Deutschlands Doppelmoral bei südafrikanischer Kohle entlarvt Berlins grünen Imperialismus
Ein Kommentar von Andrew Korybko
Der südafrikanische Botschafter in Russland, Mzuvukile Jeff Maqetuka, kritisierte in einem kurzen Interview, das am Sonntag von Sputnik veröffentlicht wurde, Deutschlands Doppelmoral gegenüber dem Kohlesektor seines Landes:
"Die Deutschen verfolgen ihre Politik bei der Suche nach neuen Märkten ziemlich aggressiv. Sie kamen nach Südafrika, um über Fragen der Energiewende zu diskutieren. Gleichzeitig erhöhten sie jedoch die Kohleimporte aus Südafrika massiv. Der Widerspruch liegt darin, dass Südafrika die Förderung und Nutzung der Kohle für den Eigenbedarf praktisch eingestellt hat und diese nun an Deutschland verkauft."
Man kann das Verhältnis, von dem der Botschafter sprach, nicht anders beschreiben als "grünen Imperialismus", der sich auf den Einsatz sogenannter "grüner" oder "umweltfreundlicher" Mittel zur Durchsetzung hegemonialer Ziele stützt. Der nachfolgende Beitrag wird diese neue Form des von Deutschland angeführten Kolonialismus näher erläutern.
Deutschlands Grüne als Agenten des Neoimperialismus
Deutschlands Grüne sind heute eine der mächtigsten politischen Kräfte in der Bundesrepublik. Zunächst fanden sie bei der Bevölkerung Anklang, indem sie sich als umweltfreundliche Pazifisten präsentierten, änderten ihre Haltung jedoch umgehend nach Beginn der russischen Militäroperation in der Ukraine, zu der Moskau provoziert wurde, um die Integrität seiner roten Linien der nationalen Sicherheit gegenüber der NATO zu verteidigen.
Die Grünen verrieten ihre eigene "grüne" Agenda, indem sie stillgelegte Kohlekraftwerke wieder ans Netz gehen ließen, als Teil der Bemühungen um eine radikale Abkehr von russischer Energie, während sie sich gleichzeitig lautstark dafür einsetzten, dass Berlin eine größere militärische Rolle im Stellvertreterkrieg der NATO gegen Russland in der Ukraine einnimmt. Diese Wandlung offenbarte das wahre Gesicht der Grünen als Agenten des Imperialismus.
Wie Botschafter Maqetuka Sputnik gegenüber bemerkte, hat Deutschland seine Importe südafrikanischer Kohle drastisch erhöht und gleichzeitig deutlich gemacht, dass Südafrika dem Übergang zu "grüner Energie" den Vorrang geben und beschleunigen müsse, trotz der Gefahr regelmäßigen Strommangels, der in Südafrika teilweise eben durch diesen Übergang verursacht wird. Diese Doppelmoral wird umso auffälliger, wenn man einen kurzen Blick auf einige relevante Statistiken wirft.
Afrikanische Kohle für Deutschland und die EU
Die Europäische Union importierte in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres achtmal mehr Kohle aus Südafrika, während die Stromerzeugung dieses Exportlandes kontinuierlich zurückging, wobei sich dieser Trend nach der Schließung des 56 Jahre alten Kohlekraftwerks Komati am 31. Oktober voraussichtlich noch beschleunigen wird. Es ist völlig klar, dass die von Deutschland geführte EU und Südafrika in einer offensichtlich einseitig ausbeuterischen Beziehung stehen. Diese objektive Beobachtung ist umso alarmierender, wenn man bedenkt, dass Südafrika das am stärksten industrialisierte Land des Kontinents ist, was bedeutet, dass Deutschlands Bemühungen, die eigene Industrialisierung aufrechtzuerhalten – inmitten seiner radikalen Abkehr von russischer Energie – auf Kosten der durch Kohle angetriebenen Industrialisierung Afrikas gehen.
Das ist an sich schon empörend genug, wird aber noch schlimmer, wenn man erkennt, dass Deutschland den Südafrikanern eintrichtert, ihre Stromprobleme seien Teil der Opfer, die sie bringen müssen, um den Planeten zu retten. Deutschland selbst glaubt nicht mehr an dieses Märchen, wie die erneute Inbetriebnahme der eigenen, bereits stillgelegten Kohlekraftwerke gezeigt hat. Der Trend geht unbestreitbar dahin, "grüne" Vorhaben als Waffe einzusetzen, indem man zum Beispiel Südafrika dazu zwingt, seine gesamte geförderte Kohle in die EU zu exportieren, statt es diesem Land zu ermöglichen, sich beim Vorantreiben der Industrialisierung auf die eigenen fossilen Ressourcen zu verlassen.
