Kiews Neonazis – Warum verhaftet Frankreich "Kämpfer gegen russische Aggression"?
Von Jelena Karajewa
In Paris sind zwei Rückkehrer aus der Ukraine verhaftet worden. Beide sind Staatsbürger Frankreichs und nahmen an Kampfhandlungen auf Seiten des ukrainischen Militärs teil. Es gibt mindestens 400 französische Söldner in der sogenannten ukrainischen internationalen Legion. Wichtiger ist aber etwas anderes: Sie wurden verhaftet, sobald sie bei ihrer Ankunft in Frankreich aus einem Bus ausstiegen. Und zwar nicht einfach verhaftet, sondern praktisch sofort vor den Richter gebracht. Das Urteil fiel blitzschnell – eineinhalb Jahre Gefängnis.
Der Grund ist der, dass beide Verbrecher einer neonazistischen Gruppierung angehörten, was in Frankreich strafbar ist. Sie stellten Hakenkreuze zur Schau, deren Abbildung, und sei es nur als eine Tätowierung, ebenfalls als Verbrechen gilt. Im Gepäck der beiden wurden geladene Magazine für Sturmgewehre und Zielfernrohre gefunden. Auch dies ist eine strafbare Handlung. Kurzum, die "Kämpfer für die Freiheit der Ukraine vom russischen Joch" stellten sich für die französische Justiz als gemeingefährlich heraus. Die beiden wurden lange von Geheimdiensten beobachtet, ihre Personalakten mit dem Vermerk "Gefahr für nationale Sicherheit Frankreichs" versehen.
Ein Gewehr mit einem Zielfernrohr ist eine beliebte Waffe von Terroristen. In Frankreich haben die Neonazis eine lange Geschichte von Attentatsversuchen, darunter gegen General de Gaulle und den Präsidenten Mitterand. Auch eine Verschwörung, um Macron zu töten, wurde aufgedeckt. Daher handeln die Geheimdienste schnell, ohne Zimperlichkeit und lange Verhöre und ziehen praktisch keine Aufmerksamkeit der Presse auf sich.
Doch das alles nur in Frankreich.
In der Ukraine haben diejenigen, die in Paris eingesperrt wurden, und seien sie dreimal französische Staatsbürger, im Hinblick auf die Äußerung ihrer Haltungen und Handlungen einen völlig freien Spielraum. Die Zeitung Mediapart macht darauf seit langem aufmerksam, doch diese Publikationen passen nicht in das von der Presse gezeichnete Bild des "Kampfes gegen das russische imperiale Joch". Die in Frankreich verbotene neonazistische Bewegung "Zouaves", die durch Ideen von Überlegenheit der "weißen Rasse", Einteilung von Menschen in Unter- und Übermenschen und offene Forderungen nach Vernichtung der "Anderen" auffiel, unterstützte indessen Asow jahrelang nicht nur materiell, sondern rekrutierte unter den eigenen Anhängern Söldner für den Krieg gegen Russland.
Das ist keine Metapher. Fotos, Poster, Tätowierungen lassen an den Zielen und Ideen von jenen Franzosen, die gegen Russland in den Krieg zogen, keine Zweifel. Auch soziale Profile sind nicht besonders divers. Meist sind es ehemalige Militärs, die aus den Streitkräften ausgerechnet wegen Neonazismus entlassen wurden und seitdem vom militärischen Geheimdienst beobachtet werden. Nach einigen Angaben befinden sich in den Reihen der ukrainischen "Internationalen Legion" heute Dutzende französischer Neonazis. Sie sind dort, weil sie von der neonazistischen Ideologie vereinigt werden. Die Grundlage dieser Ideologie besteht in der Vernichtung von Menschen. Von Russen, wenn auch nicht unbedingt von Slawen. Von Tschetschenen, Burjaten, Tataren, Angehörigen sibirischer Völker. Kurz, von allen, die nicht weiß sind und die nicht ins neue Verständnis der "arischen Nation und Blutes" hineinpassen.
Absolut zentral ist dabei, dass in der Hierarchie der staatlichen und gesellschaftlichen Sicherheit Frankreichs Neonazismus und Islamismus auf der gleichen Stufe stehen. Denn in diesen beiden Strömungen besteht nach Ansicht der französischen Regierung die größte Gefahr, denn dort werden potenzielle Terroristen angeworben und dort fließen illegale Geldströme zusammen.
Doch kaum gehen sie in die Ukraine und ziehen sich Uniformen mit entsprechenden Abzeichen an, werden diese Neonazis – dieselben Personen mit denselben Namen – augenblicklich zu "Kämpfern um Freiheit und Unabhängigkeit, die den Sieg der Ukraine näherbringen". Zu deren Unterstützung werden Radpanzer und Haubitzen, Munition und sonstige Militärausrüstung entsendet. Gerade sie werden von NATO-Veteranen ausgebildet, deren Anwesenheit in der Ukraine inzwischen kaum verhehlt wird.
Somit machen Zielfernrohr und ein geladenes Sturmgewehr-Magazin einen zum Verbrecher, der von Geheimdiensten beobachtet wird und ins Gefängnis gehört. Dieselbe Person in der Ukraine, mit den gleichen Ansichten, mit den gleichen menschenverachtenden Vorstellungen, mit den gleichen Ideen, "Russen zu töten", wird nicht bloß geduldet, sondern als "Kämpfer gegen die russische Aggression" gefeiert.
Für eine Nation, die für sich beansprucht, klug und groß und die Vorkämpferin und Begründerin von allem Fortschrittlichen zu sein, hat Frankreich leider ein viel zu kurzes Gedächtnis. Deswegen werden wir kraft unserer russischen Großmütigkeit anmerken: Waffen haben die Eigenschaft, gegen ihre Hersteller angewandt zu werden. So kam es während der Jugoslawienkriege, so kam es während des Kriegs gegen den Islamischen Staat. Die heutige geopolitische Krise wird kaum zu einer Ausnahme werden und es ist durchaus möglich, dass ins Visier dieser modernen Gewehre, die Russen töten sollten, schließlich Franzosen geraten. Sagt später bloß nicht, ihr wurdet nicht gewarnt.
Übersetzt aus dem Russischen und zuerst erschienen bei RIA Nowosti.
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