Meinung

Neue Lenkflugkörperangriffe auf Infrastruktur der Ukraine – Vorbote russischer Offensive?

Mehrere Wärmekraftwerke und weitere Infrastrukturobjekte der Ukraine sind durch eine neue Serie von Angriffen mit Raketen und Kamikaze-Drohnen außer Betrieb gesetzt worden, so Zeugen vor Ort und Behörden des Landes. Einige Analysten erwarten eine baldige russische Offensive.
Neue Lenkflugkörperangriffe auf Infrastruktur der Ukraine – Vorbote russischer Offensive?© © Na Marsche Z

Von Joe Bessemer

Eine baldige russische Großoffensive in der Ukraine erwarten einige Militäranalysten – darunter Oberstleutnant der US-Armee a. D. Daniel L. Davies. Der intensive Angriff mit Kamikaze-Drohnen und Marschflugkörpern, den Russland am 18. Oktober nach einer Reihe ähnlicher Angriffe der vorigen Woche gegen Infrastruktureinrichtungen des Landes führte, scheint ihm genauso Recht zu geben wie die Wahl der konkreten Ziele. Außerdem hat Kiew erneut behauptet, Russland habe auch absichtlich Wohnhäuser in der Ukraine beschossen, um Zivilisten zu terrorisieren ... und zwar mit Luftabwehrraketen.

Angriffe auf die ukrainische Infrastruktur 

In der Ukraine könnte am 18. Oktober der gesamte Osten des Landes ohne Strom bleiben. Es wird berichtet, dass das Kiewer Kraftwerk "Wärmekraftwerk-6" und das Pridneprowskaja-Wärmekraftwerk in der Stadt Dnjepropetrowsk bei Angriffen mit Lenkflugkörpern und Kamikaze-Drohnen außer Betrieb gesetzt wurden.

Das erste versorgte den größten Teil der Stadt Kiew, das andere mehrere Gebiete des Landes. Der stellvertretende Leiter von Selenskijs Präsidialamt, Kirill Timoschenko kündigte an, dass es aufgrund der Angriffe von heute Morgen im ganzen Land zu Stromausfällen kommen könne. Überhaupt sei die Lage im Land allerorts kritisch, so Timoschenko bei einem TV-Fragenmarathon – und warnte neben Stromausfällen auch vor Ausfällen der Fernwärmeversorgung. 

Dmitri Sacharuk, Geschäftsführer des ukrainischen Energieversorgungsunternehmens DTEK, betonte beim selben Fragenmarathon seinerseits den kritischen Charakter der Schäden:

"Der Feind hat zwei unserer Anlagen getroffen – zwei Wärmekraftwerke. Der Schaden ist beträchtlich, zerstört wurden für das Funktionieren unserer Anlagen kritisch wichtige Einrichtungen, ohne sie können sie nicht normal betrieben werden."

Eine schnelle Wiederherstellung der zerstörten Anlagen werde unmöglich sein, so Sacharuk.

In Dnjepropetrowsk selbst sollen zwei Lenkflugkörper ein Objekt der Energieinfrastruktur getroffen haben – eine zum Wärmekraftwerk Pridneprowskaja mit der Leistung von 1765 Megawatt gehörende Anlage, wahrscheinlich ein Umspannwerk. Infolgedessen wüte dort ein Großbrand, schwere Schäden werden beklagt.

Auf dem linken Ufer der Stadt ist die Versorgung der Bevölkerung mit fließendem Wasser ausgefallen. Außerdem sei es aufgrund des Schadens am Wärmekraftwerk der Stadt möglich, dass es in diesem Gebiet und im benachbarten Gebiet Charkow zu Stromausfällen kommt: Nach der Abschaltung des Kernkraftwerks Saporoschje ist Pridneprowskaja die Hauptquelle für die Stromversorgung der Gebiete Dnjepropetrowsk und Saporoschje. Auch in Kriwoi Rog, einer Stadt im Gebiet Dnjepropetrowsk, habe sich eine Explosion ereignet, gefolgt von aufsteigendem Rauch. Diese Information wurde vom Leiter der Militärverwaltung der Stadt bestätigt.

