Kampagne gegen Katar: Westen setzt unterschiedliche Maßstäbe bei Fußball und Energiepolitik an
Von Seyed Alireza Mousavi
Die saudisch-amerikanischen Beziehungen sind bereits nach dem jüngstem OPEC+-Beschluss zur drastischen Drosselung der Ölförderung auf einem Tiefpunkt angelangt. Zugleich verschlechtern sich die Beziehungen Washingtons zu anderen Golfstaaten wie den Vereinigten Arabischen Emiraten, nachdem diese sich zum Ukraine-Krieg neutral positioniert haben. Die Region scheint sich vom Westen zu entfremden und sich eher gen Osten zu wenden.
Der Golfstaat Katar als Ausrichter der Fußball-WM ist derzeit zur Zielscheibe des medialen Angriffs wegen "Menschenrechtsverletzungen" vonseiten des Westens geworden. Die deutsche Innenministerin Nancy Faeser kritisierte kürzlich, dass die WM in Katar stattfinden wird. Es handele sich um eine "total schwierige Vergabe". Die Bundesregierung sei überzeugt, dass die Vergabe von sportlichen Großereignissen an Kriterien geknüpft gehöre, "nämlich an die Einhaltung der Menschenrechte". Das Emirat Katar reagierte prompt auf die Vorwürfe der Bundesregierung. In der FAZ warf Außenminister Mohammed bin Abdulrahman Al Thani Berlin "Doppelmoral" bei der Menschenrechtsfrage vor.
In einer ZDF-Doku bezeichnete der katarische WM-Botschafter Khalid Salman Homosexualität als "geistigen Schaden". "Während der WM werden viele Dinge hier ins Land kommen. Lass uns über Schwule reden. Das Wichtigste ist doch: Jeder wird akzeptieren, dass sie hier herkommen. Aber sie werden unsere Regeln akzeptieren müssen", so Salman. Seine Aussagen gaben reichlich Stoff für eine weitere Welle medialer Angriffe gegen das WM-Gastgeberland. "Selten hat man die aufgeblähte PR-Strategie eines umstrittenen Regimes so pointiert scheitern sehen wie in der an diesem Dienstagabend ausgestrahlten Dokumentation 'Geheimsache Katar' im ZDF", bemerkte die Süddeutsche Zeitung. Die negative Berichterstattung zu Katar gipfelte in der rassistischen Karikatur einer französischen Zeitung, in der katarische Fußballer als Terroristen dargestellt wurden.
Bei der Menschenrechtsfrage basiert westliche Politik allerdings auf einer unfassbaren Doppelmoral. Wenn es um Gas-Exporte aus Golfstaaten im Zuge des Ukraine-Krieges geht, wird die Menschenrechtskeule nicht eingesetzt. Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, vereinbarte unlängst eine Energiepartnerschaft mit Katar zu dem Zweck, die BRD unabhängiger von russischem Gas zu machen. Dabei kam die "Verletzung" von LGBTQ-Rechten nicht auf den Tisch. Wenn Katar bei der Evakuierung deutscher Staatsbürger aus Afghanistan half, schien das Streitthema "Menschenrechtsverletzung in Katar" ebenfalls irrelevant.
Angesichts der moralischen Überheblichkeit im Westen versuchen die USA und deren europäische Verbündete durch eine hybride Kriegsführung, den Staaten im Nahen Osten ihr Weltbild aufzuzwingen. Russlands Präsident Wladimir Putin warf dem Westen in seiner jüngsten Grundsatzrede beim jährlichen Treffen "Waldai-Klub" vor, anderen das Existenzrecht abzusprechen. Er vertrat auch die Ansicht, dass der Westen an einer "Meta-Blindheit" leidet und sich einbildet, alle Regionen müssen sich auf sein Niveau entwickeln.
Der Westen befindet sich in einer Dekadenzphase, in der bereits das Konzept der Familie weitgehend abgeschafft worden ist. Nun erwartet er absurderweise, dass die nicht-westliche Welt die gegenwärtige Phase der westlichen Kultur auf einmal erreichen könnte – ohne die Vorgeschichte dieser Entwicklung (Aufklärung, Humanismus usw.) überhaupt erlebt zu haben.
Der Westen will zur Erhaltung seiner Macht alle Unterschiede zwischen den Völkern einebnen, deren eigenständige Kulturen ruinieren und die freie Entwicklung anderer Zivilisationen blockieren.
Mehr zum Thema – Was sind Menschenrechte gegen Öl – Boris Johnsons Scheitern in Saudi-Arabien
RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.
Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.