Die Ukraine feierte ein großes Jubiläum, aber vor ihr liegen harte Zeiten
Von Wladislaw Ugolny
Das aktuelle Narrativ lautet wie folgt: Die Ukraine hat diese Woche ihren 31. Tag der Unabhängigkeit von der Sowjetunion gefeiert und befindet sich als Staat auf ihrem Höhepunkt. Dank einer euphorischen nationalen Einheit konnte dieser Staat der russischen Armee Widerstand leisten. Kiew ist immer noch die Hauptstadt des Landes, Odessa bleibt unter der Kontrolle der ukrainischen Regierung und es gibt viele befestigte Stellungen im Donbass, hinter denen sich die ukrainische Armee verstecken kann. Diese Stellungen im Osten befinden sich jedoch in der Zwischenzeit nicht mehr in Mariupol oder Sewerodonezk, sondern in Awdejewka, eine Tatsache, die man lieber verschweigt.
Das Ergebnis der ersten sechs Monate der russischen Militäroperation mag als überzeugendes Argument für diejenigen erscheinen, die glauben, dass die Ukraine eine glorreiche Zukunft vor sich hat. Kiew schaffte es in den frühen Tagen des Krieges, seine Verteidigung zu mobilisieren, indem es hektisch Waffen verteilte an alle, die welche haben wollten, indem es erfahrene nationalistische Kämpfer im Donbass zusammentrommelte und die regionalen Eliten bestach – die, die bereit gewesen sein könnten, sich auf die Seite Russlands zu stellen – oder sie kurzerhand mit dem Tode bedrohte.
In Wirklichkeit ist dies alles das Ergebnis einer Politik der Gewalt, des Zwanges, der Täuschung, der Manipulation und der Entfremdung, die seit dem Jahr 1991 kontinuierlich betrieben wurde. Man hätte dies als Kolonialpolitik bezeichnen können, wäre die Ukraine unabhängig vom Einfluss der atlantischen Agenda geblieben. Aber es ist letztlich ein Sieg des prowestlichen Blocks über seine prorussischen Mitbürger. Wir haben dasselbe Schema bereits während der Auseinandersetzungen zwischen England und Frankreich im neu kolonisierten Amerika und in Indien gesehen. Und wie endete es für die Indianer und die Inder? Nicht gut. Und auch den Ukrainern steht nichts Gutes bevor.
Vor acht Jahren verlor die Ukraine die Krim und die Bodenschätze des Donbass. Heute geschieht dies in schneller Folge noch einmal: Eine sich schnell ausbreitende "russische Welt" und eine ständige militärische Bedrohung durch Kalibr-Raketen, mit denen die russische Schwarzmeerflotte regelmäßig ukrainische Militärziele angreift, während die erfolgreichste Offensive von der Halbinsel Krim aus gestartet wurde, mit der Russland die Kontrolle über Cherson, Melitopol, Berdjansk und Mariupol erlangte.
Mit dem Verlust von nur der Hälfte des Donbass im Jahr 2014 befindet sich die Ukraine am Rande eines Energiekollapses, da ihr einheitlicher Kohlebergbau und ihr Komplex zur Erzeugung von Wärmeenergie ruiniert wurde. Daraus entstanden korrupte Pläne zum Kauf von Kohle aus den Donbass-Republiken, die dem Oligarchen Rinat Achmetow und dem Ex-Präsidenten Petro Poroschenko ein Vermögen einbrachten. Gleichzeitig stellte der rebellische Donbass auch ein ständiges militärisches Risiko für die Ukraine dar, was zum Ausbruch des aktuellen Krieges führte.
Auch die mutigsten und motiviertesten Infanterie-Regimenter stammen aus der Donbass-Region. Beide Republiken haben zwar Artillerie und Panzer, aber es ist ihre Infanterie, die in Erinnerung bleiben wird, weil sie bereits nach sechs Monaten das Unmögliche erreicht hat und die ukrainische Verteidigungslinie gründlich durchbrechen konnte.