In der besagten Stadt Saporoschje, die im Gegenteil zum Großteil des zugehörigen Gebiets noch von Kiew kontrolliert wird, gab es derweil zwei Einschläge: Eine Kamikaze-Drohne des Typs Geran-2 habe eine Einrichtung der Energieinfrastruktur getroffen, die daraufhin in Brand geriet, und ein Lenkflugkörper schlug in ein Lagerhaus ein, gab der Gebietsgouverneur Aleksander Staruch bekannt. Einigen Daten zufolge sollen dort Verteilumspannanlagen in den Spannungsbereichen 154 und 330 Kilovolt am Wasserkraftwerk DnjeproGES vernichtet worden sein. Stand 16 Uhr deutscher Zeit sei die Stromversorgung über diese Anlagen noch nicht wiederhergestellt worden.

Auch in der Stadt Schitomir sei die Stromversorgung ausgefallen, sowie die Wasserversorgung: Grund seien zwei Einschläge auf einem Objekt der Energieinfrastruktur, berichtet der stellvertretende Leiter des Präsidialbüros Kirill Timoschenko. 

Zudem wird eine weitere Serie von Explosionen in Schitomir gemeldet.

Insgesamt 11 Ortschaften im Gebiet Schitomir verbleiben ohne Strom, meldet Gebietsgouverneur Bunetschko.

Aus Charkow wird von einem Beschuss des Geländes eines Industrieunternehmens berichtet. Der Bürgermeister der Stadt meldete, dass es innerhalb von 5 Minuten 2 Serien von Explosionen in der Stadt gab, die Stadteinwohner zählten mindestens 8 Einschläge. Die ganze Stadt ist in Rauch gehüllt. Der Betrieb der Charkower U-Bahn wurde vorübergehend ausgesetzt. Der Angriff sei vom russischen Gebiet Belgorod aus erfolgt, so die ukrainische Seite. Verletzte oder Todesopfer gebe es in der Stadt infolge der Angriffe jedoch nicht.

In Kiew, der zweiten Stadt, in der die Stromversorgung vom russischen Lenkflugkörper-Großangriff am meisten betroffen wurde, soll wiederum das Licht in einigen Stadtteilen "blinkend" gewesen sein. Sprich, es soll am Morgen des 18. Oktober immer wieder Kurzunterbrechungen gegeben haben. Grund seien 3 Einschläge auf die Energieinfrastrukturanlage am linken Ufer im Stadtbezirk Desnjanski. Dort sollen heftige großflächige Brände wüten.

Dieser Bezirk verbleibe teilweise ohne Licht; Strom sei auch im Bezirk Trojeschtschina ausgefallen. Es könne jedoch Stromabschaltungen in allen Bezirken der Hauptstadt geben, um das System bei Arbeiten zur Widerherstellung der Versorgungskapazität zu entlasten. Ferner gebe es Probleme mit der Wasserversorgung.

Den Moment eines Einschlags in ein Kiewer Wärmekraftwerk – wohl die Nr. 6 – soll das folgende Videomaterial festgehalten haben:

Auch in den ukrainischen Regionen Tscherkassy und Poltawa wurde Fliegeralarm ausgelöst, während in Nikolajew und einem Teil des gleichnamigen Gebiets die Stromversorgung unterbrochen wurde.

Ferner erklärte auch der Bürgermeister von Iwano-Frankowsk im Westen des Landes, dass ein Teil der Energieinfrastruktur betroffen ist – die Einwohner werden aufgefordert, sich mit Trink- und Brauchwasser zu bevorraten und all ihre mobilen Geräte vorsorglich aufzuladen, meldet die russische zivilgesellschaftliche Nachrichtenagentur Readowka.

Die Ukraine ist dabei, ihr Stromversorgungssystem zu verlieren

Insgesamt scheint der Ukraine ihre Stromversorgungswirtschaft abhanden zu kommen. Folgende Übersicht der Angriffe der russischen Streitkräfte vom 17. Oktober 2022 zeigt eine Fülle von Einschlägen an 750-Kilovolt-Anlagen – zu Beginn der vorigen Woche wurden sie zunächst geschont, angegriffen wurden nur Anlagen im 330-Kilovolt-Bereich. Nun bilden die 750-Kilovolt-Anlagen und dazugehörige Hochspannungsleitungen aber das Rückgrat der ukrainischen Energieversorgung.

Getroffen wurden am 17. Oktober die 750-Kilovolt-Umspannwerke Nordukraine im Gebiet Sumy, Dnjeprowskaja in Dnjepropetrowsk und das Umspannwerk Winniza: am ersten ein 750/330-kV-Autotransformator und Kontrollraumgebäude beschossen, am zweiten vermutlich der 750/330-kV-Autotransformator; die Schäden am dritten sind bislang unbekannt. Getroffen wurde außerdem das Hauptinformations- und Rechenzentrum des staatlichen Konzerns Ukrenergo und die 330-Kilovolt-Umspannwerke Rowno und Chmelnizki. In Rowno-Stadt kam es zum Stromausfall im Stadtzentrum, im Fall von Chmelnizki gleich im ganzen gleichnamigen Gebiet.

