"Faktenfinder" der Tagesschau: Diffamierungskampagne gegen Alina Lipp geht weiter
Von Gert Ewen Ungar
Die Tagesschau behauptet von sich, das Flaggschiff des deutschen Journalismus zu sein und hohe Standards in der Berichterstattung zu befolgen. Mit dieser vollmundigen Selbstwahrnehmung korrespondiert die Realität immer weniger. Insbesondere in Krisenzeiten zeigt sich die Tagesschau wie viele andere deutsche Medien auch extrem anfällig für Einseitigkeit bis hin zur Diffamierung von Personen und Personengruppen, für undifferenzierte Berichterstattung, kritiklose Übernahme von interessengeleiteten Informationen, kurz: In Krisenzeiten gibt die Tagesschau jeden journalistischen Anspruch preis.
Jetzt ist wieder einmal Krisenzeit, und die Tagesschau befolgt das hier aufgezeigte Muster. Die Berichterstattung zur Ukraine verdient das Prädikat "Journalismus" nicht. Von echter journalistischer Qualität hat sich das meistgesehene deutsche Nachrichtenformat himmelweit entfernt. Die Tagesschau gibt die ukrainische Position eins zu eins wieder, versteckt ihre Verweigerung journalistischer Arbeit hinter dem Hinweis, dass die Informationen von Kriegsparteien nicht unabhängig überprüfbar seien. Das ist richtig. Aber die Tagesschau instrumentalisiert diesen Satz, um ihre ungefilterte, einseitige Wiedergabe der ukrainischen Sicht zu legitimieren. Das ist genau das Gegenteil von der journalistischen Sorgfaltspflicht, die die Tagesschau mit dem gemachten Hinweis vorgibt zu beachten. Es ist ein pervertierter Journalismus, den die Tagesschau betreibt – man könnte auch weniger elaboriert sagen, die Tagesschau betreibt schlicht Kriegspropaganda.
Inzwischen fällt das deutsche Nachrichtenflaggschiff zudem noch dadurch auf, dass es sich an Diffamierungskampagnen gegen Journalisten, die sich eine größere Form der Unabhängigkeit bewahrt haben, nicht nur beteiligt, sondern sie auch initiiert.
Ganz oben auf der Liste der unliebsamen Journalisten der Tagesschau steht die Deutsch-Russin Alina Lipp, die auf ihrem Telegram-Kanal aus dem Donbass berichtet. Im Gegensatz zu den Journalisten der GEZ-Medien ist sie vor Ort. Mit ihr übrigens eine große Zahl von russischen Journalisten, die täglich von den Geschehnissen an der Front und aus den Städten und Gemeinden auf der russischen Seite berichten. Wie sie berichtet auch Lipp von willkürlicher Zerstörung ziviler Infrastruktur nicht nur unter bewusster Inkaufnahme von Opfern unter Zivilisten, sondern wohl auch mit dem konkreten Ziel, Zivilisten zu töten. Es gibt aus militärstrategischer Sicht für diesen Beschuss keinen Grund. Es sind Kriegsverbrechen der Ukraine. Dabei gibt es täglich Opfer zu beklagen.
Die Tagesschau berichtet darüber nicht, denn der Beschuss des Donbass durch die Ukraine mit westlichen Waffen ist ein "russisches Narrativ". Die Tagesschau möchte – wie die anderen großen deutschen Medien auch – verhindern, dass das russische Narrativ in Deutschland verbreitet wird, ganz unabhängig von seinem Wahrheitsgehalt.
Aus diesem Grund greift das deutsche Nachrichten-Flaggschiff zu unlauteren Mitteln. In einem aktuellen Beitrag gehen die ARD-Redakteurin Carla Reveland und Pascal Siggelkow vom NDR in einem sogenannten Faktenfinder der Frage nach, wie sich "Putin-Propagandisten" finanzieren. Der Plural im Titel ist reichlich irreführend, denn es geht ausschließlich um Alina Lipp. Der Skandal, den der Faktenfinder dabei aufgedeckt haben will, ist, dass Lipp trotz Verbot, Zensur, Kontopfändung und Sanktionen weiterhin Mittel und Wege findet, ihren Kanal weiter zu betreiben.
Noch mal zum besseren Verständnis: Die Tagesschau sorgt sich nicht darum, dass es in Deutschland wieder Zensur gibt, dass Nachrichten unterdrückt, dass Journalisten und ganze Sender in ihrer Arbeit behindert werden. Die Tagesschau sorgt sich darum, dass es Journalisten, die von diesen Maßnahmen betroffen sind, trotzdem noch gelingt, ihre Arbeit fortzusetzen.
