Neues Propagandastück der ARD: Nicht einmal rechnen können die "Qualitätsjournalisten"
Von Alexej Danckwardt
Dass deutsche Mainstreammedien bei den Themen "Russland" und "Ukraine" schamlos lügen und manipulieren, ist hinlänglich bekannt. Wir haben schon oft darüber geschrieben und die Lügen und Halbwahrheiten der "Qualitätsjournalisten" mit Beweisen und lückenlos logischer Argumentation bloßgestellt. Dass dabei der Tagesschau des "Ersten Deutschen Fernsehens" unser besonderes Augenmerk galt, ist eher Zufall ‒ woanders wird genauso viel und genauso dreist gelogen.
Alles zu erfassen und auf alles zu erwidern, ist unmöglich, denn die Flut der russophoben Propaganda ist riesig. Da kann man nur exemplarisch Einzelstücke herausgreifen, die jedes als Beispiel für Tausende ähnlicher Machwerke, die aus dem Hause Goebbels stammen könnten, dienen müssen. Und, ehrlich, manchmal verzweifelt man auch an dieser Sisyphusarbeit, denn Besserung ist nicht in Sicht. Nicht einmal bei eindeutigen und offensichtlichen Lügen rudern die Propagandisten zurück oder wechseln den Kurs. Dies abgesehen davon, dass auch unser Leser der ständigen Erwiderungen schnell überdrüssig werden würde, und die Konsumenten des Mainstreams erreichen wir mit den Richtigstellungen kaum.
Doch was sich die besagte Tagesschau zusammen mit dem Deutschlandfunk, in dem das jüngste Propagandastück des Studios Kiew als Audiobeitrag zu hören war, leistete, ist nicht nur die übliche Hasspropaganda, es ist auch so unfassbar dumm, dass man darüber gerne lachen darf. Und darum muten wir es unserem der deutschen Medien ebenso überdrüssigen Leser noch einmal zu.
Für den unter dem Titel "Flucht aus der Ostukraine – Den Besatzern und den Drohungen entkommen" am 4. Oktober erschienenen Beitrag traf die im ARD-Studio Kiew tätige "Qualitätsjournalistin" Andrea Beer eine junge Frau mit dem Vornamen "Tia", die ihren Angaben nach in einer Vorstadt von Donezk aufgewachsen ist und vor etwa einem Jahr über Russland in die Ukraine auswandern konnte. Einzelheiten der "Flucht" werden nicht mitgeteilt, sie wären wahrscheinlich banal: Jeder Einwohner von Donezk darf problemlos in ganz Russland reisen und dank der inzwischen auch für sie verfügbaren russischen Reisepässe nach Ankara oder Istanbul fliegen oder den Bus nach Warschau nehmen. Kein Kunststück, anders, als es die Tagesschau ihre vertrauensseligen Leser glauben machen will.
Detaillierter wird der "Leidensweg" der Dame im "russisch besetzten" Donbass beschrieben. Frau Beer hat nach langer Suche jemanden gefunden, der bereit ist, nicht nur die alte Heimat, sondern auch die eigenen Eltern mit Dreck zu überschütten. Sie habe, erzählt "Tia", noch einen ukrainischsprachigen Kindergarten besucht, in der Familie wurde aber Russisch gesprochen. Zudem waren die Eltern prorussisch eingestellt und hätten die Bildung der Volksrepublik Donezk und den späteren Beitritt zur Russischen Föderation begrüßt, wie offenbar auch das gesamte Umfeld. Dadurch habe sich "Tia" zunehmend von Eltern und Gleichaltrigen entfremdet und isoliert:
"Meine Familie lebt unter russischer Besatzung und unterstützt das dort herrschende Regime."