Heute, im Jahr 2022 hat die Ukraine Cherson, die Hälfte ihrer Region Saporoschje und ein Drittel der Region Charkow verloren. Diese Gebiete wurden somit aus dem ukrainischen Wirtschaftssystem herausgebrochen. Keine Wassermelonen mehr aus Cherson für die Rest-Ukraine – diese köstlichen süßen Früchte, die unter der südlichen Sonne reifen. Das größte Kernkraftwerk in Saporoschje wird jetzt von der russischen Armee kontrolliert, obwohl es immer noch Strom für ukrainische Städte liefert. Bei der Atomenergie darf man nichts überstürzen, aber der Tag wird kommen, an dem die Ukrainer jedes einzelne Watt Energie aus der Anlage in Saporoschje verlieren werden. Und das ist eine Situation höherer Gewalt.
Um diese Zustände zu überwinden, hat die ukrainische Nation dreißig Jahre damit verbracht, sich auf einen Konflikt mit Russland vorzubereiten. Laut Alexei Arestowitsch, einem ehemaligen Geheimdienstmitarbeiter und heute der beliebteste ukrainische Experte, handelt es sich beim derzeitigen Krieg um einen "metahistorischen" Konflikt, den Höhepunkt eines 400-jährigen Krieges, in dessen Anschluss die Ukraine entweder siegreich enden oder vergessen sein wird.
Arestowitsch ist ein kontinental geprägter Philosoph, daher verwendet er einige abstruse Formulierungen, um dieselben Dinge zu kommunizieren, die gewöhnliche Ukrainer in weniger raffinierten Begriffen zu hören gewohnt sind, geäußert von Oligarchen mit ihrer kriminellen Vergangenheit der 1990er Jahre oder von ehemaligen sowjetischen Beamten mit ihrer kommunistischen Parteirhetorik. Die prägnanteste Botschaft dazu ist der typische "Ruhm der Ukraine"-Gruß, der ursprünglich vor allem in Galizien sehr beliebt war, aber kürzlich von breiteren Massen angenommen wurde.
Kriminelle Milliardäre, Politiker und Beamte – Bewohner von Galizien – das ist die "ukrainische Nation", die den Jahrestag der Usurpation der institutionellen Macht und der Erlangung von Privilegien feiert und nicht die Unabhängigkeit des Landes.
Einige erhielten das Privileg, einen einzigartigen Zugang zur Privatisierung der ukrainischen Wirtschaft zu erhalten, mit dem Recht, sich für die Interessen ihrer Multi-Milliarden-Dollar-Unternehmen einzusetzen: Metallurgie, Energie, Lebensmittelindustrie, chemischer Sektor, Bernsteinabbau, Alkohol- und Tabakherstellung, Banken und so weiter. Ja, es gibt ausländische Investoren in der Ukraine, aber es sind die lokalen Oligarchen, die die profitabelsten Industrien kontrollieren. Es war schon immer ihr vitales Interesse, den ukrainischen Markt nicht mit anderen Wettbewerbern, insbesondere aus Russland, zu teilen.
Sie hatten die Unterstützung von Politikern und Beamten, die aus den Bürgern der Ukraine ihre Hauptquelle für ihren Vermögensaufbau machten. Sie stahlen staatliche Gelder, schmuggelten gestohlene Waren, stellten gefälschte Waren her und hatten ihren Anteil am Drogen- und Menschenhandel sowie am Glücksspiel. Diese in sich geschlossene Struktur schuf eine Situation, in der Regierungsämter gekauft werden konnten, was ihnen unter anderem half, im Hafen von Odessa Geld zu verdienen, oder es von Geschäftsleuten aus Charkow zu erpressen, in dem man ihnen makellose Steuerbescheide versprach. Alles was man benötigte, waren die richtigen Verbindungen in Kiew, wo diese Steuerprüfer ihre Jobs bekamen. Deshalb haben die Behörden die Forderungen nach einer Föderalisierung stets ignoriert – die Vorstellung, das Monopol auf den Entscheidungsprozess zu verlieren, hat sie ausflippen lassen, besonders wenn dies möglicherweise sogar Moskau hätte zugutekommen können.
