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Konflikt zwischen Indien und Pakistan zeigt Überlegenheit russischer und chinesischer Waffen

Im Laufe des Konflikts zwischen Indien und Pakistan haben sich Waffensysteme aus russischer und chinesischer Produktion bewährt. Experten vermuten, dass Russland und China ihre Positionen auf dem Waffenmarkt stärken werden, weil das Preis-Leistungs-Verhältnis westlicher Waffen nicht überzeugte.
Konflikt zwischen Indien und Pakistan zeigt Überlegenheit russischer und chinesischer WaffenQuelle: Sputnik © Alexandr Galperin

Von Andrei Restschikow

Am 13. Mai betonte Indiens Premierminister Narendra Modi bei einem Auftritt vor Militärangehörigen die Bedeutung der in Russland gekauften S-400-Luftabwehrsysteme während der Operation "Sindur" gegen Pakistan.

Während eines Besuchs am Luftstützpunkt Adampur im Bundesstaat Punjab ließ sich Modi vor einem S-400-Komplex fotografieren. Der Ministerpräsident besuchte ausgerechnet diesen Stützpunkt, um persönlich die Behauptung Pakistans zu widerlegen, die Basis – auf der unter anderem russische MiG-29-Kampfjets stationiert sind – sei zerstört worden. Indiens Regierungschef sagte:

"Ob das traditionelle indische Luftabwehrsystem, das einige Schlachten erlebte, oder unsere Akash-Plattformen ‒ alle haben mit S-400 ein beispiellos leistungsstarkes Verteidigungssystem erhalten."

Modi fügte hinzu, dass Indien Zugang zu fortschrittlichen Technologien habe, denen Pakistan nichts entgegensetzen könne.

Nach Angaben indischer Medien haben Moskau und Neu-Delhi im Oktober 2018 einen Vertrag über die Lieferung der S-400 abgeschlossen. Insgesamt wurden Systeme für fünf Regimenter bestellt. Ein Regiment hat zwei bis vier Divisionen, von denen jede zwischen acht und zwölf Abschussanlagen haben kann.

Die Eskalation zwischen Indien und Pakistan erfolgte in der vergangenen Woche. Indien kündigte als Reaktion auf einen Terrorangriff in Pahalgam, der über 20 Menschenleben forderte, den Beginn der Militäroperation "Sindur" an. Im Gegenzug begann Pakistan seine Gegenoffensive, die Operation "Bunyan-ul-Marsoos". Am Samstag verkündeten die Seiten die Einstellung der Kampfhandlungen.

Laut Angaben westlicher Analytiker wird dieser Konflikt die Sichtweise auf Waffen aus chinesischer Produktion ändern. Nach dem Angriff Indiens ließ Pakistan seine chinesisch produzierten Jagdflugzeuge vom Typ J-10C abheben. Islamabads Angaben zufolge seien insgesamt fünf indische Jäger, darunter eine französisch produzierte Rafale im Wert von über 200 Millionen Euro, abgeschossen worden. Neu-Delhi kommentierte diese Angaben nicht, doch in Medien erschienen Bilder von der Absturzstelle des französischen Jägers und der Evakuierung der Wrackteile.

Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg meldet, habe der Marktwert des chinesischen Flugzeugherstellers um 7,6 Milliarden US-Dollar zugenommen. Zudem seien auf dem Gebiet Indiens Wrackteile von chinesisch produzierten Luft-Luft-Raketen des Typs PL-15 gefunden worden. Das lässt vermuten, dass die Waffen auf den J-10C-Kampfjets montiert waren und sich ebenfalls bei ihrem ersten bekannten Kampfeinsatz als wirkungsvoll erwiesen haben. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von über Mach 5 steht die PL-15 in Konkurrenz zu westlichen Raketen der gleichen Klasse.

Nach Ansicht von Experten haben die ersten Tage des Konflikts gezeigt, dass Russland und China mit ihrer Entscheidung für massenhaftes und vergleichsweise kostengünstiges Waffenarsenal richtig lagen. Das wiederum wird westliche Hersteller "teurer" Waffensysteme sowie jene Länder treffen, die auf eine "kleine, intelligente Armee" gesetzt haben. Der Militäranalytiker Alexei Anpilogow vermutet:

"Indien hatte nicht damit gerechnet, dass die pakistanischen J-10C-Kampfjets der vierten Generation in Kombination mit Langstreckenraketen eine solche Leistung zeigen würden. Die Kombination aus Langstreckenradaren, Langstreckenraketen und den Jägern selbst bewährte sich gut gegen indische Rafale-Flugzeuge der Generation 4++. Nun wird Indien seine Herangehensweise an die eigenen Luftstreitkräfte ernsthaft überdenken müssen."

