Meinung

Berlin: "An Evening with Barack Obama" – Ein Kriegspräsident wird erneut hofiert

Der "Kriegspräsident No. 1" tingelt unbekümmert durch drei Städte. Gründe gibt es keine, außer Langeweile und Geldvermehrung, also "easy money". Auf zwei Bühnen steht ihm ein rückgratloser und regierungskonformer deutscher Moderator zur Seite.
Berlin: "An Evening with Barack Obama" – Ein Kriegspräsident wird erneut hofiert© Kay Nietfeld

Von Bernhard Loyen

Wladimir Putin ist ein lupenreiner Kriegsverbrecher, lässt sich in bundesrepublikanischen Medien gefühlt täglich vernehmen. Der muss schnellstmöglich nach Den Haag und dann ab ins Gefängnis, aber richtig lange, dieser gefühllose Machtpolitiker und Demokratie- und Menschenfeind. Barack Obama hat Soul, Charme und ist "simply very smart". Und im Besitz mehrerer unbefleckter Westen und eines reinen Herzens. War da mal was? Vergessen, verdrängt. Äpfel und Birnen.

Nun weilte der 44. Präsident der Vereinigten Staaten für eine gut dotierte, also vorab von seinem Management ausgehandelte Stippvisite in Berlin. Die Medien wie auch Tausende, wenn nicht Hunderttausende Berliner waren begeistert, erneut verzaubert. Die Tagesschau lässt Leser und Zuschauer wissen:

"Auch Jahre nach Ende seiner Amtszeit ist Ex-US-Präsident Obama hierzulande äußerst beliebt. Tausende Menschen zahlten, um bei seinem Auftritt in Berlin dabei zu sein."

Das Hamburger Nachrichtenmagazin Der Spiegel hatte im Mai 2016, zwei Jahre vor der ersten Überweisung von der Gates Foundation im Jahr 2018, getitelt:

"2.663 Tage 'at war'. Obama ist jetzt offiziell US-Kriegspräsident No. 1."

Also kein Friedenspräsident Nummer eins, sondern ein Kriegspräsident. 2.663 Tage ohne zu verantwortende Kriegsverbrechen? Am 10. Dezember 2009 hatte Obama den Friedensnobelpreis erhalten. Mit Kriegsverbrechen in der rot getränkten biografischen Linie. Was wollte er eigentlich in Berlin im Jahre 2023? Die Berliner Zeitung fasste aufschlussreich zusammen:

"Barack Obama in Berlin: Der bizarre Auftritt des Präsidenten. Der 44. Präsident der USA plauderte über seine 'gute Freundin' Angela Merkel und gab Tipps für Führungskräfte. Der Abend mit ihm war so teuer wie merkwürdig."

Die treue Regierungspostille Tagesspiegel wusste investigativ zu berichten:

"Steinbutt und Spinatsalat zum Dinner: Obama und Merkel speisen im Berliner Restaurant 'Ponte'."

Stammgast und Ex-Kanzlerin Angela Merkel hätte dem Restaurantbesitzer geheimnisvoll nur angedeutet, "dass sie "einen wichtigen Gast" mitbringen wird". Warum wichtig, für wen, für sie? Die Tagesspiegel-Autorin, zu offensichtlich bemüht um zukünftige Vorzugsbehandlung im Ponte, weiß zu schwärmen:

"Als dann die dicken Limousinen durch die ruhige Regensburger Straße brettern, ist alles klar. Für ihren privaten Abend mit dem früheren US-Präsidenten hat sich Angela Merkel ein Restaurant ausgesucht, das ein elegant gemütliches, klassisch berlinisches Wohnzimmer-Ambiente vereint mit erstklassiger kreativer italienischer Küche, angenehmem Understatement und einer dennoch ausgesprochen herzlichen Atmosphäre, die Stammgäste sehr zu schätzen wissen."

Warum auch in alten Kriegsblutlachen Obamas waten, wenn so viel greifbare Harmonie zwischen zwei altgedienten Ex-Politikern über dem "abgeteilten hinteren Teil" des Restaurants hängt?

Für die trivialen Verschwörungstheoretiker dann die heiße Information: "Kurz kommt auch Angela Merkels Mann, Joachim Sauer, dazu, um Obama zu begrüßen. Aber er bleibt nicht lange, nimmt nur eine Vorspeise. Angela Merkel und Barack Obama indes reden fast vier Stunden miteinander." Ob beide wohl über Bundeskanzler Olaf Scholz herzhaft lachten, den Obama am nächsten Tag im Bundeskanzleramt besucht hatte? Laut Berliner Zeitung verrät Obama beim Abschlusstermin in der nicht ausverkauften Mercedes-Benz Arena: "Es war ein 'lovely lunch'."

