Deutschland wird krank regiert – Krankmeldungen auf Höchststand
Von Dagmar Henn
Irgendwie scheint es den Deutschen nicht gutzugehen. Die Krankenkassen zumindest melden den höchsten Stand an Fehlzeiten seit vielen Jahren; über 20 Krankheitstage je Beschäftigtem im Jahr. Dabei blieb die Zahl der Krankschreibungen auch im Sommer, in dem die sonst häufigen Erkältungskrankheiten nicht anfallen, hoch – der Zuwachs geht unter anderem auf eine Zunahme psychischer Erkrankungen um ganze 25 Prozent. Depressionen und Angststörungen sind dabei die häufigsten Probleme.
Diese Entwicklung melden fast alle Krankenkassen gleichzeitig. Und die Presse greift diese Zahlen durchaus auf, schreckt aber vor dem nächsten Schritt zurück – sich Gedanken zu machen, woher diese Zunahme kommt.
Klar, kann man sagen, die deutsche Bevölkerung altert. Aber das ist ein Prozess, der sich doch relativ gleichmäßig verteilt, und Krankschreibungen betreffen ohnehin nur jene Altersgruppe, die noch im Arbeitsleben steht. Und man kann vermutlich auch Überlegungen über die Folgen der angeblichen Impfung anstellen, die zumindest einer ganzen Reihe von Berichten nach keine allzu günstigen Auswirkungen auf das Immunsystem hat.
Aber Depressionen, Angststörungen und psychisch bedingte Erkrankungen des Muskel- und Skelettsystems, also Rückenschmerzen und dergleichen? Das sind eher keine Injektionsfolgen, das sind Gesellschaftsfolgen.
"Die Nachwirkungen der Pandemie, die Unsicherheit in Deutschland durch die vielen Krisen in der Welt: Das alles belastet die Psyche der Menschen zunehmend. Dazu kommt, dass viele Branchen durch Personalmangel unter besonderem Druck stehen."
So fasste das Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit, zusammen. Die Meldungen zu den höheren Krankenständen rollen langsam durch die Presse, mancherorts durch lokale Daten ergänzt, aber selten wird das so deutlich formuliert wie in Weilheim: "Personalmangel macht krank – krasser Anstieg der Krankmeldungen im Landkreis."
Die zugrunde liegenden Zahlen sind allerdings auch deutlich – in diesem bayrischen Landkreis haben die psychischen Erkrankungen um ganze 85 Prozent zugenommen. Klingt das nach einer zufriedenen Gesellschaft? Ganz und gar nicht.
Eigentlich ist auch das bekannt: Zufriedenheit, ein allgemeines Gefühl von Sicherheit, so etwas wie Zuversicht für die Zukunft, all das spiegelt sich auch in der Statistik der Erkrankungen wider. Und dabei spielt nicht nur die Frage von Personalmangel eine Rolle.
In den Pflegeberufen beispielsweise treffen gleich mehrere negative Faktoren zusammen. Man denke an den Versuch, einen Impfzwang durchzusetzen. An die schlechte Bezahlung, die durch die Inflation nicht gerade besser geworden ist, an den zunehmenden Druck in einem Beruf, der unmittelbar vom gerade stattfindenden Zusammenbruch des Gesundheitssystems betroffen ist. Wenn man mit Beschäftigten redet, wollen die meisten nur noch raus. Das bedeutet natürlich auch, dass dann alle gesundheitlichen Probleme, die früher weggesteckt wurden, weil man sich beruflich ja um andere kümmert, die man nicht im Stich lassen will, jetzt eben doch zu einer Krankschreibung führen.
Oder wie dürfte es bei den Beschäftigten im öffentlichen Nahverkehr aussehen? Der Weilheimer Bericht verweist auf die Automobilzulieferer, allerdings nicht, ohne darauf aufmerksam zu machen, dass sie ihre Personalnot selbst mitverursacht haben, weil sie viele Jahre hindurch zu wenig ausgebildet haben. Noch so ein Punkt, an dem sich gerade viele der deutschen Konzerne parasitär verhielten und darauf verließen, dass ihnen andere die fertig ausgebildeten Facharbeiter vor die Tür legen. Ein Ansatz, der mit dem von der EU geförderten Verschwinden weiter Teile des Handwerks zwangsläufig scheitern musste.
