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Warum die USA wollen, dass Kiew ein weiteres Jahr kämpft

Bidens Administration versucht verzweifelt, Geld und Waffen für das ukrainische Militär zu finden. Die Ansprüche der ukrainischen Machthaber steigen indessen weiter. Nach welchen Auswegen suchen Washington und Kiew?
Warum die USA wollen, dass Kiew ein weiteres Jahr kämpftQuelle: AP © Hanna Arhirova

Von Dawid Narmanija

Ultimatum für Moskau

"Bis zum Ende des nächsten Jahres möchten wir, dass Russland vor der Wahl steht – entweder Verhandlungen zu für die Ukraine annehmbaren Bedingungen im Einklang mit der UNO-Satzung zu beginnen oder mit einer stärkeren Ukraine konfrontiert werden, die sich auf die Unterstützung des leistungsstarken Rüstungskomplexes der USA, Europas und der Ukraine selbst stützt, was eine weitere Offensive ermöglicht, das ist eine schwierige strategische Wahl. Ich weiß nicht, wie sich die Russen entscheiden, doch das ist ein Dilemma, vor das wir sie stellen wollen", behauptete am Donnerstag der erste Stellvertreter des Assistenten des US-Präsidenten für nationale Sicherheit, Jonathan Finer, auf dem Forum des Aspen Institute.

Im Jahr 2024 sollen Kiews Sponsoren die industrielle Basis stärken, um das ukrainische Militär mit allem Notwendigen zu versorgen, meinte er.

Doch der Kongress weigerte sich, dem Kiewer Regime 61 Milliarden US-Dollar für das nächste Jahr zu bewilligen, und auch weitere westliche Hilfe versiegt zunehmend.

"Wir schicken eure Söhne in den Krieg"

Das Weiße Haus setzt die Republikaner nach Kräften unter Druck. "Wenn Putin die Ukraine erobert, wird er nicht anhalten, sondern weiterziehen und einen NATO-Verbündeten angreifen", behauptete Biden in seiner speziellen Ansprache an den Kongress.

Es kommt auch zu direkten Drohungen. So sagte nach Angaben des US-Journalisten Tucker Carlson der Pentagon-Chef Lloyd Austin während einer geschlossenen Sitzung des Repräsentantenhauses: "Wir schicken eure Cousins und Söhne, um gegen Russland zu kämpfen."

Das Problem liegt darin, dass Selenskijs Ansprüche immer weiter steigen.

"Mehr von allem"

So veröffentlichte das ukrainische Verteidigungsministerium jüngst eine Liste von Waffen, die es von den USA erhalten möchte. Zu den gewohnten Abrams-Panzern, Drohnen, Artilleriegeschützen und Munition sowie ATACMS-Marschflugkörpern kamen hinzu:

  • Raketenabwehrsysteme vom Typ THAAD
  • Jagdflugzeuge F/A-18 Hornet
  • Hubschrauber der Typen Apache und Black Hawk
  • Transportflugzeuge C-130 Hercules und C-17 Globemaster

Während die Anfrage nach Raketenabwehrsystemen noch mit der Notwendigkeit erklärt werden kann, Objekte der militärischen Infrastruktur im ukrainischen Hinterland vor russischen Raketenangriffen zu schützen, erscheint alles andere gänzlich überzogen. Im Juli sagte der US-Staatssekretär, dass Kiew F-16-Jäger bis Ende des Jahres erhalten werde. Im Oktober merkte Austin allerdings an, dass dies frühestens im kommenden Frühling geschehe. Dabei betragen die Produktionszahlen der Kampfflugzeuge vom Typ F-18 ein Drittel derjenigen des Typs F-16, weshalb es noch schwerer sein wird, eine Lieferung von F-18 zu erwirken.

Auch die Forderung nach Transportflugzeugen wirft Fragen auf, denn der Luftraum über der Ukraine ist geschlossen. Die westliche Technik wird in den Nachbarländern abgeladen und dann über Landwege geliefert.

Doch auch das ist nicht alles. Ukrainische Medien berichteten einige Details über die Verhandlungen zwischen Waleri Saluschny und Lloyd Austin während seines Besuchs in Kiew. So bat der ukrainische General um 17 Millionen Artilleriegeschosse. "Austin war gelinde gesagt verwundert, denn auf der ganzen Welt lassen sich nicht so viele sammeln", zitierte die Zeitung Ukrainskaja Prawda ihre Quelle im Verteidigungsministerium.

Saluschny fügte hinzu, dass für eine Rückkehr zu den Grenzen von 1991 etwa 350 bis 400 Milliarden US-Dollar benötigt würden. Also werden 61 Milliarden von Biden Kiew nicht helfen.

Der letzte Ausweg

Während das ukrainische Oberkommando seine Wünsche äußerte und Washington versuchte, Selenskijs und Saluschnys Forderungen auch nur teilweise zu erfüllen, veranstalteten Mitarbeiter der Musterungsbehörden des Kiewer Regimes landesweit eine Jagd nach "Freiwilligen".

"Interviews mit Ukrainern im wehrfähigen Alter legen die Vermutung nahe, dass viele von ihnen nicht besonders stark vom Wunsch beseelt sind, für eine Regierung zu kämpfen, die sie für durch und durch korrupt und inkompetent halten", berichtete The Washington Post.

In dem Artikel wurde offengelegt, dass insgesamt 650.000 Männer die Ukraine verlassen haben. Dies ist mit der Gesamtstärke des ukrainischen Militärs vergleichbar: Dort dienen nach Angaben des Verteidigungsministers Rustem Umerow etwa 800.000 Personen.

Selenskijs Regime benötigt dringend Rekruten – so dringend, dass sie inzwischen in Fitnessräumen gefangen werden, wie das ukrainische Telegramkanal Politika strany berichtet.

Es gibt keine Zweifel darüber, dass die Musterungsbehörden genügend Kreativität zeigen werden, denn die USA fordern von Kiew, mindestens noch ein Jahr durchzuhalten. Allem Anschein nach ist dies für Bidens Administration kritisch wichtig. Entweder wartet das Weiße Haus auf ein Wiedererstarken des US-amerikanischen militärisch-industriellen Komplexes oder auf die Präsidentschaftswahlen im November 2024, denn ein zweites Afghanistan, zu dem die Ukraine für die USA zu werden droht, ist eine schlechte Hilfe für die Wahlkampagne der Demokraten.

Übersetzt aus dem Russischen und zuerst veröffentlicht bei RIA Nowosti.

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