West-Eliten – Mit "magischem Denken" in den Untergang
Von Rainer Rupp
Genau sieben Tage vor dem Angriff palästinensischer Freiheitskämpfer unter Führung der Hamas gegen das brutale zionistische Besatzer- und Apartheid-Regime hatte der Nationale Sicherheitsberater der USA, Jake Sullivan, auf dem "Atlantic Festival" eine lange Liste positiver Entwicklungen im Nahen Osten aufgezählt, die es jetzt der Biden-Regierung ermöglichten, sich auf andere Regionen der Welt und sonstige Probleme zu konzentrieren. Unter anderem nannte er den Waffenstillstand im Jemen, die Angriffe von Iran-nahen Milizen in Syrien auf US-Truppen hätten aufgehört und Amerikas Präsenz im Irak sei "stabil". Die guten Nachrichten gipfelten in dieser Aussage:
"Die Region des Nahen Ostens ist heute so ruhig wie seit zwei Jahrzehnten nicht mehr."
Eine Woche später hatte der angeblich vollkommen unerwartete und nicht absehbare Mehrfrontenangriff der Hamas gegen das brutale israelische Besatzungsregime nicht nur den Nahen Osten in einen Strudel der Instabilitäten verwandelt, sondern er hat auch in den Israel unterstützenden Ländern des kollektiven Westens zu schweren internen Zerwürfnissen und offen ausgetragenen Spannungen zwischen den regierenden prozionistischen Eliten und großen Teilen der Bevölkerung geführt.
Das zeigt, welch ein Unterschied nur eine Woche machen kann, wenn vollkommen inkompetente Clowns in wichtigen politischen Positionen Entscheidungen treffen, die über Leben und Tod vieler Menschen oder gar über das Schicksal ganzer Nationen den Stab brechen.
Der 47 Jahre junge Nationale Sicherheitsberater der USA, Jake Sullivan, ist ein solcher Clown. Er ist der Baerbock der Biden-Regierung. Im Gegensatz zu Annalena hat er jedoch eine abgeschlossene Ausbildung, und zwar in Jura. Erst 2008 kam Sullivan über Hillary Clinton in die Politik. Als Redenschreiber stand er ihr bei den Vorwahlen beiseite. Wahlkampf und Redenschreiben war auch seine Haupttätigkeit für Obama und später für Vizepräsident Biden. Er rühmt sich zwar, mit Hillary Clinton 128 Länder besucht zu haben, aber von Außen- und Sicherheitspolitik hat er, wenn überhaupt, nur rudimentäre Ahnung, weshalb er offensichtlich alles für bare Münze nimmt, wenn ihm politisch geschönte Lageberichte über den Zustand in anderen Teilen der Welt vorgelegt werden.
Nur so lässt sich erklären, dass er als Chef des Nationalen Sicherheitsdienstes von Joe Biden mit direktem Zugang zum Präsidenten eine Woche vor dem 7. Oktober sagen konnte: "Die Region des Nahen Ostens ist heute so ruhig wie seit zwei Jahrzehnten nicht mehr." Dabei waren die Zeichen des bevorstehenden Sturms bereits unübersehbar. Man hätte nur das Wunschdenken, beziehungsweise das im Weißen Haus anscheinend dominante "magische Denken", abschalten und hinschauen müssen.
Das "magische Denken", auf dem aktuell die gesamten Strategien der Außen- und Sicherheitspolitik des kollektiven Westens aufbauen, war jüngst auch Thema eines vernichtenden Kommentars im Zentralorgan des US-amerikanischen Kapitalismus, The Wall Street Journal. Die Autoren sind zwei ehemalige hochrangige Mitarbeiter der US-Regierung: Eugene Rumer war im National Intelligence Council (US-Geheimdienst) spezialisiert auf Russland und Andrew S. Weiss war Russland-Spezialist in den Bush- und Clinton Regierungen. Beide bekleiden aktuell hohe Positionen im akademischen- und Beratungsbereich.
Der Titel ihres Kommentars lautet: "Es ist Zeit, das magische Denken über die Niederlage Russlands zu beenden", mit dem Untertitel: "Putin hat den größten Bemühungen des Westens, ihn wieder aus der Ukraine zurückzudrängen, widerstanden und er hält zu Hause weiter die Macht fest in seinen Händen. Die USA und ihre Verbündeten brauchen eine neue Strategie: Eindämmung." Diese Passage aus dem Wall Street Journal ist unbezahlbar. Es ist der Moment, in dem man in Washington anscheinend erkennt und eingesteht, dass die Strategie des Westens das Produkt "magischen Denkens" ist!
Nachfolgend einige Auszüge aus dem Kommentar:
"Das Selbstbewusstsein des russischen Präsidenten Wladimir Putin ist kaum zu übersehen. Die Anfang des Jahres mit Spannung erwartete ukrainische Gegenoffensive hat nicht den Durchbruch gebracht, der Kiew eine starke Verhandlungsposition verschaffen würde. Der Tumult im Nahen Osten beherrscht jetzt die Schlagzeilen, und die parteiübergreifende Unterstützung für die Ukraine in den USA wurde durch Polarisierung und Dysfunktionalität im Kongress auf den Kopf gestellt, ganz zu schweigen von den Pro-Putin-Neigungen des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump."
