehemalige Mitglieder des Bündnissystems der Sowjetunion, zu einem Zeitpunkt, als Russland nicht in der Lage war, sich gegen die USA zu stellen. Die NATO hat sich von einer Allianz der kollektiven Selbstverteidigung, zu einer zunehmend globalen und ideologisch getriebenen Armee von Kreuzrittern entwickelt, die den geopolitischen Zielen der USA dient. Das Wort "Nordatlantisch" im Namen NATO wird zunehmend überflüssig, da Washington versucht, die Reichweite dieser Militärallianz auf Asien und den Pazifik auszudehnen.

Was uns zum nächsten Punkt führt: China. Die USA drängen auf eine umfassende militärische und maritime Einkreisung der östlichen Peripherie Chinas und nutzen dabei die Unabhängigkeitsfrage Taiwans bewusst als Keil, um die Spannungen trotz der Ein-China-Politik in der Region zu verschärfen, während sie die Insel mit immer mehr Waffen versorgen. Dabei zwingen die USA immer mehr Länder dazu, eine stärkere amerikanische Militärpräsenz zu akzeptieren. Dazu gehören seit Kurzem die Philippinen, wo die USA Zugang zu einer Reihe von Stützpunkten erhielten, sowie Papua-Neuguinea, mit dem kürzlich ein Abkommen über eine Verteidigungskooperation unterzeichnet wurde. Gleichzeitig lassen die USA ständig Kriegsschiffe durch das Südchinesische Meer und die Straße von Taiwan fahren und berufen sich dabei auf die sogenannte "Freiheit der Schifffahrt", ein internationales Abkommen, das Washington bis heute noch nicht einmal ratifiziert hat. Chinas Gegenmaßnahmen werden dann als "aggressiv" und als Bedrohung für den Frieden in der Region eingestuft.

Wenn dies ein normales Verhalten und ein souveränes Recht der USA darstellt, warum können China und Russland dann keine Marinepatrouillen vor der Küste Alaskas durchführen? Warum wird das eigene Verhalten als Verteidigung der "Freiheit der Schifffahrt" gepriesen, das Verhalten anderer Staaten jedoch als "äußerst provokativ" eingestuft? Die Realität ist, dass sowohl Russland als auch China – obwohl ihnen die Präsenz der USA vor ihren Haustüren Sorgen bereitet – wenig Interesse daran haben, jemals so weit entfernt von den eigenen Küsten vor Alaska einen Krieg zu führen. Das Gleiche gilt nicht für ähnliche Aktionen der USA, bei denen eine Kriegsgefahr sehr, sehr real ist und von Washington zudem noch weiter verschärft wird. Die USA glauben, dass sie Rechte haben, die andere Länder nicht haben, was zu der in den Medien geäußerten Doppelmoral führt.

Die militärische Zusammenarbeit zwischen China und Russland ist ein Ergebnis der Feindseligkeit der USA gegenüber beiden Ländern und nicht eines "provokativen Verhaltens". Im geografischen Bereich Nordostasiens haben Russland und China gemeinsame strategische Interessen, die vor allem die Eindämmung der Ausweitung der US-Militärmacht in Japan und auf der koreanischen Halbinsel betreffen. Dieses strategische Gebiet erstreckt sich bis zum Nordpazifik. Keines der beiden Länder hat konkrete Ambitionen in Bezug auf Alaska. Weder China noch Russland versuchen dort eine Unabhängigkeits- oder Separatistenbewegung zu fördern, um es dann zu einem Washington feindlich gesinnten Militärpartner zu machen – anders, als es die USA mit Taiwan tun. Darin liegt der Unterschied zwischen den militärischen Verhaltensweisen.

China und Russland kooperieren zwar für gemeinsame strategische Ziele, üben dabei aber keine Aggression aus. Andererseits zielen die militärische Präsenz und Patrouillen der USA darauf ab, eine Region auf den Kopf zu stellen und Länder gegen andere aufzuhetzen, Konflikte zu provozieren und natürlich ihre wirtschaftlichen Ziele voranzutreiben. Die Ironie besteht darin, dass der Mediendiskurs dies als völlig normal und gerechtfertigt darstellt, die Zusammenarbeit zwischen Russland und China aber als potenzielle Bedrohung für Alaska wahrnimmt.

Aus dem Englischen.

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