Politisch-mediale Akzeptanz: Wenn "gute Demonstranten" die Gesellschaft nötigen
Von Bernhard Loyen
Es existieren die nüchterne Wissenschaft und glaubensgehorsame Religionen. Dazwischen finden sich Geschäftsmodelle, um vorgegebene Agenden zu initiieren und zu fördern. Tendenzen eines erkennbaren manipulativen Charakters sind offensichtlich, wenn es mal wieder heißt, in einem altbekannten Zusammenspiel von Politik und Medien, "die Zeit läuft uns davon". Der Weltuntergang, die Zerstörung "unseres Planeten" droht. Bald, also zeitnah. Der Alarmismus obsiegt erneut über unaufgeregte Fakten-Analysen.
Die Corona-Krise hat diese Gesellschaft nachhaltig verändert: Vor allem bis dato nur vermutete, breite und tiefe mentale Gräben hat sie sichtbar gemacht. Medial forciert, beherrscht die Menschen im Land zu einem beeindruckenden Prozentsatz eine bedenkliche Verunsicherung sowie tief verinnerlichte Angst. Dazu der weiterhin bequeme Glauben, dass die öffentlich-rechtlichen Medien wie auch die gewählten Volksvertreter niemals schwindeln würden.
Menschen, die im Hinblick auf die politisch erzwungenen Corona-Maßnahmen eine in Ansätzen normale und gesunde Skepsis äußern und auch in der Öffentlichkeit kommunizieren (wollen), werden weiterhin sehr schnell, ausgesprochen aggressiv abgewertet, gesellschaftlich ausgegrenzt, medial und politisch zum Schweigen gebracht. Diese Realität wird in sehr überschaubaren Bereichen der Medien zumindest erkannt und mittlerweile zaghaft hinterfragt.
Irritierend bis ärgerlich ist die politisch-mediale Akzeptanz gegenüber einer aktuell protestierenden Altersgruppe von Mitbürgern, die in den zurückliegenden zwei Jahren auffällig schwiegen, regelrecht abtauchten - und mehr noch - diese belastenden Maßnahmen tendenziell akzeptierten, verteidigten und Gegenstimmen bekämpften. In jener Zeit der sich stetig addierenden einkassierten Demokratieselbstverständnisse - bedingt durch Demonstrationsverbote, Berufsverbote, Redeverbote, Veröffentlichungsverbote und massive Eingriffe in die individuelle Gesundheitsvorsorge.
Diese Gruppe einer konditioniert und unkritisch wirkenden Schüler- und Studentengeneration macht dafür zurzeit im Rahmen von Straßenblockaden, Sachbeschädigungen und vorsätzlicher Gefährdung von Menschenleben auf sich aufmerksam. Sie heißen "Die letzte Generation", "Fridays for Future" oder "Extinction Rebellion" (für bekennende Berufsjugendliche und Dauerstudenten), nennen sich "Klimaschutz- und Klimagerechtigkeitsgruppen". Die gelebte Ignoranz gegenüber den Mitmenschen, die Aggressivität ihrer meist destruktiven Aktionen beeindruckt. Der spontane Applaus seitens der Politik und Teilen der Medien war zu erwarten und sollte nicht überraschen. Es folgen Beispiele für Ereignisse inhaltlicher Idiotie und rücksichtslosen Aktionismus.
Mehrheitlich bekannt sind zeitraubende Straßenblockaden in den frühen Morgenstunden, bevorzugt in großstädtischen Ballungszentren. Der Effekt auf die Politik, dem anvisierten Gegner und Verursacher definierter und hysterisch vorgetragener Untergangsszenarien, ist und bleibt null. Für die unfreiwillig in Geiselhaft genommenen, unter Zeitdruck stehenden Arbeitnehmer nervenaufreibend und tendenziell lebensgefährdend, durch die Be- und Verhinderung beispielsweise von Krankentransporten, professionelle wie private:
Mitglieder von #LetzteGeneration machen nicht Platz für Krankenwagen, der Fahrer ist völlig verzweifelt und wütend. Störerin sagt: "Na dann holen sie doch die Polizei!" DIESE LEUTE GEFÄHRDEN MENSCHENLEBEN!WARUM GREIFT NICHT ENDLICH JEMAND GEGEN DIESE VERBRECHER EIN? pic.twitter.com/AcZKkGQngT
— 𝕍.𝕃.𝔸.𝔻 (@TheImpalerVlad1) October 17, 2022
Ein weiteres Beispiel aus Berlin. Die Feuerwehr, in grenzwertigem Gesamtzustand, wird umsonst zu einem Einsatz gerufen. Ein provozierter Fehlalarm, ausgehend von der völlig unsinnigen Aktion eines Sympathisanten "der letzten Generation". Medien berichten am 12. Oktober:
"In Berlin haben Klima-Aktivisten zum wiederholten Mal einen Feueralarm im Bundestag betätigt und damit einen unnötigen Feuerwehreinsatz ausgelöst. 18 Einsatzkräfte seien daraufhin in vier Fahrzeugen ausgerückt. Der Einsatz habe eine knappe Stunde gedauert."