Was den beiden Redakteuren, die mit ihrem auf Diffamierung und Hetze angelegten Beitrag kräftig in die Fußstapfen unrühmlicher historischer Vorbilder treten, nicht gelingt, ist übrigens der Nachweis, dass Lipp tatsächlich vom Kreml finanziert wird und in dessen Auftrag arbeitet – und das, obwohl Lipp gegenüber der Tagesschau allem Anschein nach ausgesprochen auskunftsfreudig war. Es steht zu vermuten, dass Reveland und Siggelkow das Vertrauen Lipps missbraucht haben. Es wäre bei Weitem nicht das erste Mal, dass GEZ-Redakteure zu diesem Mittel greifen.
Was der Faktenfinder leistet, ist eine kleine Verschwörungstheorie zu stricken, die von einem undurchsichtigen Geflecht von Firmen faselt, Fährten nach Russland legt, die schon deshalb als obskur gelten, weil sie nach Russland führen, und die um Lipp und ihre Arbeit die Aura des Fragwürdigen aufleuchten lässt. Die von all dem entkleidete Kernaussage ist: Alina Lipp kann sich und ihren Kanal weiter finanzieren. Das ist ein Skandal.
Was die Redakteure tunlichst vermeiden, ist eine inhaltliche Auseinandersetzung. Dazu gibt es auch allen Grund, denn das sogenannte russische Narrativ erweist sich mit jedem Tag ein bisschen näher an den Fakten als die Erzählung, mit der die Tagesschau ihre Zuschauer abspeist. Die Tagesschau bekommt es beispielsweise auch nach monatelangem Beschuss des Atomkraftwerks in Saporoschje nicht hin zu schreiben, wer da offensichtlich schießt. Zur Erinnerung: Russische Kräfte sind im Kraftwerk, ukrainische davor. Die Tagesschau tut in ihren Berichten über den Beschuss von Europas größtem Kernkraftwerk regelmäßig so, als sei die Lage viel zu unübersichtlich, um hier auch nur einen mutmaßlichen Verursacher zu nennen.
Alina Lipp berichtete beispielsweise im Frühjahr 2022 bereits, dass die Ukraine geächtete Antipersonenminen gegen Zivilisten einsetzt. Die Ukraine ließ sie über Donezk abregnen. Die Blütenblätter genannten Minen wurden zur Gefahr für vor allem Kinder, die sie mit Spielzeug verwechseln konnten. All dies nur ein russisches Narrativ, nach Auffassung deutscher Medien.
Allerdings meldet die russlandfreundlicher Umtriebe völlig unverdächtige Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch nun ebenfalls, dass die Ukraine Antipersonenminen einsetzt. Übrigens genau des Typs, von dem Lipp bereits vor Monaten Fotos auf ihrem Telegram-Kanal veröffentlicht hat. Alina Lipp lieferte den besseren Journalismus. Das russische Narrativ ist näher an der Wahrheit.
Die GEZ-Faktenfinder dagegen graben mit Julia Smirnowa eine Expertin aus, die Lipp vorwirft, im russischen Fernsehen Fakes über Deutschland zu verbreiten: "Sie erzählt viel über die angebliche Zensur, die im Westen herrschen würde", zitiert der Faktenfinder Smirnowa, die übrigens Mitarbeiterin am Institute for Strategic Dialogue Germany ist. Das Institut beschäftigt sich überwiegend mit der Frage, wie man der Gesellschaft Dinge schmackhaft machen kann, die diese eigentlich nicht schmackhaft findet. Das Institut betreibt schlicht Propaganda. Dass der Faktenfinder gerade in seinem Beitrag selbst die Bestätigung dafür geliefert hat, dass Lipps Behauptungen stimmen, fällt den Redakteuren nicht auf. Dabei steht sogar im Titel, dass die EU-Sanktionen die Finanzierung der Informationskanäle erschweren. Wenn das mal keine Zensur ist.
Und apropos Finanzierung. Die Finanzierung der Tagesschau ist ganz transparent. Die Tagesschau wird über die GEZ finanziert. Die Einnahmen der GEZ beliefen sich 2021 auf 8,42 Milliarden Euro. Mit einem Teil Ihrer Haushaltsabgabe in Höhe von 18,36 Euro finanzieren auch Sie Diffamierungskampagnen gegen unabhängigen Journalismus.
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