Meinung

Baerbock verrät: Berühmtes Drohnen-Fluchtfoto war Täuschung

Die deutsche Medienwelt und Baerbock-Versteher hielten Ende Februar kurzzeitig die Luft an. Die Bild titelte: "Russen-Drohne verfolgt Baerbock". Wenige Wochen später verrät die Außenministerin den ARD-Zuschauern die genauen Hintergründe – alles halb so wild. Es handelt sich um ein exemplarisches Beispiel beabsichtigter Manipulation.
Baerbock verrät: Berühmtes Drohnen-Fluchtfoto war Täuschung© Kay Nietfeld

Von Bernhard Loyen

Im Rahmen erwünschter und beabsichtigter Mediendarstellungen hatte die Spitzenmeldung des 25. Februar gelautet, Außenministerin Annalena Baerbock habe den Besuch "eines Wasserwerks" in der südukrainischen Stadt Nikolajew "wegen einer russischen Aufklärungsdrohne vorzeitig abbrechen" müssen. So das damalige offizielle Statement durch einen Sprecher des Auswärtigen Amts, getätigt "am Rande der Reise der Grünen-Politikerin". Die Delegationsmitglieder seien zuvor aufgefordert worden, "rasch in die gepanzerten Fahrzeuge von Baerbocks Kolonne zurückzukehren". Die deutsche Presselandschaft hatte dazu mehrheitlich das obige Artikelbild präsentiert. In der ARD-Talksendung Carmen Miosga vom 10. März erklärte nun Baerbock die genauen, also tatsächlichen Details zum "Fotoshooting".

Vorab: Ja, es gab die Situation mit einer Drohne, aber alles der Reihe nach. Am 25. Februar befand sich die Außenministerin in Begleitung von Mitarbeitern und ausgesuchten Medienvertretern in Nikolajew, einer Hafenstadt in der Nähe von Odessa. Die Recherche ergibt mit entsprechenden Suchbegriffen unterschiedlichste Motive zum "Ereignis", davon diverse annähernd plakativ, fast arrangiert. Die Bildagentur Globallookpress Fotos stellt exemplarisch insgesamt 29 unterschiedliche Motive zur Verfügung:

Die Google-Recherche zur entsprechenden Berichterstattung und der diesbezüglichen Bildauswahl ergibt Folgendes:

Wenige Wochen später ist Baerbock nun zu Gast in der ARD-Sendung Carmen Miosga. Die Moderatorin konfrontiert die Ministerin einleitend zum Geschehen vom 25. Februar mit der Zusammenfassung: "Und als sie dort waren – im südukrainischen Mykolajiw (so der ukrainische Name der Stadt; Anm.) –, hat das Sicherheitspersonal eine russische Aufklärungsdrohne entdeckt." Unmittelbar eingeblendet wird für die ARD-Zuschauer das obige Artikelbild. Miosga weiter wörtlich, die Stimmung dramaturgisch "anheizend":

"Und man weiß - wer ist bitte 'man'? - dass meistens, nachdem man solche Drohnen entdeckt hat, auch ein russischer Angriff von Drohnen oder Raketen folgt. Haben sie in diesem Moment gedacht, das soll jetzt mir gelten?"

Das Studiopublikum wie auch rund vier Millionen Zuschauer vor den Flachbildschirmen müssen erneut kurz die Luft anhalten. Es folgt die spontane, ehrliche Erklärung "unserer" Außenministerin, souverän und routiniert, profiliert und ohne Rücksicht auf (eigene) Verluste:

"Nein, das habe ich nicht gedacht, und wir waren auch nicht da, wo das Bild ist - mit Fingerzeig der Ministerin auf das weiterhin eingeblendete Bild im Studio - , sondern wir waren eigentlich auf einem Feld, und deswegen sind wir dann sehr schnell in die Autos. Das waren natürlich gepanzerte Autos, weil wir eben nicht in der Stadt waren, sondern auf diesem Feld."

Die Moderatorin schweigt. Auf dem Feld wurde, "mit deutscher Unterstützung, ein deutsches Start-up-Unternehmen, ein Wasserkraftwerk besichtigt", so Baerbock weiter im darlegenden Plauderton. Das ehemals "ganze Wasserversorgungswerk dieser Stadt" – von Nikolajew? – wurde nämlich laut der Ministerin "vor über einem Jahr von den Russen zerstört". Und weil auf dem "Feld kein Bunker war", als die "Aufklärungsdrohne kreiste", sei die Gruppe "in die Fahrzeuge gegangen", so Baerbock weiter in ihrer bekannten Intonierung.

Das Start-up-Unternehmen aus Deutschland habe dann den Menschen in Nikolajew sehr schnell, "nach einem Monat", auch "durch Solaranlagen auf dem Dach", wieder zu Trinkwasser verholfen. So weit, so verwirrend. Miosga hakte wenig überraschend hinsichtlich der redaktionseigenen Täuschung oder Fehldeutung bei der Bildauswahl zum Drohnen-Aufmacher nicht weiter nach und wechselte unbeindruckt und routiniert zum nächsten Thema.

Ganz nebenbei und nur kurz zu den Baerbock-Aussagen bei der ARD: Zerstört wurde das Wasserkraftwerk von Kachowka. Zwischen Kachowka und Nikolajew liegen rund 675 Kilometer. In einem Artikel aus dem Juni 2023 ist zu erfahren, dass die Haupttrinkwasserversorgung der Hafenstadt Nikolajew, kein "Wasserversorgungswerk", durch russische Angriffe "schwer beschädigt", also nicht zerstört wurde. "Solar-Vertreter aus Mykolajiw" hätten laut dem Artikel trotz Kriegszeiten den Weg zu einer Solarmesse gefunden und dort wiederum Mitarbeiter des Berliner Unternehmens Boreal Light getroffen, Baerbocks erwähntes Start-up. Diese entwickeln "solarbetriebene Wasserentsalzungsanlagen für Afrika" und nun eben auch für die Ukraine.

Ob das Baerbocksche "Feld" daher vielleicht nur eine Baustelle war, ist am Ende auch egal. Auf Baustellen finden sich auch keine Bunker. Ob sie da schon ihre hübschen Schuhe mit Absatz anhatte, wäre nur dahingehend interessant, ob sich die Außenministerin vor dem nächsten wichtigen, weil publicityträchtigen Fotoshooting für allein 29 Fotos einer Bildagentur noch einmal "auffrischte und umstylte", damit es auch schöne Bilder für die Geschichtsbücher werden.

Das lockere Mundwerk und die ehrlichen Worte von Außenministerin Baerbock am 10. März in der ARD verraten kritischen Bürgern dankenswerterweise erneut, dass Krieg ein grauenhaftes Geschäft war, ist und bleibt. Leichen pflastern dunkler Charakteren ihren Weg. Mit dabei skrupellose Protagonisten, unglaubwürdige Politdarsteller und dankende Medienvertreter, die mit "Geschichten aus dem Paulanergarten" auf die dringend benötigten Quotenhöhen kommen wollen, also müssen. Tendenz – steil abfallend.

"Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit". Diese schlichte Weisheit wird durch Laiendarstellerinnen wie Baerbock leider erneut nachdrücklich bestätigt.

Mehr zum Thema – Correctiv beauftragt Firma von Baerbocks Ehemann für "Kommunikationsberatung"

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