Der Verursacher behauptet in einem Twitter-Beitrag todernst und blind vor Aktionismus:
"Das hier ist keine Übung – es besteht Lebensgefahr! Wenn Sie diesen Alarm ignorieren, werden Unzählige sterben."
FEUERALARM IM BUNDESTAG!Das hier ist keine Übung – es besteht Lebensgefahr! Wenn Sie diesen Alarm ignorieren, werden Unzählige sterben.Bewahren Sie bitte Ruhe und ergreifen Sie die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen #FürAlle: pic.twitter.com/PTcHtMfA40
— Letzte Generation (@AufstandLastGen) October 10, 2022
"Sind die wirklich so unfassbar dämlich?", fragt der genervte Berliner, um die Antwort von einem Fridays for Future-Mitglied zu erhalten. Dieses Mitglied teilte auf Twitter im Rahmen einer Straßenblockade-Aktion mit Hinweis auf eine Sympathisantin mit:
"Und dann kommt da immer diese eine Person, die ruft: 'Geht arbeiten!' Deshalb frage ich alle, was sie arbeiten. Das hier ist: Dr. Merle Michaelsen, 38, Gynäkologin."
Dumm und Dümmer. Und im Stau steht ein potentiell wartender Krankentransport, Frau Doktor? Als letztes Beispiel: der neue Trend Tomatensuppe. In London wurde ein Van Gogh-Gemälde mit Tomatensuppe überschüttet. Spitzenidee. Dazu klebten sich die jungen Frauen (hoffentlich richtig erkannt und benannt) mit Sekundenkleber an der Wand fest. "Was ist mehr wert, Kunst oder Leben?", fragte eine der Aktivistinnen. Keinen Kommentar, den erledigt stellvertretend ein Mitglied "der letzten Generation" in Berlin. Der schüttete am Bundesministerium für Digitales und Verkehr drei Dosen Tomatensuppe an die Wand und in den Eingangsbereich. Warum? Weil er damit verhindern will, dass "deine Liebsten draufgehen, für den Profit der Ölkonzerne. Sag es mit Liebe oder mit Tomatensuppe".
Wieviele Rentner hätten gerne eine Dose Tomatensuppe gegessen? #Klimakatastrophepic.twitter.com/o94IJ9hcJG
— Just L 🇧🇹 #HeinerUltras (@LLfW74) October 18, 2022
"Draufgehen" könnten meine Liebsten, weil dumme Aktivisten den Rest von Sekundenkleber, nach dem Verteilen auf der Handfläche, unachtsam einfach in den Gully warfen, so geschehen jüngst bei einer Straßenblockade:
Auf Moralapostel machen und dann die Pulle mit Sekundenkleber in den Abwasserschacht schmeißen.. Kannste dir nicht ausdenken. #LetzteDegeneration#LetzteGeneration#Umweltverschmutzungpic.twitter.com/XwC2k9Jnk7
— Chris (@AntiPanikMacher) October 11, 2022
Parallel medial flankiert und unterstützt wird dieser Irrsinn über benötigte prominente Köpfe, wie Luisa Neubauer. Gekürt von dem Magazin Time zu den aktuell "100 aufstrebenden Personen" des Jahres 2022. Aufstrebend, heißt ausgebildet, aufgebaut und politisch-medial lanciert, um die naive Bevölkerung mit solchen Erkenntnissen vorzuwarnen. Thema - die Zeit, sie rennt "uns" schon wieder davon, "wir" müssen endlich reagieren, aktiv werden, denn:
"Die Wahl zwischen Zeit und Demokratie haben wir nicht...wie sollen intakte Demokratien in einer zwei Grad wärmeren Welt aussehen, in der uns die Krisen um die Ohren fliegen?"