Wie geht es eigentlich jemandem, der das Habecksche Heizgesetz umsetzen muss? Dieses Konvolut kann vermutlich übergangslos in schwere Depressionen stürzen, und das ist noch nicht einmal ironisch gemeint. Wie es jemandem gesundheitlich ergeht, hat viel damit zu tun, ob die eigene Tätigkeit als sinnvoll erlebt wird. Oder ob sie sich in eine endlose Reihe unerträglicher Tage verwandelt.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die gesellschaftliche Anerkennung. Aber welche Tätigkeiten werden denn derzeit tatsächlich gesellschaftlich anerkannt? Wenn man nach den Medien ginge, "Seenotretter" und "Klimakleber". Ja, zu Anfang der Corona-Nummer wurde das Pflegepersonal beklatscht. Das war es dann aber auch.
Arbeiten, die mit realen Dingen zu tun haben, bei denen Gegenstände hergestellt oder transportiert werden, sind irgendwie nicht so wichtig. Die Missachtung lässt sich aus vielem herauslesen, am deutlichsten aber aus der immer wieder aufs Butterbrot gestrichenen Moral, die unübersehbar aus der Welt bestens versorgter akademischer Wohlstandskinder stammt. Jener Wohlstandskinder, die ihre ganze Jugend damit verbrachten, in Veganismus und ähnlichen Kapriolen miteinander zu wetteifern und für die Industrie schon immer nur das war, was Lärm macht und die Umwelt verschmutzt.
Nachdem dann außerdem noch jede abweichende Meinungsäußerung mit Strafe belegt wird und damit nicht einmal mehr ein Ventil für den Zorn gefunden werden kann, bleibt eigentlich nur noch die Depression. Was soll man auch sonst fühlen angesichts des Gehampels der Ampel?
Natürlich wird sich niemand ernsthaft Gedanken machen, was sich hinter den zunehmenden Krankmeldungen verbirgt, oder was diese über den wahren Zustand der deutschen Gesellschaft besagen. Selbst wenn jetzt dank der Schuldenbremse zu der Erhöhung der CO₂-Steuer noch weitere Aufschläge kommen, wird in Berlin immer noch so geredet und gehandelt werden, als sei alles in bester Ordnung. Es ist inzwischen ja auch klar, in welche Richtung gestrichen werden wird. Hauptsache, es bleibt Geld für Ukraine und Klimaprojekte übrig, der Rest kann schauen, wo er bleibt.
Wohnungsmangel oder Altersarmut schaffen es nicht auf diese Prioritätenliste, aber bei sozial völlig ungerechten Steuern wie der CO₂-Steuer noch einmal stärker hinzulangen, das geht selbstverständlich. Dabei können selbst die Klimagläubigen nicht abstreiten, dass auch in ihrem Glaubenssystem die Reichen die größeren Sünder sind, man das Ganze also statt mit Verbrauchssteuern problemlos über die Einkommensteuer miterledigen könnte.
Die Versicherten der gesetzlichen Krankenkassen jedenfalls sind eher nicht die Reichen. Weshalb dieser hohe Krankenstand sehr genau wiedergibt, was sich in der breiten Masse abspielt, ganz anders als die Berichterstattung der Medien. Und das ist, so muss man das sagen, schon nicht mehr Dienst nach Vorschrift. Was sich in dieser Entwicklung abzeichnet, ist eine breit gestreute innere Kündigung.
Das Gegenmittel? Nun, die für Anfang Januar geplante Einführung der telefonischen Krankschreibung soll nun auf den 7. Dezember vorgezogen werden. Damit die Arztpraxen die Menge der Krankschreibungen besser bewältigen können. Hauptsache, der letzte macht das Licht aus. Für das Klima.
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