Meinung

Rosenmontagszug: Baerbock als Elefant im Porzellanladen, der schon viel Geschirr zerschlagen hat

Unter dem Motto "Was für ein Narrenspiel! – die Welt spielt verrückt" kam 2024 im Kölner Rosenmontagszug die deutsche Politik schlechter weg als die sonst "üblichen Verdächtigen" aus Russland und China. Neben Goethe und Shakespeare durfte auch Tolstoi dabei sein.
Rosenmontagszug: Baerbock als Elefant im Porzellanladen, der schon viel Geschirr zerschlagen hat© Felicitas Rabe

Von Felicitas Rabe

In diesem Jahr lief der Kölner Rosenmontagszug unter dem Motto "Wat e Theater – Wat e Jeckespill", auf hochdeutsch: "Was für ein Theater – Was für ein Narrenspiel" auf 7,5 Kilometern Länge durch die Kölner Innenstadt. Passend zum Thema – das so viel bedeutet wie "Die Welt spielt verrückt" – waren viele der Persiflagewagen mit aktuellen Begebenheiten aus Politik und Gesellschaft gestaltet und gleichzeitig mit Zitaten von berühmten Dramatikern der Weltgeschichte betitelt. So konnten die Besucher des Kölner Rosenmontagszugs in diesem Jahr auch Kostproben aus den Werken von Shakespeare, Molière und Goethe kennenlernen. Selbst ein Werk des russischen Dichters Lew Nikolajewitsch Tolstoi konnte ein versierter Literaturkenner auf einem nur mit Konfetti bemalten Wagen wiederfinden: "Krieg und Frieden".

Insgesamt gab es neben den 77 Festwagen der Kölner Karnevalsgesellschaften, 23 politische Persiflagewagen. Die 11.500 am Zug beteiligten Jecken verteilten 300 Tonnen Süßigkeiten, die in Köln "Kamelle" heißen, an die rund 1,5 Millionen Zuschauer aus ganz Deutschland, die den Weg des Kölner Karnevalszuges säumten.

Im Jahr 2024 wurden in Köln die deutsche Ampelpolitik und insbesondere die Protagonisten der Partei der Grünen entsprechend dem Motto als Narren identifiziert. Die grüne Außenministerin Annalena Baerbock wurde als Elefant im Porzellanladen präsentiert, die unter der Maxime einer "Wertebasierten Außenpolitik" schon jede Menge Geschirr zerdeppert hat. Auf einem Persiflagewagen mit dem Shakespeare-Titel "Der widerspenstigen Zähmung" schiebt der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck seine Parteigenossin Ricarda Lang durchs Feuer, während Lang einer antiken Göttin gleich mit Flügelhelm auf einer mit Flügeln behafteten Wärmepumpe sitzt, wird Habeck im Anzug und mit Wikingerhelm präsentiert.

Bundeskanzler Olaf Scholz wird als Faultier dargestellt, welches auf einem Ast herumgammelt und zu allem schweigt, wozu die Bevölkerung gerne eine Erklärung hätte. Sein Ast, auf dem er sitzt, gleicht einem Kanonenrohr und unterlegt ist der Wagen mit dem Shakespeare-Zitat aus Hamlet: "Der Rest ist Schweigen."

In Köln interpretierte man die Weltpolitik beim Karneval 2024 im Vergleich zu den vergangenen Jahren wesentlich vielschichtiger. Anders als beim zweitgrößten rheinischen Umzug in Düsseldorf gab es in Köln beim diesjährigen Jeckespill Raum für das "Lesen zwischen den Zeilen". Interpretationsspielraum lieferte etwa die Darstellung des "Schauspielers" Wladimir Selenskij, dem man mit dem verwandelten Shakespeare-Zitat aus Hamlet "To be or NATO to be" durch die Kölner Straßen fahren ließ. Selbst die an verschiedenen Stellen entlang des Zuges platzierten Kommentatoren des WDR interpretierten die Darstellung des ukrainischen Protagonisten auf dem Karnevalswagen recht unterschiedlich.

