Kiews Bürgermeister Klitschko: Selenskij zahlt für gemachte Fehler
In einem Interview mit der Schweizer Zeitung 20 Minuten hat der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko erklärt, dass der Rückgang der Popularität des ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij im Vergleich zur steigenden Popularität der Armee nicht überraschend sei. Das Volk sehe, "wer effektiv ist und wer nicht". Weiter hieß es:
"Und es gab und gibt viele Erwartungen. Selenskij zahlt für die Fehler, die er gemacht hat … es gab zu viele Informationen, die sich mit der Realität nicht deckten."
Klitschko zufolge fragt man sich in der Ukraine, warum das Land nicht besser auf den Konflikt vorbereitet gewesen sei, warum Selenskij bis zum letzten Tag die Möglichkeit von Kampfhandlungen verneint habe und wie die russischen Truppen sich Kiew so schnell nähern konnten.
Trotzdem betonte der Bürgermeister der Hauptstadt, dass Selenskij jetzt eine wichtige Funktion habe und die Ukrainer ihn bis zum Konflikt-Ende unterstützen sollten, aber danach werde "jeder Politiker für seine Erfolge oder Misserfolge zahlen".
Zugleich brachte Klitschko auch seine Unterstützung für den Oberkommandierenden Waleri Saluschny zum Ausdruck, der die Lage in dem Konflikt als "Sackgasse" bezeichnete. Der Kiewer Bürgermeister zeigte sich sicher, dass der General die Wahrheit gesagt habe, aber die Leute sie nicht hören wollten. Klitschko weiter:
"Wir können euphorisch unser Volk und die Partner anlügen. Aber nicht ewig. Einige unserer Politiker haben Saluschny für die klaren Worte kritisiert – zu Unrecht. Ich stehe hinter ihm."
Vor Kurzem wurde ein weiteres Interview mit Klitschko veröffentlicht. In einem Gespräch mit dem Spiegel kritisierte der Politiker erneut die derzeitigen ukrainischen Behörden:
"Es gibt derzeit nur noch eine unabhängige Institution, aber auf die wird ein enormer Druck ausgeübt: die lokale Selbstverwaltung."
Nach Ansicht des Kiewer Bürgermeisters hätten die Stadtoberhäupter in den ersten Wochen des Konflikts eine Schlüsselrolle als Meinungsbildner übernommen, sowohl bei der Verteidigung der Städte als auch der Hilfe für das Militär. Selenskijs Büro jedoch betrachte sie als Atavismus und Hindernis für die Zentralisierung der Macht. Auf die Frage des Journalisten, ob die Demokratie im Lande ernsthaft bedroht sei, bejahte Klitschko dies nach einer Pause, zeigte sich aber zuversichtlich, dass der Autoritarismus in der Ukraine keine Wurzeln schlagen werde, da die Ukrainer zufreiheitsliebend dafür seien.
Es ist nicht das erste Mal, dass Klitschko in Konflikt mit der ukrainischen Führung gerät. Die Ursache für einen dieser war der Tod von Menschen, die nicht in einen geschlossenen Luftschutzkeller in Kiew gelangen konnten. Strana.ua schrieb im Sommer über die Treffen in Selenskijs Büro bezüglich eines Rücktritts von Klitschko. Selenskij sagte damals, dass die Verantwortung für die Ereignisse von allen Verantwortlichen getragen würden, und fügte am Ende seiner Rede hinzu, dass es "einen Knock-out geben könnte".
Mehr zum Thema – Ukrainischer Oberkommandierender Saluschny: Konflikt in Sackgasse, kein Durchbruch am Horizont
Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.