"Putin hat Grund zu der Annahme, dass die Zeit auf seiner Seite ist. An der Front gibt es keine Anzeichen dafür, dass Russland einen Zermürbungskrieg verliert. Die russische Wirtschaft wurde zwar erschüttert, aber sie liegt nicht in Trümmern. [Anmerkung: Nein, sie ist sogar stärker als vor den Sanktionen] Putins Machterhalt wurde paradoxerweise gestärkt. Die Unterstützung der Bevölkerung für den Krieg ist nach wie vor solide, und die Unterstützung der Eliten für Putin ist ungebrochen."
"Die Versprechen westlicher Regierungsvertreter, ihre eigenen Rüstungsindustrien wiederzubeleben, kollidieren mit bürokratischen Engpässen und zerbrochenen Lieferketten. In der Zwischenzeit haben Sanktionen und Exportkontrollen Putins Kriegsanstrengungen weit weniger behindert als erwartet. Russische Rüstungsfabriken steigern ihre Produktion, und sowjetische Fabriken übertreffen westliche Fabriken, wenn es um dringend benötigte Güter wie Artilleriegranaten geht."
"Die Technokraten, die für die Führung der russischen Wirtschaft verantwortlich sind, haben sich als widerstandsfähig, anpassungsfähig und einfallsreich erwiesen. Hohe Ölpreise, die unter anderem durch die enge Zusammenarbeit mit Saudi-Arabien getrieben werden, füllen die Staatskassen wieder auf. Die Ukraine hingegen ist stark von westlichen Geldspritzen abhängig."
"Putin kann auch mit Genugtuung auf seine außenpolitische Bilanz blicken. Seine Investitionen in wichtige Beziehungen haben sich ausgezahlt. China und Indien haben der russischen Wirtschaft eine wichtige Stütze gegeben, indem sie die Importe von russischem Öl und anderen Rohstoffen erhöht haben. Anstatt sich über verlorene Märkte in Westeuropa oder Pekings Widerwillen, sich über die Sanktionen der USA und der EU hinwegzusetzen, zu ärgern, hat Putin entschieden, dass es kurzfristig vorteilhafter ist, einfach Chinas Juniorpartner im wirtschaftlichen Bereich zu werden. Waren aus China machen fast 50 Prozent der russischen Importe aus, und Russlands führende Energieunternehmen sind jetzt süchtig danach, nach China zu verkaufen."
"Selbst Nachbarländer wie Armenien, Georgien, Kasachstan und Kirgisistan haben fette Gewinne gemacht, indem sie als Wegbereiter für die Umgehung von Sanktionen und als Umschlagplätze für die Waren dienten, die Russland früher direkt importiert hat."
Aber jetzt, so fordern die beiden Autoren, sei es an der Zeit, zu einer langfristigen Strategie überzugehen, die den Druck auf das Schurkenregime im Kreml erhöht und aufrechterhält. Dabei sollte man sich nicht der Illusion hingeben, dass eine mögliche Kombination kurzfristiger Schritte ausreichen wird, um Putin zur Aufgabe seines Krieges zu zwingen. Abschließend kritisieren die beiden Autoren die westlichen Staats- und Regierungschefs, die "in auffälliger Weise nichts getan hätten, um ihre Öffentlichkeit über die anhaltende Natur der Bedrohung durch ein revisionistisches Russland aufzuklären", das durch einen Sieg in der Ukraine nur noch "weiter ermutigt" würde.
Weiter im Wortlaut:
"Allzu oft haben sie [die westlichen Staats- und Regierungschefs] sich magischem Denken hingegeben – sie haben auf Sanktionen, auf eine erfolgreiche ukrainische Gegenoffensive oder auf die Lieferung neuer Waffentypen gesetzt, um den Kreml an den Verhandlungstisch zu zwingen. Oder sie haben gehofft, Putin durch einen Palastputsch gestürzt zu sehen!"
Anschließend erklären die Autoren Weiss und Rumer, was sie unter einer langfristigen Strategie verstehen: nämlich "Containment", also Eindämmung wie im Kalten Krieg, das heißt mehr Investitionen in die Rüstungsindustrie, Stärkung der militärischen Fähigkeiten der NATO, diplomatische Ausgrenzung und Abschottung Russlands.
Spätestens beim letzten Absatz wird klar, dass auch die beiden Autoren sich vom "magischen Denken" des Westens noch nicht befreit haben. Sie haben nämlich noch nicht gemerkt, dass die USA und der kollektive Westen nicht mehr der Nabel der Welt sind, sondern die einstigen "Herren des Universums" selbst zunehmend isoliert dastehen, während Russland und China ihnen in Bezug auf globale "Soft Power" und "Goodwill" sogar den Rang abgelaufen haben. Selbst laut einer Umfrage des US-Magazins US-News and World-Report aus den Monaten vor dem 7. Oktober 2023 steht Russland unter den einflussreichsten Ländern der Welt an sechster Stelle. Das dürfte sich seither geändert haben, zumal die USA weltweit in allen Umfragen als "die größte Gefahr für den Weltfrieden" angesehen werden.
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