Thorsten Schorn erklärte zum Selenskij-Wagen "To be or NATO be": "Dargestellt sehen wir den ukrainischen Präsidenten Selenskij, der sich diese Frage stellt." (…) Solange sich ein Land in einem Konflikt befindet, ist eine Aufnahme in die NATO eigentlich so gut wie ausgeschlossen", so Schorn. (ARD-Mediathek, Zusammenfassung des Kölner Rosenmontagszugs, ab Minute 20) Shakespeare hätte sich über die vieldeutigen Interpretationen sicherlich gefreut.

Zwar wurden der russische Präsident Wladimir Putin, der chinesische Präsident Xi Jinping und der iranische Präsident Ebrahim Raisi jeweils mit einem Brett vor dem Kopf dargestellt, allerdings unter dem Schiller-Thema "Bretter, die die Welt bedeuten." In dem Gedicht "An die Freunde" schrieb Schiller 1803:

"Sehn wir doch das Große aller Zeiten / Auf den Brettern, die die Welt bedeuten, / Sinnvoll still an uns vorübergehn. / Alles wiederholt sich nur im Leben, / Ewig jung ist nur die Phantasie; / Was sich nie und nirgends hat begeben, / Das allein veraltet nie!" Da kann man staunen, welche Rätsel die Wagen des Kölner Karnevals einem aufgeben können.

Der deutsche Dichter Johann Wolfgang von Goethe wurde bei einem die Genderpolitik kritisierenden Wagen mit seinem bekanntesten Drama "Faust" repräsentiert.

Etwas schwerer zu erkennen, war das weltberühmte Werk des russischen Dramaturgen Tolstoi "Krieg und Frieden", dessen Namen man unter jeder Menge Konfetti "versteckte". Aber immerhin war auch er dabei. Wobei man sich in Köln wohl endlich Frieden wünscht, denn der Krieg war durchgestrichen.

Nach Auffassung einiger Kölner Wagenbauer haben die roten, grünen und gelben Regierungsparteien den steigenden Wählerzuspruch zur AfD-Partei durch ihre verfehlte Regierungspolitik selbst verschuldet:

Was man auf dem Bild nicht so gut erkennen kann, da ihre Füße nicht mit aufs Foto passten: Die Parteigründerin Sahra Wagenknecht wird im Spagat zwischen rechten und linken Bewegungen wahrgenommen.

Bei der Kölner Kommunalpolitik wurde in diesem Jahr häufig der Umbau der städtischen Verkehrsinfrastruktur aufs Korn genommen. So konnte man schon bei der Proklamation des Kölner Dreigestirns (Prinz, Jungfrau und Bauer) hören, dass aber "nicht alle, die Köln besuchen wollten, auf dem Fahrrad kämen". Zudem hätten sich fast überall in der Kölner Innenstadt Dauerbaustellen eingenistet.

Schließlich werden auch die wissenschaftlichen Errungenschaften des Transhumanismus und der künstlichen Intelligenz kritisch unter die Lupe genommen. Bei dem Mottowagen "Nathan, der Weise", geht es einerseits um einen Hinweis auf ein Theaterstück, das Gotthold Ephraim Lessing 1779 als eines der bekanntesten Dramen zum Beginn der Aufklärung geschrieben hatte. Es geht darin um Akzeptanz und Toleranz. Andererseits wird eine Figur dargestellt, der das Gehirn entfernt und durch einen "Jeck GPT"-Chip ersetzt wird.

Mit scheinbar zeitlosen Symbolen waren auch die ältesten Kölner Karnevalsgesellschaften wieder mit dabei. Die Eulen, Fische und Pfeifen lassen wie immer die Fragen nach ihrer Bedeutung offen. Wobei in diesem Jahr auch ein Funke mit einer auffallend zerrissenen Flagge vor den Wagen seiner Karnevalsgesellschaft herlief. Was soll das bedeuten?

Im Rahmen dieses Artikels konnten nur ein paar der interessanten Themen und Figuren des Umzuges vorgestellt werden. Insgesamt war der Kölner Rosenmontagszug in diesem Jahr besonders jeck, verrückt und vielschichtig. Sein Motto "Wat e Theater – Wat e Jeckespiel" wurde mit respektabler Tiefe verwirklicht. Und wegen der klar transportierten Verwirrtheit der Welt wäre vielleicht sogar Shakespeare stolz auf die Kölner.

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