Schließlich wurden die Bewohner von Galizien – früher ein Teil der österreichisch-ungarischen Monarchie – an die Ukraine angeschlossen, und sie wurden im Jahre 1939 Bürger dieses Landes. Diese Menschen waren jedoch durch Religion, Dialekt, Werte und Geschichte vom Rest der Nation getrennt. Galizien hatte praktisch keine Industrie. Das einzig Wertvolle in dieser Region ist die polnische und österreichische Architektur – oder was davon übrig geblieben ist – ein paar Ferienanlagen, Wälder, die inzwischen aufgrund unkontrollierter Abholzung erheblich ausgedünnt wurden, und die Nähe zur EU-Grenze, was das Geschäft mit dem illegalen Schmuggel und der Arbeitsmigration erheblich erleichtert. Das ist nichts im Vergleich zu den Reichtümern im Süden und im Osten der Ukraine.
Die Galizier erkannten bald, dass sie die ultimative Ressource besaßen, die den Status ihrer Region als kulturelles Zentrum des Landes sichern konnte: ihre Geschichte. Eine Geschichte, die sowohl den Drang der Ukraine, sich von Russland zu distanzieren, als auch ihre Versuche, durch die Assimilierung ihrer russischen Bevölkerung unabhängig zu bleiben, legitimieren konnte – auch wenn es genau die Art von "kolonialer" Politik ist, die sie selbst oft beklagt haben.
Die Galizier wurden zu Kreuzrittern der Ukrainisierung, zu einer rastlosen Minderheit, die nach ihren Rechten schreit. Es schien logisch: "Wir leben in der Ukraine, also müssen wir Ukrainisch sprechen, oder etwa nicht?" Aber im Lehrplan der Schulen ist nur bedingt Zeit, um ukrainische Sprache, Literatur und Geschichte auf Kosten anderer Fächer, einschließlich Russisch, zu lehren.
Dann führte die ukrainische Regierung einen einheitlichen Aufnahmetest für Universitäten ein, und gute Kenntnisse der ukrainischen Sprache wurden für jeden angehenden Studenten zur Pflicht. Kinder russischsprachiger Familien wurden dadurch weniger konkurrenzfähig. Wenn jemand forderte, dass die russische und die ukrainische Sprache gleichberechtigt sein sollte, antworteten die Galizier, dass dies zum Aussterben der ukrainischen Sprache führen würde, da man nicht in der Lage sei, mit dem Russischen zu konkurrieren. Dies ist nur eines der Beispiele für die institutionelle Diskriminierung der russischsprachigen Bevölkerung der Ukraine.
Jede politische Kraft, die versuchte, die Rechte der Russen zu schützen, wurde unterdrückt. Jewgeni Kuschnarew, der ehemalige Gouverneur der Region Charkow, der das Gebiet bereits im Jahr 2005 beinahe von der Ukraine abgetrennt hätte, starb unter mysteriösen Umständen auf einem Jagdausflug. Die Partei der Regionen, die sich seine Ideen zunutze gemacht hatte, kam nach seinem Tod an die Macht, hielt aber ihre Versprechen, die russischsprachigen Regionen zu schützen, nicht ein. Sie machte die russische Sprache auch nicht zu einer Staatssprache, wie es versprochen worden war.
Eine andere Geschichte ist der Niedergang der Partei Rodina (Vaterland) in Odessa, die im Stadtrat von Odessa vertreten war und deren Vorsitzender im nationalen Parlament gedient hatte. Sogar der Name der Partei zeugt von der chauvinistischen Politik der Ukraine: Die Namen der Parteien mussten auf Ukrainisch registriert werden, also musste die Partei von Odessa ein russisches Wort finden, das genau so klingt wie ein ukrainisches Wort. Infolgedessen musste die Partei "Vaterland" so tun, als hieße sie auf Ukrainisch "Familie". Die Partei wurde Ende 2013 ausgelöscht, ihr Vorsitzender Igor Markow wurde ins Gefängnis gesteckt und andere Schlüsselfiguren der Partei mussten entweder ins Ausland fliehen oder untertauchen. Außer der Bevölkerung von Odessa meldete sich zu diesen Vorgängen niemand zu Wort. Rodina war dem ukrainischen Staat zutiefst fremd. Die Repressionen gegen die Partei erfolgten übrigens auf Befehl des angeblich "prorussischen" Präsidenten Janukowitsch.
