An Annalena Baerbock soll die Welt genesen
Von Thomas Frank
Polinnen und Polen
Für mich ist Annalena Baerbock untragbar als deutsche Außenministerin. Was sich die Grüne auf politischem Parkett so alles erlaubt, ist eine Schande für Deutschland.
Unlängst war "Annalena" bei einem Staatsbesuch in Polen, bei dem es um die ewigen Reparationsforderungen Warschaus ging. Baerbock, deren Großvater in der Wehrmacht auch im Osten gekämpft hatte, musste erfahren, dass, fast 80 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, Deutschland immer noch als Zahlmeister für die ganze Welt herhalten soll. Zwar lehnte die Außenministerin die Forderungen ab, erklärte jedoch, dass es die Wiedervereinigung "ohne die Polinnen und Polen nicht gegeben hätte". Natürlich ließ sie den Zusatz aus: Deutschland musste sich die Wiedervereinigung erstens erkaufen und zweitens stimmte Warschau nur deshalb zu, weil Berlin auf die ehemaligen deutschen Gebiete in Polen völkerrechtlich verbindlich verzichtete.
Was wohl noch als Anbiederung an die Polen zu verstehen gedacht war, machte sie jedoch mit ihrer gendergerechten Begrifflichkeit der "Polinnen und Polen" wieder zunichte, die sie im Laufe ihrer Rede gebrauchte. Mit dem grünen Gender-Unsinn dürfte sie bei der ultrarechten polnischen Regierung nicht gerade gepunktet haben. Das war nicht ihr erster außenpolitischer Fauxpas. Von denen gibt es nämlich zuhauf.
Auch in der Türkei hatte Baerbock schon den Unwillen des türkischen Außenministers Çavuşoğlu hervorgerufen, weil sie u.a. die türkischen Militäraktionen in Nordsyrien kritisierte. Mit China hatte Baerbock es sich gleich zu Beginn verscherzt, weil sie aufgrund ihrer "Werte-geleiteten Außenpolitik" im Dezember 2021 den "Boykott" der Olympischen Winterspiele in Peking vorgeschlagen hatte. Und auch die iranische Regierung dürfte über Baerbocks "feministische Außenpolitik" und die Forderung nach weiteren Sanktionen nicht gerade begeistert sein.
Die Liste ließe sich verlängern. Kurzum: Baerbock reagiert auf dem globalen diplomatischen Parkett wie ein Elefant im Porzellanladen, versucht, die grüne Moral anderen Kulturen aufzudrücken, und benimmt sich wie eine Oberlehrerin. Eine Oberlehrerin, die ihren Werdegang selbst beschönigt hatte. In ihrer Vita fielen nämlich sehr viele "Ungereimtheiten" auf.
Völkerrechtlerin?
Nach ihrem Abitur an der Humboldtschule in Hannover studierte Annalena Baerbock Politikwissenschaften, öffentliches Recht und Völkerrecht in Hamburg und London. Sie schloss mit einem Master in "Public International Law" (LLM) ab und bezeichnete sich als "Völkerrechtlerin".
Baerbock beschreibt diesen Abschnitt ihres Lebens mit folgenden Worten:
"Ich studierte Politik und im Nebenfach öffentliches Recht in Hamburg und wechselte später an die London School of Economics and Political Science (LSE), um mich auf Europa – und Völkerrecht zu spezialisieren."
Doch Baerbock hatte in Hamburg keinen Abschluss gemacht. Tichys Einblick schrieb folgerichtig:
"Ihr Studium der Politikwissenschaften in Hamburg hatte sie ohne Abschluss beendet. Der LLM-Abschluss in London nach nur einem Jahr und ohne Abschlussprüfung dürfte weder einem Diplomabschluss noch einem regulären Master-Abschluss entsprechen. Unbekannt bleibt auch Baerbocks nach eigenen Angaben 2009 begonnene, aber nie beendete Promotion in Völkerrecht an der FU Berlin, eine Arbeit zum Thema 'Naturkatastrophen und humanitäre Hilfe im Völkerrecht'. In ihrem [jetzt gelöschten] Lebenslauf auf ihrer Webseite steht unter Ausbildung und Beruf: Doktorandin des Völkerrechts, Freie Universität Berlin, Promotion nicht abgeschlossen."
Doktorandin?
Eigentlich durfte sich Baerbock auch nicht "Doktorandin" nennen, wie in Tichys Einblick weiterzulesen ist:
"An anderen Stellen hatte sie angegeben, dass ihre Promotion seit ihrem Einzug in den Bundestag 2013 'ruht', dass sie aber mit der Abfassung der Arbeit 'in den letzten Zügen' gelegen habe. Auf Anfrage teilte die FU Berlin dem Blogger Hadmut Danisch mit, Baerbock habe der Universität schon 2015 intern mitgeteilt, 'dass sie ihr Promotionsvorhaben nicht weiterverfolgen werde und sich als Promotionsstudentin exmatrikuliert habe'. Spätestens seit diesem Zeitpunkt durfte sie sich nicht mehr als Doktorandin bezeichnen. Ob sie tatsächlich einen zwar unvollendeten, aber grundsätzlich den Promotionsstandards genügenden Text verfasste, lässt sich nicht überprüfen."