Der ukrainische Nachrichtenkanal Legitimny auf Telegram, der vorgibt, mit Insiderinformation zu arbeiten und Analytik zu politischen, wirtschaftlichen und militärischen Themen bietet, schlägt Alarm:

"Unsere Quelle berichtet, dass der Schaden am ukrainischen Energiesystem bereits bei 40 Prozent liegt. Kollegen schreiben zu Recht, dass das einheitliche Stromversorgungssystem vom völligen Zusammenbruch bedroht ist. Wenn die Russen weiter im Nonstop-Modus zuschlagen, wird in einer Woche nichts mehr übrig sein."

Die besagten Kollegen von einem weiteren ähnlichen Kanal, Schenschtschina s kossoi, warnen, dass dann nicht einmal die verbleibenden ukrainischen Atomkraftwerke die Lage wieder geradebiegen können, weil dann Ersatzteile für die Wärmekraftwerke nicht schnell genug zu beschaffen seien

"In einer solchen Situation werden auch die verbleibenden Kernkraftwerke nicht wie bisher dazu beitragen, das Defizit auszugleichen, sondern ihre zugehörigen Städte lokal mit Strom versorgen.

Ersatzteile zur Reparatur der Wärmekraftwerke sind fast nicht mehr vorhanden, und es ist langwierig und teuer, sie aus Drittländern zu beschaffen."

Legitimny weiter:

"Wenn man dann noch den Mangel an Ersatzteilen und Komponenten hinzufügt, wird man feststellen, dass die Ukraine sich bald im 'kompletten Blackout' wiederfinden wird. Und dann beginnen die schwersten Zeiten. Dies gilt auch für die Westukraine, wo man hoffte, glimpflich davonzukommen – und dass alles Unbill wie üblich auf die Südostukraine fallen würde."

Jetzige Raketenangriffe als Gewaltaufklärung und Vorbote einer russischen Großoffensive

Oberstleutnant der US-Armee a. D. Daniel L. Davies sieht in den seit Montag, den 10. Oktober ununterbrochen laufenden russischen Lenkwaffenangriffe gegen die Infrastruktur der Ukraine einen Vorboten für eine baldige russische Großoffensive. Bis zum Winter wird Russland mit praktisch unbegrenzten Energiereserven und seiner mobilisierten Rüstungsindustrie einen ständigen Strom von militärischer Ausrüstung und Munition bereitstellen, während die Ukraine fast vollständig von Lieferungen aus dem Westen abhängig sein wird, die jedoch möglicherweise nicht rechtzeitig oder nicht in den richtigen Mengen eintreffen werden.

Die Energie- und Industrieinfrastruktur der Ukraine sei nach wie vor angeschlagen, stellt der Veteran zweier Kriege und vielzitierte Analytiker fest. Die Stromausfälle würden Selenskijs Bemühungen, Truppen von Schlachtfeld zu Schlachtfeld zu verlegen und dort zu versorgen, torpedieren.

Der Punkt mit der Truppenversorgung wird vom erfolgreichen russischen Drohnenangriff auf Hochspannungsleitungen vom Wärmekraftwerk Krementschug bestätigt – über diese wurde das Industriegebiet der Stadt versorgt, wo sich Ölraffinerien befinden. Deren Ausfall könnte Kiew die Treibstoffversorgung seines Militärs erschweren. Der Ausfall der Charkower Wärmekraftwerke Nr. 3 und 5 mit der Leistung von 86 und 540 Megawatt ließ die Betriebe "Turboatom", das Malyschew-Maschinenbauwerk und das Charkower Automobilinstandsetzungswerk, die Panzer und andere Fahrzeuge für das ukrainische Militär reparieren, ohne Strom.

Wie die ukrainische Gesellschaft auf vom allen Obigen bedingte höhere Verluste an der Front, gepaart mit gleichzeitigem Ausfall des gesamten zivilen Versorgungssystems und der Kommunikation im Lande reagieren wird, bleibt abzuwarten. Doch etwaige hiervon bedingte Unruhen bleiben zumindest als nicht auszuschließende Möglichkeit festzuhalten.