Dieser grüne Imperialismus ist umso hinterlistiger, da er von der Partei der Grünen angeführt wird, deren Mitglied Annalena Baerbock dem deutschen Außenministerium vorsteht und damit unmittelbar für diese neue Form des europäischen Imperialismus gegen Afrika verantwortlich ist. Baerbock verkauft diesen Imperialismus unter einem antirussischen Vorwand erst an ihre eigenen Leute, während sie dann den Südafrikanern vormachen will, dass er Teil eines globalen Engagements zur Rettung des Klimas ist.
Fakt ist, dass dies in Wahrheit Teil der hegemonialen Ambitionen Deutschlands ist, die Bundeskanzler Olaf Scholz kürzlich in seinem Manifest für auswärtige Angelegenheiten artikuliert hat. Obwohl er versprochen hat, die "grünen" Ziele seiner Großmacht zu erweitern, tut er in Wirklichkeit genau das Gegenteil, wie die offensichtlich ausbeuterische Beziehung Deutschlands zu Südafrika beweist, die für Berlin einen Sieg in einem Nullsummen-Spiel darstellt.
Afrika muss sich vor Europas Rassismus hüten
Afrikas mehr als eine Milliarde Einwohner müssen daher dringend gegenüber Europas neuester Form des Kolonialismus, dem "grünen Imperialismus", wachsam werden, bevor sie wie Südafrika geopfert werden. Es ist nichts falsch daran, dass die Staaten des Globalen Südens Kohle an den kollektiven Westen verkaufen, aber Letztere dürfen Erstere nicht dazu zwingen, ihre eigene Industrialisierung unter vorgetäuschten "grünen" Vorwänden zu opfern.
Unter keinen Umständen darf den europäischen Mitgliedern dieses De-facto-Blocks neuer Kalter Krieger Vertrauen entgegengebracht werden, insbesondere nicht nach den beiden rassistischen Ausfällen des außenpolitischen Chefs der EU, Josep Borrell, in den vergangenen Monaten. Mitte Oktober verglich er Afrika mit einem "Dschungel", von dem er fabulierte, dass er in den "europäischen Garten hineinwuchert" und damit die "europäische Identität" bedrohe, während er vergangene Woche behauptete, die Afrikaner hätten nie von Putin oder sogar von Russland gehört.
Die erste Bemerkung war eine rassistische Angstmacherei, während die zweite sich an das völlig überholte rassistische Stereotyp anlehnte, dass Afrikaner nicht das gleiche Bewusstsein oder die gleiche Intelligenz wie Europäer hätten. Beides sind offensichtliche Beweise dafür, dass die EU die Afrikaner nicht wirklich als gleichberechtigte Mitmenschen respektiert, weshalb alle Mitglieder der EU mit äußerstem Misstrauen behandelt werden müssen, wenn man mit ihnen Geschäfte abschließt.
Deutschland ist der inoffizielle Führer der Europäischen Union, daher ist es naheliegend, dass das Außenministerium in Berlin als Speerspitze agiert, um den "grünen Imperialismus" auch auf dem afrikanischen Kontinent voranzutreiben. Für diese Rolle ist man bestens aufgestellt, da dieses Ministerium fest in der Hand der Grünen ist, die fälschlicherweise von sich behaupten, umweltfreundliche Pazifisten zu sein, obwohl sie sich inzwischen als kohlengierige Kriegstreiber entblößt haben.
Nichtsdestotrotz verleiht die Optik einer EU, die informell von Berlin aus geführt wird und die somit ihre globalen außenpolitischen Bemühungen durch eine Partei vertreten lässt, die immer noch behauptet, ihren Gründungsprinzipien treu geblieben zu sein – trotz faktischer Belege für das Gegenteil –, der "grünen imperialistischen" Agenda in Afrika eine hinterhältige Note. Baerbock und ihresgleichen versuchen die Afrikaner dahingehend zu manipulieren, sich selbst, unter einem "grünen" Vorwand, zum Vorteil Deutschlands zu deindustrialisieren.
Staaten mit Selbstachtung sollten sich weigern, ihren eigenen Übergang zu "grüner Energie" unter böswilligem ausländischem Druck, inmitten der globalen Energiekrise, zu beschleunigen, damit der Lebensstandard ihrer eigenen Bevölkerung gesichert bleibt, anstatt vor deutschem Zwang auf Kosten der eigenen Bürger zu kapitulieren. Es bleibt zu hoffen, dass Südafrika bald wieder für sich selbst einstehen wird, die eigenen Bedürfnisse an erste Stelle setzt und Deutschland sagen wird, wohin es sich scheren kann.
Aus dem Englischen
Andrew Korybko ist ein in Moskau ansässiger amerikanischer Politologe. Er spezialisiert sich auf die US-Strategie in Afrika und Eurasien, Chinas "Neue Seidenstraßen"-Initiative, Russlands geopolitischen Balanceakt sowie hybride Kriegsführung.
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