Infolgedessen blieben die Russen der Ukraine ohne politische Vertretung in einem Land, das sich zum Ziel gesetzt hatte, sie zu assimilieren. Als der Maidan stattfand, war klar, dass die Russen in der Ukraine vor einer ungewissen Zukunft standen. Jeder von ihnen hatte die Wahl: weglaufen, kämpfen oder sich ergeben. Viele entschieden sich für die erste Option. In den Jahren 2015 bis 2018 erhielten über 400.000 ukrainische Staatsbürger einen russischen Pass. Einige Zeit danach stieg die Zahl sogar noch weiter an, aber das lag an der massenhaften Verleihung der russischen Staatsbürgerschaft an die Einwohner des Donbass, die auf dem Boden ihrer Heimat geblieben waren.
Unzählige Ukrainer griffen zu den Waffen, nachdem die Krim und die Donbass-Republiken ihr Recht auf Selbstbestimmung ausgerufen hatten, und setzten Gewalt ein, um Proteste in Charkow, Odessa und Saporoschje zu unterdrücken, was viele aus diesen Regionen dazu trieb, sich in großer Zahl freiwillig bei den Milizen der Volksrepubliken zu melden.
Einige sind geblieben und warten nun darauf, dass die russische Armee ihre Städte und Gemeinden befreit. Videoberichte aus Swetlodarsk und Sewerodonezk haben Momente festgehalten, in denen die Familien von Milizsoldaten ihre Söhne zum ersten Mal nach acht Jahren wiedersehen konnten und Tränen der Freude vergossen. Viele haben jedoch einfach aufgegeben. Nicht jeder wird als Held geboren und nicht jeder ist bereit, alles hinter sich zu lassen und das Leben eines selbstbestimmten Republikangehörigen in einer feindlichen Umgebung zu führen. Das ist die Tragödie der Russen in der Ukraine. Eine Tragödie, die ein Triumph des ukrainischen Staates ist, der russische Ukrainer in Geiselhaft genommen hat, um sie gegen Russland aufzuhetzen.
Wie konnte es dazu kommen? Nehmen wir einmal an, dass vor langer Zeit ein kleiner Junge davon geträumt hat, eines Tages beim Militär zu dienen. Er wurde schließlich Offizier in der ukrainischen Armee und legte seinen Treueschwur ab, was seine Mutter und seinen Vater sehr stolz machte. Nehmen wir weiter an, dass wir hier von einer russischsprachigen Familie aus Charkow sprechen. Eines Tages begann die ukrainische Regierung einen Krieg im Donbass und forderte den inzwischen erwachsenen jungen Mann und Offizier auf, seine Pflicht zu tun. Die ukrainische Regierung interpretierte seinen Treueschwur zum Schutz des ukrainischen Volkes als Versprechen, die im Donbass rebellierenden Russen zu bekämpfen. Der Offizier stand nun vor einem Dilemma – was ist richtig und was ist falsch? Nicht wenige haben die richtige Wahl getroffen und sich geweigert, in diesen Krieg zu ziehen, während andere hingegen eine Fehlentscheidung getroffen haben. Manchmal waren sie von der guten Absicht geleitet, ein größeres Blutvergießen zu verhindern und sich um die Wehrpflichtigen zu kümmern. Es gab im Jahr 2014 ukrainische Offiziere, die eine Eskalation vermieden, nur um das Leben ihrer an die Front geworfenen Untergebenen zu retten. Doch als sich der Krieg hinzog, starben immer mehr Menschen und die Risiken stiegen.
