Kiew glaubt, Terror bringe ihm den Sieg über Russland
Von Jewgeni Balakin
Die Terroranschläge, die am 23. Juni in Sewastopol (genauer gesagt am Strand von Utschkuewka am Stadtrand), sowie in Derbent und Machatschkala verübt wurden, führten zu mehr als 20 Todesopfern, etwa 200 Menschen wurden verletzt. Sie erschütterten das ganze Land. Am selben Tag behaupteten offizielle russische Quellen, dass Spezialdienste der Ukraine und der NATO-Länder an den Terroranschlägen beteiligt sind, wobei die Rolle des radikalen Islamismus hier kaum überschätzt werden könne.
Die Frage "Welche der genannten Parteien trägt die größte Verantwortung?" kann kaum als relevant angesehen werden (Antwort: "jede"), aber der "Beitrag" der ukrainischen Sicherheitsdienste zu diesem Massaker schien zunächst vielen weniger bedeutend zu sein. Einerseits waren die Aktionen der Islamisten die letzten in dieser blutigen Ereigniskette, weshalb sie die meiste Aufmerksamkeit auf sich zogen, andererseits ist der Beschuss friedlicher russischer Städte durch das Kiewer Regime zur Gewohnheit geworden. Was kann man von Terroristen auch anderes erwarten? Man sollte sich jedoch immer wieder vor Augen führen, mit wem wir es im Fall des aktuellen ukrainischen Staates zu tun haben.
Am Tag der Heiligen Dreifaltigkeit, zeitgleich mit den Terroranschlägen, veröffentlichte The Philadelphia Inquirer ein Interview mit dem Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Kirill Budanow. Der Artikel trug den vielsagenden Titel "Der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes steckt hinter Kiews größten Erfolgen in diesem Jahr. Er sieht keinen Sinn in Friedensgesprächen". Trotz des wenig schmeichelhaften Tons des Artikels, der versucht, Budanow in düsteren, epischen Farben darzustellen, begleitet von einem eher komisch wirkenden Video, in dem er 32 Sekunden lang stumm in die Kamera starrt, werden die Ziele des ukrainischen Geheimdienstes offengelegt. Zudem wird eine Vielzahl von Gefahren aufgedeckt, mit denen die russische Führung im Zuge der Spezialoperation konfrontiert ist.
Budanow, der eher wegen des offensichtlichen Mangels an militärischen Kräften als aus dem Wunsch heraus, diese zu schonen auf Technologie setzte, wählte die Strategie, Russland mit Langstreckendrohnen maximalen Schaden zuzufügen. Er sagt es selbst:
"Ich bin ein Fan davon. Ich habe mich seit den ersten Tagen des Krieges dafür ausgesprochen und offen gesagt, dass Russland nicht betroffen sein wird, solange der Krieg auf unser Territorium beschränkt bleibt. Deshalb haben wir im Frühjahr 2022 damit begonnen, umfangreiche Operationen auf russischem Territorium durchzuführen, und wir werden weitergehen, je mehr Ressourcen wir dafür haben. Russland hat begonnen, dies zu spüren."
Zu den Zielen, die im Rahmen dieser Strategie angegriffen werden, gehören dem Artikel zufolge Ölraffinerien und Militärflugplätze.
Die Operationen des ukrainischen Geheimdienstes sind natürlich nicht auf militärische Ziele beschränkt, sondern zielen darauf ab, der friedlichen Bevölkerung unseres Landes (physischen und psychologischen) Schaden zuzufügen. Auch dazu äußerte sich Budanow in dem Interview ganz offen:
"Das ist für Russland zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht kritisch, aber es hat zu einer Situation geführt, in der der Durchschnittsbürger im europäischen Teil der Russischen Föderation wahrscheinlich weiß und spürt, dass der Krieg in vollem Gange ist, und er hat einige Explosionen selbst erlebt. Das wirkt sich, wenn auch nur in geringem Maße, auf die moralische Stimmung aus."