Der Analyse- und Insiderkanal Schenschtschina s kossoi attestiert den jetzigen Angriffen auf die Infrastruktur der ukrainischen Städte die zusätzliche Rolle der Gewaltaufklärung: Sie seien notwendig, um Radaranlagen und Objekte der Luft- und Raketenabwehr ausfindig zu machen. Es lohnt sich, diesen Gedanken ein wenig fortzuführen. Falls nämlich die Kiewer Führung, wie die Journalisten von Readowka annehmen, ihre aktuellen Infrastrukturschäden höher darstellt als sie wirklich sind, dann sind die jetzigen Angriffe auch eine Gewaltaufklärung der Umleitungswege der ukrainischen Energieversorgung – damit würde das russische Kommando erfahren wollen, welche Umspannwerke und Wärmekraftwerke beschossen werden müssen, um möglichst weite Teile der Ukraine ohne überflüssigen Munitionsaufwand in die Dunkelheit zu stürzen.

Von Kiew an den Haaren zur Verleumdung Russlands herbeigezogen: Angriffe gegen Wohnhäuser und Zivilisten … mit Luftabwehrraketen

Ein separates Thema sind Schäden an Wohngebäuden sowie Opfer unter Zivilisten auf der ukrainischen Seite, die infolge der Angriffe zu beklagen sind. So meldete Kiew am Dienstagmorgen, die Angriffe am vergangenen Tag (als Ende der 24 Stunden wird die Ortszeit 9 Uhr morgens am 18. Oktober angegeben) hätten 20 Todesopfer gefordert und 22 Menschen verwundet, schreibt der stellvertretende Leiter von Selenskijs Präsidialamt, Kirill Timoschenko. Acht der 20 seien bereits zuvor ums Leben gekommen, seien jedoch erst am 17. Oktober entdeckt worden.

Im offiziellen Telegram-Kanal Selenskijs und dem von Timoschenko wird derweil den russischen Streitkräften vorgeworfen, auch am 18. Oktober ein Wohngebäude in der Stadt Nikolajew mit Raketen des Systems S-300 zerstört zu haben – eine Person sei dabei ums Leben gekommen.

Der Behauptung über angeblich absichtliche Angriffe auf Wohnhäuser und somit angeblich absichtliches Töten von Zivilisten wird allerdings von den Zahlen nicht mitgetragen: In einem solchen Fall wären um ein Mehrfaches höhere Opferzahlen zu erwarten, wenn man die schieren Zahlen der Kamikaze-Drohnen und die enorme Masse der Gefechtsköpfe der anderen Lenkflugkörper bedenkt, die meist an die halbe Tonne heranreicht. Hier schafft ein Detail Klarheit: Das häufig als Angriffswaffe angegebene Flugabwehrsystem S-300. Seine angebliche Verwendung durch Russlands Streitkräfte für Angriffe gegen Bodenziele ist ein wiederkehrendes Motiv in Vorwürfen der ukrainischen Seite an Russland. Hier werden allerdings gleich mehrere Aspekte nicht bedacht, was die Vorwürfe als glatte und dreiste Lügen auffliegen lässt.

Natürlich ist die Zweckentfremdung von Boden-Luft-Raketen zum Einsatz gegen Land- und Seeziele theoretisch möglich. Sie wurde sogar in einigen Systemen vorgesehen – etwa der Schiffsversion des altgedienten S-125, dessen Daten offen zugänglich sind und dessen zweite Einsatzart die gegen Seeziele und bei einigen Modernisierungen (vornehmlich bei ukrainischen) auch gegen Bodenziele ist. Nun beträgt die Reichweite der Lenkflugkörper des S-300 zwischen 200 und stattlichen 400 Kilometern. Bedenken sollte man jedoch auch die eher bescheidenen Daten des Sprengkopfes: Sein Gewicht ist beim S-300 zwar mit bis zu 150 Kilogramm für Luftziele ausreichend. Aber für den Einsatz gegen Landziele ist eine so spezielle Rakete mit ihrer teuren Elektronik, aber so leichtem Sprengkopf und vergleichsweise geringer Reichweite schlicht zu teuer. Nicht zuletzt verwenden die meisten dieser Raketen die halbaktive Zielsuchlenkung und erfordern somit ein vom Ziel reflektiertes Radarsignal. Somit aber wird die Reichweite des Systems nicht mehr von den Raketen, sondern vom Radar begrenzt, das ein Wohnhaus mit wenigen Stockwerken lediglich innerhalb von wenigen Dutzend Kilometern orten könnte. Und selbst wenn man ein solches Haus als ein "tieffliegendes Ziel" wahrnimmt, geht es in einer Fülle anderer analoger Ziele, wie sie in der zerklüfteten Stadtlandschaft eng an eng aneinandergedrängt stehen, schlicht unter. Zusammenfassend: Ein Einsatz des S-300 gegen Landziele bietet sich also nur im absoluten Notfall und somit lediglich theoretisch an – und selbst dies ausschließlich gegen Ziele im offenen Gelände.

