Im Schlaglicht: Markus Söders bittersüßer Abgang
von Stephan Fein
Wieso man als Zweiter Erster sein kann, hat Markus Söder am Tag seines Kanzler(kandidaten)verzichts – für viele überraschend – in knapp 4 Minuten und 30 Sekunden klar gemacht. Da verzichtete der machtversessene Mann in den besten Jahren, in den Medien nahezu einhellig als Egomane verschrien, auf seine vermutlich einmalige Chance, ins Kanzleramt einzuziehen.
Selbst seine langbeinige Privatsekretärin Frau S. konnte ihren Ohren kaum trauen. "Die Würfel sind gefallen", sagte der Meister. Damit war aber der Rubikon noch nicht überschritten. "Armin Laschet wird Kanzlerkandidat der Jungen Union." Haben wir uns verhört? Gemeint war die Union. Obwohl doch tags zuvor die JU Söder die Treue schwor. Ausdrücklich bedankte er sich für die "überragende Unterstützung vieler, vieler Orts- und Kreisverbände." Söder lächelte. Etwas bitter Süßliches lag in der Luft. Sollte man ihn beweinen? "Besonders bei den Arbeitsgemeinschaften, gerade bei den Jungen, den Modernen, bei denen, die auf Zukunft aus waren", umsäuselte er all jene, die in dem älteren Armin Laschet wirklich einen durchschlagsstärkeren Brecher sahen, der quasi das digitale Zeitalter mit erfunden hat. Was Söder nicht sagte, aber überdeutlich meinte, war: "Wenn`s nicht klappt ...Ihr habt ja meine Nummer."
Ziel der Schmeichelei waren natürlich auch die vielen Abgeordneten, die "entgegen normaler Parteisolidarität sehr offen gesagt haben, was sie schätzen." Gemeint waren all jene, die Laschets Umfragewerte kannten und nicht ganz sicher waren, ob sie mit diesem Kanzler ihren Wahlkreis auch würden halten können. Es geht um mindestens 35 Mandatsträger des Bundestages – wenn man der Forsa-Blitzumfrage glaubt. Die sollten sich spätestens nach dieser Umfrage Sorgen machen, doch aufs falsche Pferd gesetzt zu haben. Bei Forsa verlor Laschet sieben Prozent und landete bei nur 21 Prozent. Die Grüne Annalena Baerbock schoss um fünf Punkte nach oben und verdrängte mit 28 Prozent die Union von Platz eins. Die SPD rutschte um zwei Punkte auf 13 Prozent, noch ein Prozent vor der FDP.
Die BILD hat eine eigene Realität mit einer eigenen Insa-Blitzumfrage geschaffen: Hier sieht es für Laschet besser aus: Hier liegt er bei 27 Prozent, die Grünen bei 22 Prozent. Ohrfeige light, aber exklusiv nur bei Springer.
In der Welt draußen haben die Herren Abgeordneten und die Mehrheit der Parteibasis der CDU und der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Angst um ihre Jobs. Und Markus Söder hat wie Robert Habeck nix zu verlieren. Der Bauern-Poet fährt am Deich Trecker, der andere zieht sich an den Starnberger See oder nach Neuschwanstein zurück und probt die Götterdämmerung. Nur versenken darf er sich nicht wie einst der "Kini". Verlieren können beide an der gewonnen Größe nicht. Beide haben bewiesen: Wir sind zwar beliebter, sind aber nicht machtbesessen.
Jetzt sind Annalena Baerbock, die übrigens erstmals ohne die Basis ihrer Partei aufgestellt wurde, und der Mann aus NRW dran, der in seinem Bundesland mit nur einer Stimme Mehrheit regiert. Sie ist voll "grünem" Tatendrang, er dagegen versucht kritisch bis unterwürfig zu repräsentieren, was Angela Merkel nach 16 Jahren plus Corona-Regentschaft von diesem Land übrig ließ: einen hochverschuldeten, dysfunktionalen Staatsapparat, der im Notfallverordnungsmodus mit Seuchenschutzgesetzen Wirtschaft und Bürger zu- bzw. einsperrt und auf ein Impfversprechen baut, das noch von seiner Vorgängerin stammt. Und wenn's nicht klappt, kann er bestimmt Vizekanzler, neben Annalena Baerbock mit derselben Verve.
Söder hat's gleich gesagt: "Nur eine geschlossene Union kann am Ende auch erfolgreich sein." Und geteilt hat er sie ja nicht. Das war Armin. Erfolgreich ist Söder in Bayern weiterhin. Da gehen die Uhren eh anders. Und wenn jemand aus Berlin anruft, liegt es bei ihm, ranzugehen.
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