So kommt unbeabsichtigt etwas Wahrheit beim deutschen Medienkonsumenten an. Bei dem raren Exemplar zumindest, das noch "zwischen den Zeilen" lesen, mitdenken und Schlüsse jenseits der ihm eingeschenkten Gefühlsduselei ziehen kann. In Donezk und seinen Vororten gibt es jemanden, der die DVR unterstützt, Russisch spricht und sich über den Beitritt zu Russland freut? War das nicht alles "russische Propaganda", Frau Beer?
Die Eltern denunziert "Tia" gleich mal als "Alkoholiker", müssen ja alle Russen in der deutschen öffentlich-rechtlichen Hasspredigt sein. Wie es dazu passt, dass sie ihre undankbare Tochter bis zum Hochschulstudium geführt haben, was echten Alkoholikern selten gelingt, bleibt das Geheimnis der ARD.
Studiert hat "Tia" (Achtung!) russische Philologie, obwohl sie, wie es heißt, öffentlich Ukrainisch spricht und alles Russische ebenso verachtet wie ihre Eltern. Schließlich wird sie "durch die belarusische Demokratiebewegung politisiert", legt sich mit ihren Kommilitonen an ("Ich wurde von meinem Umfeld bedroht") und entscheidet sich im Oktober 2023 zur oben geschilderten "Flucht" auf den "mysteriösen Schlepperpfaden".
So weit, so gut. Aber wo ist denn nun die Verfolgungsgeschichte jenseits der persönlichen Konflikte, die sich das Mädel selbst mit den anders denkenden Eltern, Verwandten und Kommilitonen eingebrockt hatte? "Trotz russischem Besatzungsdruck spricht sie auch öffentlich Ukrainisch. Damit fällt sie auf in ihrer russisch besetzten Heimat", erzählt uns Frau Beer. Und? Wurde sie dafür verhaftet? Geschlagen, misshandelt, verschleppt und erschossen? Nichts dergleichen. "'Stoppt den Krieg', postet sie auf Social Media, als 19-jährige Studentin, die damals russische Philologie studiert", geht die Erzählung weiter. Wenigstens jetzt verhaftet, gefoltert, verurteilt und erschossen? Wieder nicht: "Ich wurde von meinem Umfeld bedroht."
Der "repressive russische Staat" offenbar doch nicht so repressiv? Frau Beer, Sie arbeiten Ihre Redaktionsaufträge aber schlampig ab! Ohne Misshandlung, Folter, Verurteilung und Erschießung bleibt ihre Story das, was sie ist: Die Geschichte eines verwirrten und von (pro)westlicher Propaganda verblendeten Mädchens, das gegen das eigene Elternhaus und sogar die Altersgenossen rebellierte und sich selbst in das Unglück stürzte, in den Failed State namens "Ukraine" zu fliehen. In dem sie nicht willkommen ist, davon handelt schließlich die andere Hälfte der Erzählung.
Und im Kopf dieses Mädchens ist viel eingepflanztes Chaos. Ein Beispiel. Da schildert "Tia" die Lebensbedingungen in Donezk und seinen Vororten:
"Die Lebensbedingungen dort seien schlecht: mangelhafte Wasserversorgung, keine Arbeit und die Massenmobilisierung ukrainischer Männern in die russische Besatzungsarmee."
Die Rechtschreibung des Originals haben wir beibehalten. Das gebührenfinanzierte Fernsehen hat eben auch mit seinen Lektoren ein großes Problem.
Doch zurück zum Thema: Mangelhafte Wasserversorgung. Ja, das ist die Wahrheit, Donezk lebt seit zehn Jahren ohne fließendes Trinkwasser und mit instabiler Versorgung technischen Wassers in den Wohnhäusern. Und jetzt die Preisfrage: Wer hält das größte Trinkwasserreservoir der Region besetzt und hat der Millionenstadt das Wasser abgedreht? Und wer hat dann die von Russland über Hunderte von Kilometern vom Don her gelegte Wasserleitung zerbombt? Wieder einmal die Russen selbst?