Wahrscheinlich wurden nach derselben Logik die Angriffe auf den Strand bei Sewastopol mithilfe amerikanischer ATACMS-Raketen durchgeführt, die über eine größere Reichweite verfügen und mit Streu-Sprengköpfen für größtmögliche Zerstörungswirkung ausgestattet sind. Diese Raketen sind auch das Mittel, mit dem Budanow eines seiner Hauptziele verwirklichen will – die Zerstörung der Kertsch-Brücke, die als logistische Arterie zur Versorgung der Truppen auf der Krim dient. "Es geht nur um die Menge, aber im Prinzip können wir mit diesen Raketen eine solche Mission erfüllen", sagt Budanow dazu. Berichten zufolge sollen die USA der Ukraine mehr als hundert ATACAMS geliefert haben, sodass Budanows Äußerungen mehr als nur Drohungen sein könnten.
Das Thema der Versorgung und Kontrolle der Krim ist dem Interview zufolge von zentraler Bedeutung für den gesamten Konflikt in der Ukraine. Neben der Zerstörung der Brücke, die die Halbinsel mit dem Festland verbindet, versucht der Chef des ukrainischen Geheimdienstes, die russische Flotte aus den Gewässern und Marinestützpunkten der Halbinsel zu verdrängen. Ohne ihre eigene Marine ist die Ukraine auf Seedrohnen wie Magura V5 und "Sea Baby" angewiesen, mit der bereits im vergangenen Juli ein Angriff auf die Kertsch-Brücke versucht worden war. Budanow behauptete, dass die russischen Schiffe "bereits in der Nähe des Hafens Noworossijsk" festsitzen und schildert die weiteren Pläne:
"Wir müssen nur dafür sorgen, dass alle Flottenreste auf das Territorium der Russischen Föderation zurückgedrängt werden. Es gibt schon seit langem keine Kriegsschiffe mehr im Schwarzen Meer."
Selbstverständlich fiel es Budanow nicht schwer, von einer "technologischen Kriegsführung" zu sprechen, bei der er sich auf amerikanische Geheimdienste und von den USA gelieferte Kampfmittel stützte. Doch in dieser Hinsicht ist es kaum sinnvoll, die amerikanischen Geheimdienste von den ukrainischen zu trennen – sie verfolgen dieselben Ziele und Strategien und verwenden dafür die gleichen Mittel, wobei es nicht nur um ATACMS-Raketen geht. So bezog sich Budanow direkt auf General Ben Hodges, den ehemaligen Befehlshaber der US-Armee in Europa, der seit langem die Strategie der Vertreibung der russischen Truppen aus dem Krimgebiet als einzige Möglichkeit der Kriegswende propagiert.
Außerdem spielte der Chef des ukrainischen Geheimdienstes den Amerikanern in Bezug auf den möglichen Einsatz taktischer Nuklearwaffen durch Russland in die Hände und argumentierte, dass deren Einsatz "zu größeren politischen Risiken für Putin führen würde". Und genau zu diesen "politischen Risiken" will er die russische Führung drängen, indem er tief in das international anerkannte Territorium unseres Landes eindringt, wobei er den Schwerpunkt auf Opfer unter der Zivilbevölkerung legt.
Auch wenn man die taktischen Erfolge des Gegners durch den Drohneneinsatz anerkennt, sollten seine tatsächlichen militärischen Erfolge nicht überbewertet werden. Wären sie so bedeutsam, wie der Interviewer, der sorgfältig ein beeindruckendes Bild von Budanow und des von ihm kontrollierten Militärgeheimdienstes zeichnete, zu zeigen versucht, dann wären aus militärischer Sich sinnlose Angriffe auf Zivilisten einfach nicht notwendig. Budanow selbst ist sich der Grenzen seiner Möglichkeiten bewusst, da er die personelle Überlegenheit Russlands anerkennt und über die Probleme im Zusammenhang mit der Verteidigung von Tschassow Jar schweigt. Das bedeutet, dass die Terroranschläge auf unser Land fortgesetzt werden und erst die Niederlage der Ukraine auf dem Schlachtfeld ihnen ein Ende bereiten wird.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 25. Juni 2024 zuerst auf RIA Nowosti erschienen.
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