Der Experte bemerkt, dass der Vertrag im Wert von etwa 7,4 Milliarden US-Dollar die Lieferung von 22 einsitzigen und vier zweisitzigen französischen Flugzeugen an Indien vorsah. Seinen Angaben zufolge kam durch eine weitere Eskalation an der indisch-pakistanischen Grenze gleich eine ganze Reihe von neuen Herangehensweisen und Strategien der Kampfführung zum Vorschein. Anpilogow führt aus:

"Ebenfalls gut bewährt haben sich die indischen Hyperschallraketen vom Typ 'BrahMos' (eine gemeinsam mit Russland entwickelte Waffe), welche die auf chinesischen Raketenkomplexen basierende pakistanische Verteidigung durchbrechen konnten – Systeme, die den russischen S-300 ähneln. Auch chinesische Langstreckendrohnen, pakistanische operativ-taktische Raketenkomplexe und weitere Distanzwaffensysteme leisteten ihren Beitrag."

Die wenigen Tage der Konfrontation bewiesen ein weiteres Mal, was im Laufe der russischen speziellen Militäroperation klar wurde – teure Waffen sind nicht immer die effektivsten. Anpilogow erklärt:

"Indiens Luftverteidigungssystem funktionierte gut, weil es auf einem ganzheitlichen Ansatz basierte. Neben den russischen S-400 kamen auch von den Indern selbst modernisierte 'Buk'-Systeme zum Einsatz."

Alexei Kuprijanow, Leiter des Zentrums für den Indopazifischen Raum am Institut für Weltwirtschaft und internationale Beziehungen der Russischen Akademie der Wissenschaften, merkt an, dass, wenn es Russland gelingen sollte, die Kosten des S-400-Komplexes zu vermindern, es "zu einer guten Wahl für nicht ganz arme Länder" werden könnte. Kuprijanow meint:

"Es ist immer gut, wenn sich ein System während eines militärischen Konflikts gut bewährt, doch das S-400 ist ein recht teures System. Die starke Wirkung davon werden wir vermutlich erst nach dem Ende des Ukraine-Konflikts sehen – wenn Russland seine Flugabwehrraketensysteme wieder in großem Umfang auf Auslandsmärkte exportieren kann."

Der Experte betont ebenfalls, dass sich das chinesische Jagdflugzeug J-10C in Verbindung mit einer Raketenbewaffnung gut bewährt habe:

"Wahrscheinlich wird es ein gutes System für Lieferungen chinesischer Jäger ins Ausland sein."

Dabei widerspricht Kuprijanow westlichen Experten, die bezweifeln, dass die Leistungsdaten der J-10C die allgemeinen militärischen Fähigkeiten Chinas widerspiegeln, und die behaupten, der chinesische Waffenexport leide unter Mängeln und Qualitätsproblemen. Seiner Meinung nach wird Peking die Erfolge der pakistanischen Armee auf jeden Fall nutzen, um seine Waffen auf dem internationalen Markt voranzubringen.

Kuprijanow führt aus:

"Heute nimmt die Nachfrage nach qualitativ guten, aber billigen Waffen zu. Vor diesem Hintergrund erscheint China als gefährlicher Konkurrent für alle Akteure, wenn es um Entwicklungsländer geht. Für irgendein afrikanisches Land, das keine Mittel für einen westlichen Jäger der jüngsten Generation hat, ist das chinesische Flugzeug samt Waffen und Ausbildung des Personals eine gute Wahl."

Anpilogows Ansicht zufolge werden nach dem Waffenstillstand zwischen Indien und Pakistan westliche Waffenhersteller sowie Länder, die auf eine "kleine kluge Armee" gesetzt haben, finanzielle Verluste erleiden:

"Westliche Waffen haben sich in diesem Konflikt am schlechtesten bewährt. Gewinner werden jene sein, die in der Lage sind, Waffen in großen Stückzahlen und zu vergleichsweise geringen Kosten herzustellen – allen voran Russland und China. Selbst Nordkorea wird profitieren, da es einen ähnlichen Ansatz verfolgt."

Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen bei der Zeitung Wsgljad am 14. Mai 2025.

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