Geopolitische Zeitenwende: Wird BRICS den Westen als dominierende Kraft in der Weltordnung ablösen?
Von Seyed Alireza Mousavi
Die Bedeutung des BRICS-Gipfels, der an diesem Dienstag begann, geht weit über die enorme Wirtschaftsleistung der Mitgliedsstaaten hinaus, wonach die derzeitigen Mitglieder mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung und ein Viertel der globalen Wirtschaftsleistung repräsentieren. Die Fünfergruppe aus Russland, China, Indien, Brasilien und Südafrika ist nämlich dabei, sich zu einem Gegenpol zu der lange vom Westen beherrschten Weltordnung um die USA zu entwickeln.
Die Entwicklung der Gruppe stellt ein Symptom einer grundlegenden Neuverteilung der geopolitischen Machtverhältnisse dar. Da die westliche Vorherrschaft ihren Höhepunkt schon überschritten hat, ist es nun nur noch eine Frage der Zeit, wann die alternative Organisation BRICS den Westen als einzige und dominierende Kraft in der Weltordnung ablösen wird. USA zielen darauf ab, soweit es geht, diesen Prozess zu verlangsamen, damit sie Zeit für eine neue Strategie zu der neuen Befestigung ihrer Herrschaftsstrukturen auf der Welt gewinnen.
Im Globalen Süden hat sich ein neues Selbstbewusstsein herausgebildet, das westliche Belehrungen nicht mehr hinnimmt, sondern stärker auf eigene Interessen und Traditionen achtet. Die BRICS-Gruppe bietet mittlerweile eine Entwicklungsbank und einen Währungsreservefonds, was als Gegenentwurf zu den westlich geprägten Institutionen Weltbank und IWF zu verstehen ist. Die BRICS-Staaten wollen nicht nur die Dominanz des Dollars durch Handel in ihren eigenen Währungen verringern, sondern auch eine neue goldgedeckte Währung anstreben. Die USA nutzen längst ihre Hoheit über den Dollar und den Einfluss auf das internationale Abrechnungssystem SWIFT vermehrt dafür aus, um exterritoriale Finanzsanktionen gegen die Länder des Globalen Südens durchzusetzen.
In den westlichen Medien wird oft kritisiert, dass BRICS ein heterogenes Bündnis sei: während Russland und China BRICS zu sehr zu einem antiwestlichen Block formen wollten, der sich den G7 entgegenstelle, zielten Brasilien, Indien und Südafrika eher darauf ab, die Beziehungen zwischen dem Westen und dem Globalen Süden auszubalancieren. Fakt ist, dass Indien zunehmend enge Beziehungen mit dem Westen und historische Spannungen mit China hat. Dabei ist aber nicht zu unterschlagen, dass BRICS keinen homogenen Block wie die NATO oder die EU bilden, sondern die Machtgewichte auf geopolitischen Karten deutlich Richtung Osten verschieben will. Darüber sind sich alle Mitgliedsstaaten einig.
Trotz des Ukraine-Krieges und der anschließenden Stärkung der Beziehungen zwischen Moskau und Peking haben sich Indien, Brasilien und Südafrika aus diesem Grund auf einem schmalen Grat bewegt und sich nicht den westlichen Sanktionen oder anderen Maßnahmen gegen Russland angeschlossen. Dies zeugt von dem Zusammenhalt der Mitgliedsstaaten inmitten der geopolitischen Machtverschiebungen auf der Welt. Da der Einfluss des Westens immer weiter zurückgeht – das jüngste Beispiel ist die Niger-Krise –, wächst unter anderem in Afrika, Lateinamerika und aufstrebenden asiatischen Mächten wie Indien die Forderung, das unipolare System nach dem Kalten Krieg zu überwinden.
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