Davon abgesehen verfügt Russland für Angriffe von Landzielen über ausreichend andere, deutlich zweckgeeignetere und auch preislich angemessenere Lenkflugkörper und seit neuestem auch über Kamikaze-Drohnen, die oft deutlich höhere Reichweiten haben – und auf jeden Fall deutlich angemessenere Mengen an Sprengstoff über die jeweilige Distanz zu ihren Zielen tragen. Konkret am 18. Oktober waren dies neben den Kamikaze-Drohnen Geran-2 auch Marschflugkörper: Der schiffsbasierte Kalibr-NK und der luftbasierte Ch-555 mittlerer sowie der landbasierte R-500 kurzer Reichweite (der letztere gehört zum Iskander-System).

Die Lösung des Rätsels, wieso nun eigentlich Kiew behauptet, Russland habe Wohnhäuser in der Ukraine ausgerechnet mit Raketen des S-300-Flugabwehrsystems beschossen, deuten die eigenen Sicherheitskräfte der Ukraine an. So gab am 18. Oktober ein ukrainischer Kämpfer im Fernsehen live zu, dass er selbst für den Absturz einer Geran-2-Kamikaze-Drohne auf ein Haus in Kiew verantwortlich ist:

"Wir haben auf diese Drohnen geschossen und deshalb sind sie ein wenig vom Kurs abgekommen. Und wenn wir nicht geschossen hätten, hätten sie ihr Ziel genau getroffen – ein strategisch wichtiges Objekt mit vier Rohren, das sich 50 Meter über der Straße befand."

Zuvor hatte Anton Geraschtschenko, außerordentlicher Berater des ukrainischen Innenministers, gefordert, dass alle Zivilisten mit Schusswaffen auf russische Kamikaze-Drohnen schießen sollten. Inzwischen hat sich die Situation geändert: Innenminister Denis Monastyrski forderte die Bevölkerung auf, nicht zu versuchen, Drohnen eigenhändig mit Schusswaffen abzuschießen.

Alles oben Dargelegte legt nahe, dass die ukrainische Luftabwehr zumindest an Infrastrukturobjekten und innerhalb von Städten schlecht sortiert sein muss – und wortwörtlich schlecht aufgestellt, nämlich mitten in Siedlungsgebieten.

Im spezifischen Falle von S-300-Systemen muss man annehmen, dass es sich in den von Selenskijs Präsidialamt bemängelten Fällen um ukrainische handelt und dass auch sie zu nah an Wohngebieten positioniert wurden. Etwaige Fehlfunktionen oder auch schlicht eine unglückliche Flugbahn des Luftziels wären dann imstande, einen Lenkflugkörper der S-300 schnurstracks in ein Wohnhaus fliegen zu lassen, das sich in etwa zwischen dem Ziel und dem Startfahrzeug befindet. Derartige Fälle gab es schon zuvor, etwa im Februar 2022. Damals landeten die Trümmer des abgeschossenen wie des Abfanglenkflugkörpers auf einem Wohnhaus in Kiew – dieses stand alsbald vom 4. bis zum 9. Stock in Flammen.

Sogar das Anschießen schwerer Abfangraketen des S-300 am Anfang ihrer Beschleunigungsphase durch leichtere Raketen eines Buk-Luftabwehrsystems unterlief der ukrainischen Armee bereits, nämlich am 27. Juni 2022 und ebenfalls in Kiew. Die Mannschaften beider Systeme versuchten, russische Lenkflugkörper abzuwehren, die auf eine Rüstungsfabrik im Stadtgebiet zuflogen.

Dass nun die ukrainische Seite versucht, solche Tragödien innen- wie außenpolitisch auszuschlachten, bei denen Menschen starben oder ihre Bleibe verloren, zeugt lediglich vom moralisch unlauteren Charakter der Kiewer Führung.

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Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.