Diese Fragen hat die "Qualitätsjournalistin" nicht gestellt, sie hat auch nie über den rechtlich einem Genozid gleichkommenden Akt der Ukraine berichtet.
Aber kommen wir nun dazu, warum ich inzwischen in ihrem Fall nicht einmal an Böswilligkeit glaube: In Frau Beers Kopf ist nicht weniger Chaos als in demjenigen ihrer jungen Gesprächspartnerin. Kostprobe:
"Zwölf Jahre nachdem Russland ihre Heimatstadt bei Donezk besetzt hat, ist aus dem kleinen Mädchen von damals eine starke, unabhängige Frau geworden."
Ich will hier nicht einmal darauf hinaus, dass kein Russland damals den Donbass "besetzt" hat ‒ all die Besetzungs-Narrative sind auf den Aufstand des Donbass bezogen böswillige Interpretationen, die den "Qualitätsjournalisten" vorgegeben sind und an die sie sich halten müssen. Aber zwölf Jahre? Glaubt die ARD-Korrespondentin wirklich, dass der Bürgerkrieg im Donbass im Jahr 2012 und nicht 2014 begonnen hat? Oder hatte sie in ihrem Gymnasium auch den Mathe-Grundkurs abgewählt?
Inzwischen ist der Fehler auf der Tagesschau-Homepage korrigiert, aber in der Audioversion von DLF ist er immer noch nachzuhören. Und auch im Internetarchiv kann man die Peinlichkeit noch nachlesen.
Für die Hypothese, dass unsere "Qualitätsjournalistin" schlichtweg nicht rechnen kann, sprechen andere Rechenfehler in dem Artikel, die jedem Grundschüler peinlich wären. Vergleichen wir die Altersangaben bei den einzelnen Punkten aus "Tias" Lebenslauf:
"Als Russland 2014 ihre Heimatstadt nahe Donezk im Osten der Ukraine besetzt, ist sie noch ein kleines Mädchen von acht Jahren.
[...] Tia ist 16 Jahre alt, als sie (2020) durch die belarusische Demokratiebewegung politisiert wird
[...] Die russische Vollinvasion im Februar 2022 ist eine weitere wichtige Zäsur im Leben der rebellischen jungen Frau. 'Stoppt den Krieg', postet sie auf Social Media, als 19-jährige Studentin [...]"
Auch hier haben wir die Rechtschreibung beibehalten, denn der Leser hat das Recht zu wissen, welche Lektoren von seinen Gebühren beschäftigt werden. Ein Mädchen, das im Frühjahr 2014 acht Jahre alt ist, kann im Herbst 2020 entweder 14 oder, je nach Geburtsdatum, 15 sein, aber niemals 16, Frau Beer. 2020 - 2014 = 6. 8 + 6 = 14.
Wer im Herbst 2020 folglich 16 ist, ist im Frühjahr 2022 je nach Geburtstag 17 oder 18, aber niemals 19. Schon gar nicht ist er 19, wenn er im Herbst 2020 erst 14 oder 15 war. 2022 - 2020 = 2. 16 + 2 = 18.
Die inzwischen vorgenommenen Korrekturen der Altersangaben machen es übrigens auch nicht besser. Im Frühjahr 2014 ist "Tia" in der neuen Variante neun Jahre alt, und acht Jahre später, im Februar 2022, ist sie 18 – auch das geht nicht auf, zumal sie im Herbst 2020 immer noch 16 ist. Gibt es denn keine Volkshochschule, die der ARD einen Auffrischungskurs im Grundrechnen anbieten könnte?
Mein Fazit bleibt von Artikel zu Artikel dieser Art unverändert: Deutschlands großes Problem, das die Lösung aller anderen Probleme verhindert, sind und bleiben seine Journalisten. Manche unter ihnen sind böswillig, manche sind korrupt, manche sind voller Hass. Und manche sind schlicht und ergreifend dümmer, als es Adam Ries für möglich hielt.
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