Die Schlussfolgerung des Magazins:
"Baerbock suggerierte also bis Mai 2021, sie sei Politikwissenschaftlerin mit Bachelor-Abschluss, Völkerrechtlerin und stünde kurz vor der Doktorwürde. Tatsächlich erwarb sie nie einen regulären Studienabschluss – und absolvierte in den fünf Jahren ihrer beiden Hochschulaufenthalte in Hamburg und London weder eine formale Prüfung, noch legte sie eine öffentlich zugängliche schriftliche Arbeit vor."
Im Volksmund nennt man Baerbocks Verhalten wohl "arglistige Täuschung" oder schlicht und einfach "Hochstapelei". Anfang Juni 2021 "präzisierte" Baerbock dann ihre Vita und tauschte ihre Angabe "Völkerrecht" in das englische "Public International Law" aus.
Philip Plickert, Journalist der FAZ, twitterte am 5. Juni 2021:
"Hektische Aufräum- und Bereinigungsarbeiten im Lebenslauf von Frau Baerbock heute Abend, nachdem ich viel peinliche falsche bzw. hochstaplerische Angaben aufgedeckt habe."
Farbe bekennen
In der Sendung "Farbe bekennen" (ARD) wurde Annalena Baerbock für ihren "Lebenslauf-Bluff" ungewöhnlich hart in die Mangel genommen. Die Journalisten Tina Hassel (die laut Bild als "Grünen-nah" gilt) und Oliver Köhr stellten sehr unangenehme Fragen, wie etwa "Warum machen Sie sich toller, als Sie eigentlich sind?", und sprachen vom "kreativen Umgang"mit ihrem Lebenslauf.
Baerbocks kläglicher Versuch, sich reinzuwaschen, hörte sich so an:
"Ich wollte alles andere, als mich größer machen, als ich bin, sondern sehr kompakt darstellen, welche Verbindung es auch zu Institutionen gibt, und das war offensichtlich sehr schlampig. Ich habe da offensichtlich einen Fehler gemacht, und das tut mir sehr, sehr leid, weil es eigentlich in diesen Momenten um große andere Fragen in diesem Land geht."
Alexander Wendt, einer der Journalisten, die Baerbocks Lebenslauf-Drama als Erstes aufdeckten, rekapitulierte:
"Auf etlichen Internetseiten der Partei, der Fraktion, der Parteistiftung und bei Wikipedia fanden umfangreiche Aufräum- und Umbauarbeiten statt. Es verschwand die Behauptung, sie hätte in Hamburg eines Bachelor-Abschluss erworben (diese Falschmeldung beispielsweise kursierte sowohl bei den Grünen als auch bei etlichen Medien). Aus ihrem Masterabschluss in Völkerrecht an der London School of Economics, der suggerierte, sie sei Juristin, wurde ein Abschluss in Internationalem Recht.
Dann verschwand auch der Hinweis auf ihre angefangene Völkerrechts-Promotion an der FU Berlin, die sie schon 2015 endgültig abbrach, bis vor den Putzarbeiten aber noch so dargestellt hatte, als würde die Promotion nur ruhen. Aus der Politologin und Juristin mit LLM und kurz vor der Doktorwürde wurde also Mitte Mai eine mitteljunge Frau, die ihr Studium in Hamburg abschlusslos beendet hatte, sich dann für umgerechnet etwa 11.000 Euro in einen Jahreskurs an den LSE einkaufte, bei dem laut Universitätsannalen noch nie ein Absolvent scheiterte, und die es mit diesem Papier wiederum als Promotionsstudentin an die FU schaffte, allerdings, ohne dort etwas abzuliefern. (…)"
Abgeschrieben?
Auch Baerbocks Buch "Jetzt. Wie wir unser Land erneuern" wurde von unerbittlichen Plagiatsjägern unter die Lupe genommen. Innerhalb nur weniger Tage fanden sie heraus, dass sie vieles einfach dreist abgeschrieben hatte.
Stelle für Stelle wurde nachgewiesen. Sogar Passagen über ihre eigenen Reisetätigkeiten waren demnach abgekupfert. Etwa die Passage, in der sie beschreibt, wie sie als Bundestagsabgeordnete in den Irak und die Autonome Region Kurdistan reiste und dort jesidische Frauen und Kinder besuchte, die dem IS entkommen waren. Baerbock übernahm dafür Teile aus einem Artikel der Deutschen Welle, der den Titel "Albtraum ohne Ende für jesidische Kinder" trägt.
Auf die Kritik reagierten die Grünen in gewohnter Weise dünnhäutig und sprachen von einer "Rufmordkampagne". Erst als immer mehr Stellen und ungekennzeichnete wörtliche Übernahmen im Buch öffentlich wurden und der Druck immer größer wurde, ließ sich Baerbock dazu hinreißen, endlich einzuräumen, dass es "sicherlich besser gewesen [wäre], wenn ich doch mit einem Quellenverzeichnis gearbeitet hätte". Typisch Grüne, typisch Baerbock.
Eine Außenministerin, die sich als Doktorandin und Völkerrechtlerin ausgab, in ihrem eigenen Buch schummelte und ihren eigenen Lebenslauf aufblies, schafft nicht gerade Vertrauen auf der diplomatischen Weltbühne. Davon völlig ungeniert reist die Grüne trotzdem um den ganzen Globus und will andere Länder mit ihrer grünen und feministischen Außenpolitik beglücken. Schlimmer geht's nimmer …
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