Während im Donbass Kinder von der ukrainischen Armee getötet wurden, kamen Freunde und Kollegen russischsprachiger ukrainischer Soldaten durch die Milizen der Volksrepubliken ums Leben. So bekam der Konflikt für jeden eine persönliche Dimension. Jene Russen, die andere Entscheidungen trafen und sich auf der jeweils gegenüberliegenden Seite der Kluft wiederfanden, brachten sich gegenseitig um, während die ukrainische Regierung dies als Sieg feierte.
Selbst ein Ladenbesitzer aus Odessa mag wenig Bewunderung für eine unabhängige Ukraine haben, die seiner Ansicht nach gleichbedeutend war mit korrupten Beamten, rüpelhafter Strafverfolgung und einer nicht enden wollenden Wirtschaftskrise, während ohne angemessene Instandhaltung seine geliebte Stadt zunehmend zerfällt. Dann brach der Krieg aus und es sah danach aus, dass Straßenkämpfe alles zerstören werden, was er besitzt. Was sollte er tun?
Einige haben sich diesem Risiko schulterzuckend hingegeben, andere hofften, dass die russische Armee Odessa friedlich einnehmen wird, während wieder andere beschlossen haben – oder von ukrainischen Radikalen dazu aufgefordert wurden –, die ukrainische Armee zwischen Nikolajew und Cherson zu unterstützen, in der Hoffnung, dass die Front weit entfernt und ihre Lebensgrundlage verschont bliebe.
Jene Russen, die gegen die Ukraine kämpfen, haben viele Fragen und harsche Worte für jene Russen, die dem ukrainischen Staat nachgegeben haben und ihn unterstützen. Das ist eine Tragödie. Die fähigsten Einheiten der ukrainischen Streitkräfte bestehen aus russischsprachigen Soldaten und Offizieren. Ihre hochrangigen Kommandeure besuchten oft dieselben Militärakademien wie die hochrangigen Offiziere der russischen Armee. Der einzige fähige Gegner für einen russischen Soldaten ist ein russischer Soldat. So war es auch vor hundert Jahren während des Bürgerkriegs in Russland. Und wieder zieht sich dieser Faktor durch den gegenwärtigen Konflikt.
"Schließlich sind die Ukrainer ein interessanter und schwieriger Gegner. Für uns wahrscheinlich der Schwierigste überhaupt. Sie sind Teil des russischen Volkes, allerdings einem Teil, der einer Gehirnwäsche unterzogen wurde. Aber gleichzeitig sind sie in anderer Hinsicht Träger derselben Qualitäten und Eigenschaften, die wir besitzen. Sie kennen uns genauso gut, wie wir sie kennen. Psychisch und mental ist es wie einen Krieg gegen den eigenen Schatten zu führen", schrieb ein russischer Soldat in seinem Telegram-Blog.
Gleichzeitig hat die NATO den perfekten Weg gefunden, einen hybriden Krieg gegen Russland einzuleiten: Sie haben Russland seinen Zwilling entgegengestellt und ihm Waffen gegeben, damit er nicht umgehend zusammenbricht. Für die Russen – und ich wiederhole es noch einmal – ist dies eine Tragödie. Es ist ein Bruderkrieg. Die Russen haben jedoch keine Alternative, weil sie den Donbass nicht aufgeben oder zulassen können, dass die völkermörderische Assimilation der Russen durch die Ukraine fortgesetzt wird.
Auf die Ukraine wartet nichts Gutes. In ihrer Konfrontation mit Russland mussten die Ukrainer auf die Hilfe des Westens zurückgreifen und verloren infolgedessen ihre Unabhängigkeit. Das verspricht kurzfristig Vorteile in Form von Krediten, Waffenlieferungen und diplomatischer Hilfe, aber am Ende muss man alles zurückbezahlen. Indem die Ukraine den westlichen Einfluss in den postsowjetischen Raum zuließ, hat die Ukraine den Einsatz um eine Größenordnung erhöht.
