Die USA suchen nach Öl und stolpern über ihre eigenen Sanktionen
von Dagmar Henn
Die Vereinigten Staaten haben ein Problem. Nicht nur, dass es ihnen schwer fallen wird, die fehlenden russischen Gaslieferungen nach Europa zu ersetzen; sie sind auch auf der Suche nach Ersatz für die 30 Prozent des eigenen Bedarfs, die bisher mit russischem Öl gedeckt werden. Wie berichtet, führen die Sanktionen dazu, dass die Tankerreedereien kein russisches Öl mehr befördern, obwohl Energie von den Sanktionen ausgenommen ist.
Saudi-Arabien hatte bereits eine Aufforderung der USA, die Fördermenge zu erhöhen, zurückgewiesen und zuletzt eine Erklärung der arabischen Liga mitunterzeichnet, die Russland nicht verurteilte; der De-facto-Regierungschef; Kronprinz Mohammed bin Salman, hatte auf eine Nachfrage, ob das Weiße Haus ihn womöglich missverstehe, erklärt: "Das ist mir schlicht egal."
"Asked whether #US president Joe Biden misunderstands something about him. Crown Prince Mohammed Bin Salman replied: “Simply, I do not care” - https://t.co/nRiihEYDcKpic.twitter.com/FgejnQGo6G
— Saudi Gazette (@Saudi_Gazette) March 3, 2022
Nachdem Biden dort kein Erfolg beschieden war, bleiben den USA noch zwei weitere mögliche Ölförderländer. Das Problem dabei: Beide sind ebenfalls von den USA sanktioniert, eines davon schon sehr lange. Es handelt sich um Venezuela und Iran.
Am vergangenen Wochenende schickte die US-Regierung Unterhändler nach Venezuela. Die diplomatischen Beziehungen dorthin waren 2019 abgebrochen worden, nachdem die USA Juan Guaidó zum venezolanischen Präsidenten erklärt und einen Putschversuch unterstützt hatten. Zudem wurden venezolanische Konten beschlagnahmt und der Vertrieb venezolanischen Rohöls blockiert.
Vor den Sanktionen waren die USA der größte Abnehmer venezolanischen Öls. Seitdem war es russische und chinesische Hilfe, die es ermöglichte, venezolanisches Öl zu verkaufen und Finanztransaktionen abzuwickeln. Ob Venezuela geneigt ist, den USA in dieser Lage aus der Klemme zu helfen, ist fraglich. Die Falken im US-Kongress schäumen dennoch bereits vor Wut, wie der US-Senator Marco Rubio. Seiner Ansicht nach würde damit nur "das Öl, das wir von einem mörderischen Diktator kaufen, durch Öl ersetzt, das wir von einem anderen mörderischen Diktator kaufen."
Selbst in Bezug auf die Nuklearverhandlungen mit Iran könnte sich, so spekuliert das Wirtschaftsportal Zero Hedge, die Biden-Regierung als überraschend nachgiebig erweisen. Schließlich muss das Öl irgendwoher kommen. Iran ist von den USA bereits seit Jahrzehnten sanktioniert. Auch dort stellt sich die Frage, wie willig die Regierung ist, den USA entgegen zu kommen.
Sollten die Bemühungen scheitern und sowohl Venezuela als auch Iran das US-amerikanische Ansinnen ablehnen (schließlich können beide nach China liefern), wird die Regierung Biden entsetzt feststellen, dass sie nicht nur die Europäer mit ihren Sanktionen der Energiesicherheit beraubt hat, sondern auch sich selbst. Allein, dass solche Anstrengungen unternommen werden, belegt schon einen gewissen Grad der Verzweiflung. Wie auch immer es ausgeht, diesmal haben sich die USA in die Ecke sanktioniert.
Mehr zum Thema - Klartext: Wem schaden die Sanktionen langfristig mehr?
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Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.