Obamas Berlin-Aufenthalt war also "die letzte von drei Stationen einer kleinen Europatour". Fangemeinden in Zürich und Amsterdam waren zuvor beglückt worden. Wer durfte neben der Friedenslichtgestalt, "Anzug, ein weißes Hemd, keine Krawatte", denn in Berlin moderieren? Derselbe Moderator wie in Zürich dann am Berliner Ostbahnhof in der Arena: Klaas Heufer-Umlauf, Allzweckwaffe des Senders Pro Sieben und nebenberuflich Mitbegründer der Florida Entertainment GmbH. Zusammen mit seinem anstrengenden, chronisch gut gelaunten Buddy Joko Winterscheidt, auch als Joko & Klaas bekannt.

Die beiden Unzertrennlichen hatten im Dezember 2021 Bundeskanzler Scholz in einer ihren Sendungen – dramatisch musikalisch arrangiert – auftreten lassen, der dabei noch mal dem Zielpublikum nachdrücklich den mRNA-Wirkstoff der Stunde hatte aufnötigen dürfen. Im November 2020 hatte die Webseite von Florida Entertainment – als verantwortliche Produzenten – bereits stolz und gut dotiert die Pressemitteilung der Bundesregierung zitieren können:

"Besondere Helden: Drei in der Zukunft spielende Filme machen das Zuhausebleiben zum selbstlosen Dienst an der Gesellschaft und werden zu einem globalen Online-Viralhit mit Millionen von views. Neben Berichten bei CNN, der NY Times oder der Washington Post wurde einer der Filme vom kanadischen Premierminister Justin Trudeau bei Twitter gepostet."

Heufer-Umlauf ist also genau der richtige Mann für einen ungefährdeten Verlauf der Selbstdarstellershow von Barack Obama. Hatte dieser Mann eine "Message", ein Anliegen auf seiner Dreistädtetour? Der Moderator spielt ihm die vorab mitgeteilten Fragen professionell zu:

"Klaas Heufer-Umlauf ... stellt Fragen, die gewichtig klingen und zugleich ausreichend Platz für vage Antworten bieten. Wohin entwickeln sich die Beziehungen zwischen Europa und den USA? Was ist die Botschaft von Obama an junge Menschen, die sich vor der Klimakrise fürchten? Was kann man gegen die Polarisierung im Internet tun?"

War da mal nicht etwas in den Präsidentenjahren, in den berühmten 2.663 Tagen? Eine Frage hätte lauten können, wie Obama den Anwesenden den Unterschied zwischen seinen Handlungen und denen Putins erklären möchte. Auch in der Wahrnehmung und daraus resultierenden juristischen Forderungen. Ein müßiger Gedanke und Vorschlag.

Ich zitiere bewusst nicht die Beantwortungen und Trivial-Tipps Obamas, da sie eben nur trivial und beliebig sind. Ohne weiteren (Zukunfts-)Wert in der Aussage. Die Veranstaltung "An Evening with Barack Obama" hatte eine Länge von 60 Minuten. Dafür waren Menschen bereit, Tickets zu einem Preis von 61 bis 550 Euro zu erwerben.

Die Super-Fanboys und -girls erhielten als Dankeschön in der höchsten Preiskategorie, dem sogenannten "Gold Ticket", zusätzlich "ein Willkommensgetränk, ein Abendessen im Arena-Restaurant sowie ein Sitzplatz in der dritten beziehungsweise vierten Reihe. Die Ultras unter den Zuschauer zahlten dann in limitierter Verfügbarkeit 2.500 Euro. "Mit dem 'Exklusive VIP-Pass' gibt es die Möglichkeit für ein Foto mit Barack Obama." Presseanfragen der Hauptstadt-Journalisten ließ sein Management mit der Mail-Beantwortung verpuffen: "Wir sind angehalten, solche Fragen nicht zu kommentieren."

Julian Assange erleidet einen langsamen, grauenvollen Tod in seiner Einzelhaftzelle. Er hat Kriegsverbrechen "verraten". Putin soll laut (ziemlich ausschließlich) westlicher Meinung schnellstmöglich ins Gefängnis, weil er ein Kriegsverbrecher sei. Obama tingelt demgegenüber unbekümmert, hofiert und ohne jeglichen Ansatz einer individuellen persönlichen Gefährdung auf juristischer Ebene durch die Welt. Er verdient sehr viel Geld – bis zu 400.000 Dollar für einen Auftritt – mit nichts, also sogenannten Nichtaussagen, weil auch bei ihm die alte Blender-Regel gilt: "Der Preis ist heiß", mehr aber auch inhaltlich nicht.

Obama verkörpert par excellence das Sinnbild des sogenannten Wertewestens: außen hui, hinten pfui. Besitzt der Mann eigentlich ein Gewissen? Schon wieder eine überflüssige Frage.

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