Die Ukrainer haben schon sehr viel verloren. Selbst wenn die Front so bleibt, wie sie derzeit ist, wird Kiew im kommenden Winter definitiv den Rest des Donbass verlieren, weil es dort nicht in der Lage sein wird, Wärme zu liefern. Das Gebiet wird ein schneebedecktes Feld sein, das von ukrainischen Soldaten bevölkert ist, die vor Kälte zittern und von russischem Artilleriebeschuss gehämmert werden. Es wird dort aber auch schutzlose Großmütterchen geben, die einfach nirgendwohin fliehen können. Nur die russische Armee kann sie retten.
Im Donbass ist alles entschieden, nicht aber in Charkow. Der Bürgermeister der Stadt berichtet zwar hochtrabend über den heldenhaften Kampf zur Vorbereitung auf die Heizsaison, aber es besteht durchaus die Möglichkeit, dass ein Großteil der anderthalb Millionen Einwohner der Stadt diesen Winter nicht überleben wird. Charkow ist die zweitwichtigste Stadt der Ukraine. In Saporoschje könnten ähnliche Probleme auftreten. In jedem Fall wird die humanitäre Krise, die durch das Versäumnis der ukrainischen Regierung verursacht wurde, den Wohnungs- und Versorgungssektor zu stützen, indem sie unter anderem Werktätige nicht an die Front mobilisiert, die Gefechtslinie in ein Niemandsland verwandeln. Die Ukraine wird ihre wirtschaftlichen Vorteile verlieren und im Gegenzug nur neue Vertriebene bekommen.
Das "Getreideabkommen" ließ die Häfen von Odessa auf den Beginn zumindest einiger Arbeiten hoffen, aber die Ukraine steht immer noch unter einer Seeblockade. Der Handel hat zwar zugenommen, aber die Häfen funktionieren nicht wirklich. Tatsächlich wurde die Metropolregion Odessa ihrer Hauptindustrie beraubt und die ukrainische Regierung ist nicht in der Lage, das volle Potenzial der dortigen Wirtschaft auszuschöpfen. Die Stadt erleidet erhebliche finanzielle Verluste, und ihre Aussichten bleiben unklar. Das Einzige, was in Odessa tatsächlich voranschreitet, ist der Kampf gegen Denkmäler des "russischen Imperialismus". Da die Ukrainer den Hafen nicht freigeben können, wollen sie zum Ausgleich ein Denkmal für die Gründerin der Stadt, Katharina die Große, abreißen.
Der vergangene Unabhängigkeitstag der Ukraine bildete den Höhepunkt der ukrainischen Eigenstaatlichkeit. Die ukrainischen Nationalisten konnten drei Jahrzehnte nutzen, um andere zu täuschen und einzuschüchtern sowie Radikale zu konsolidieren und zu bestechen. Dank dessen hat die Ukraine sechs Monate der Konfrontation mit Russland standgehalten und wird ihr noch einige Zeit standhalten können – aber ihre Verteidigungsstrategie wird bloß zu einem langsamen Rückzug, einem Gebietsverlust und zur Unfähigkeit führen, die ordnungsgemäße Verwaltung der Frontgebiete sicherzustellen.
Mit Blick auf die Zukunft werden die Schwierigkeiten nur zunehmen und komplizierter werden, was für den Westen zu einem proportionalen Anstieg der Kosten für die Aufrechterhaltung der Ukraine führen wird. Jeder eingesparte Cent bedeutet eine Verschärfung der humanitären Krise und eine weitere Verkleinerung des ukrainischen Territoriums. Wo anfänglich die Angst vor Veränderung einen nationalen Aufschwung entfachte, werden nun zunehmend Kriegsmüdigkeit, Armut, Arbeitslosigkeit, Hunger und Kälte herrschen. Am Ende wird die russische Armee Schritt für Schritt mit ihrer überlegenen Artillerie voranschreiten, bereit, in jeder befreiten russischen Stadt humanitäre Hilfe zu leisten.
Übersetzt aus dem Englischen
Wladislaw Ugolny ist ein russischer Journalist aus Donezk.
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Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.