Wer gegen die wirre, selbstzerstörerische und irrsinnige Politik der Ampelregierung auf die Straße geht, ist gefährlich, verdächtig und unerwünscht. Ein "Querdenker", potentiell "Rechter" und aktuell "Putin-/Russland-Versteher". Frau Neubauer ist Mitglied bei den Grünen. Sie spricht die richtigen Themen an. Sie darf und muss in die entsprechenden Talk-Shows und verkünden. Das Ziel lautet, auf der Seite der Bundesregierung, "Agenda 2030 - Nachhaltigkeitsziele verständlich erklärt". Frau Neubauer darf demgegenüber taktisch schimpfen, greinen und auf den Tisch hauen. Das nennt man bewusste und kalkulierte Inszenierung. Die Neue Zürcher Zeitung bemerkt immerhin in einem aktuellen Kommentar:
"Wie in der Corona-Krise, wo die Meinung einiger weniger Experten großes Gewicht hatte, gibt es auch in der Klimadebatte ein starkes Ungleichgewicht. Klimawissenschafter und Aktivisten kommen ständig zu Wort, aber die Stimmen von anderen Naturwissenschaftern, Ökonomen und Sozialwissenschaftern werden oft nicht gehört oder nur am Rande erwähnt."
Ein jüngst neben Frau Neubauer in der ZDF-Talkshow Lanz sitzender Dr. Matthias Quent erläuterte unmissverständlich direkt in seiner Aussage und Wahrnehmung:
"Es ist kein Demokratie- oder Klimaschutz, es ist, wenn wir kein Klimaschutz haben, dann werden wir keine Demokratien mehr haben. Weil dann werden sich die faschistischen Bewegungen durchsetzen, dann kommt das Hauen und Stechen, dann kommen die Verteilungskämpfe..."
Frau Neubauer nickte - guter Mann, der Quent. Herr Quent ist ein deutscher Soziologe und Rechtsextremismusforscher, so seine Vita. Er forscht zu "Rassismus, Hasskriminalität, Hasssprache und Radikalisierung" in der Gesellschaft. 2016 war er Gründungsdirektor des Institutes für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ), einer außeruniversitären Forschungseinrichtung in Trägerschaft der Amadeu Antonio Stiftung. Ein Spiegel-Artikel aus dem November 2021 informiert und fragt:
"Die Studie stellt einen Zusammenhang zwischen Rechtsextremismus und hohen Coronaraten in Deutschland fest. Die Zahl der Coronavirus-Infektionen steigt in Teilen Deutschlands stark an, in denen die rechtsextreme Partei AfD mehr Unterstützung genießt. Ist das ein Zufall?"
Studien-Autor ist Dr. Matthias Quent. Woran lässt sich eine politische wie auch mediale Glaubwürdigkeit festmachen? Natürlich einzig und allein am Geld, an entsprechenden Investitionen und Kooperationen. Die Corona-Krise, wie auch der Ukraine-Krieg und die bewusste Provokation und Erschaffung einer Energiekrise in Deutschland, zeigen den Menschen aktuell - eine, zehn oder hundert Milliarden? Wo ist das Problem, "Was kostet die Welt?", wenn klar definierte Endpunkte, wie eine Agenda 2030, nachweislich priorisierte Ziele darstellen. Störfaktor: die Bedürfnisse der Bürger.
Der Sender n-tv meldet am 17. Oktober: "Klimaprotestler dringen ins Finanzministerium ein: (...) Nach Angaben des Finanzministeriums sprach Lindner mit den Demonstranten. Dann sei man friedlich wieder auseinander gegangen". Gab es je ein solches Ereignis zu Zeiten der Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen in den Jahren 2020 bis 2022? Nein, weil ein Dialog seitens der Politik schlicht nicht gewollt war. Dafür dürfen jugendliche Demonstranten sehr gern weiter (noch) unbehelligt als nützliche Idioten vom Dienst auf den Straßen der Republik den Mitbürgern Blockaden, Sachbeschädigungen und vorsätzliche Gefährdung von Menschenleben aufnötigen.
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