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Westlich dominierte Welt ist vorbei und kommt nicht zurück – Blinken beerdigt alte globale Ordnung

Die vom Westen dominierte Weltordnung ist Geschichte. Dies gab US-Außenminister Antony Blinken diese Woche mit Bedauern zu. Sie komme auch nicht mehr zurück, weil "autoritäre und revisionistische Mächte" die Welt für sich sicherer machen würden.
Westlich dominierte Welt ist vorbei und kommt nicht zurück – Blinken beerdigt alte globale Ordnung© Kevin Dietsch/Getty Images

Von Dmitri Kossyrew

Endlich hat auch er es erkannt. Und hat es sogar zugegeben, wenn auch nicht ganz offiziell, sondern bei einem Vortrag an der Johns Hopkins University. Ich spreche von US-Außenminister Antony Blinken, der sagte:

"Was wir jetzt erleben, ist mehr als ein Test für die Haltbarkeit der Weltordnung nach dem Kalten Krieg. Es ist das Ende dieser Ordnung."

Und wie sah die Weltordnung aus der Perspektive von Blinken und den USA aus? Jahrzehnte relativer geopolitischer Stabilität mit strahlenden Erwartungen an "wachsenden Frieden und Sicherheit, internationale Zusammenarbeit, wirtschaftliche Verflechtung, politische Liberalisierung und den Triumph der Menschenrechte". All dies sei durch "autoritäre und revisionistische Mächte" – namentlich Russland und China – stark beeinträchtigt worden. Sie würden daran arbeiten, "die Welt für Autokratien sicherer zu machen", also für sich selbst.

Erstaunlich, nicht wahr? Jemand anderes als die USA und ihre Verbündeten will, dass die Welt für ihn sicherer wird.

An dieser Stelle muss gesagt werden, dass das Eingeständnis des US-Außenministers in der Tat ein bemerkenswertes Ereignis ist, denn er betont ausdrücklich, dass die "richtige" – die westlich dominierte – Weltordnung nicht mehr zurückkommt. Obgleich sich die USA selbst seit Langem fragen: Was haben wir eigentlich erwartet und gewollt?

Was Russland betrifft, so gibt es in unserem Land ein sehr berühmtes Meme, das bereits zur Legende geworden ist. Darin geht es darum, wie der frühe Jelzin-Außenminister Andrei Kosyrew scherzhaft oder eher ernsthaft die US-Amerikaner bat, Russland zu erklären, was denn seine nationalen Interessen zu sein haben. Und seine Gesprächspartner waren angeblich sehr zurückhaltend mit ihrer Antwort. Schließlich konnten sie nicht direkt sagen, dass die USA mit Russland nur einen schwachen und gehorsamen Rohstofflieferanten brauchen, mehr nicht. Obwohl sie sich natürlich genau das erhofften.

Was China betrifft, so ist vor Kurzem im Vereinigten Königreich ein Buch mit dem Titel "China Incorporated: The politics of a world where China is number one" von Kerry Brown (asianreviewofbooks.com) erschienen, in dem der erfahrene Sinologe auf bissige Weise darlegt, wie die USA die nationalen Interessen Chinas sehen. Und zwar so: Der Westen wolle, dass China innerhalb der Machtstrukturen und der Kultur der westlichen Welt agiert, in der die Vorherrschaft des Westens gesichert ist. Das heißt, er wolle ein China, "das wie der Westen wird, ihn aber nicht so gut kopiert, dass es ihn überholt".

Man beachte den provokanten Titel des Buches: "Unternehmen China: Politik in einer Welt, in der China an erster Stelle steht". Und so etwas gibt es (für einen Amerikaner) auch heute noch nicht.

Schauen wir uns die Ereignisse dieses Jahres an: Alle stark belebten Kontakte vonseiten der USA zu China reduzieren sich auf eine einfache Formel:

"In diesen Wirtschaftsbereichen treiben wir Handel mit euch, aber in den Bereichen, in denen es um Hochtechnologien geht, halten wir euch zurück und üben Druck aus. Kommt, willigt ein!"

Peking antwortet verständlicherweise direkt:

"Glaubt ihr ernsthaft, dass diese Formel der Zusammenarbeit zu uns passt?"

Heute könnten die Chinesen außerdem hinzufügen:

"Euer Außenminister hat bereits ehrlich zugegeben, dass diese Weltordnung vorbei ist. Lasst uns irgendwie eine neue erfinden. Wir schlagen das schon seit Langem vor, lest unsere außenpolitischen Konzepte."

Die politische Klasse der USA mag vielleicht zugeben, dass die alte Welt endgültig zusammengebrochen ist, aber sie ist nicht bereit, sich eine andere Welt vorzustellen, "in der China an erster Stelle steht" und Russland keine Tankstelle mehr ist. Es geht nicht um objektive Fakten wie Wirtschaft oder militärische Macht, sondern um die Struktur der Gehirne – und diese verändert sich langsamer als das BIP oder Technologien.

Eine weitere Veröffentlichung zu diesem Thema stammt aus der Zeitschrift Foreign Affairs, in der der Autor ausführt, dass die Volksrepublik China und die USA in eine "ideologische Sackgasse" geraten seien. Für Amerika sei es normal, mit knirschenden Zähnen zu akzeptieren, dass die beiden Mächte "konkurrieren" werden – mit dem Hintergedanken, dass die "Autokratien" letztendlich doch verlieren und zusammenbrechen werden. Für China sei es in Ordnung, in einer "vielfältigen" Welt verschiedener Zivilisationen respektvoll mit den USA zu koexistieren – mit einem allgemeinen Verständnis dessen, dass die Welt schon immer vielfältig war und immer vielfältig sein wird.

Die Schlussfolgerung des Autors: Die Welt werde so lange ziemlich gefährlich bleiben, bis entweder die USA oder China oder beide sich bereit erklären, ihre Weltanschauungen anzupassen und einen Weg zu finden, auf demselben Planeten friedlich zu leben.

Es ist klar, dass das Hineinziehen Russlands oder Chinas in Kriege (wie wir es seit Jahren erleben) nicht der beste Weg ist, um "ihre Weltanschauungen anzupassen". Aber die Tatsache, dass Blinken endlich das offensichtliche Ende der alten Weltordnung erkannt hat, ist schon ein Fortschritt.

Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen am 15. September 2023 bei RIA Nowosti.

Dmitri Kossyrew ist ein russischer Journalist, Orientalist und politischer Analyst bei RIA Nowosti.

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