
Der Bayerische Rundfunk und die Aversion gegen "Russlandversteherin" Krone-Schmalz

Von Bernhard Loyen
Gabriele Krone-Schmalz galt am Ende der 1980er als die ruhige, bedachte Berichterstatterin der ARD zum Thema Russland. Ihre Analysen als Moderatorin für den ÖRR in der populären Sendung Kulturweltspiegel, besonders jedoch als direkte Moskau-Korrespondentin des Senders in den Jahren von 1987 bis 1991 konnten immer als eine sachliche und unaufgeregte Berichterstattung gewertet werden. In den letzten Jahren hat es sich die mittlerweile 75-Jährige jedoch mit den Mainstreammedien verscherzt. Wer sich öffentlich unmissverständlich für Diplomatie und Frieden positioniert und dies auch noch mit Fakten und jahrzehntelang verinnerlichtem Fachwissen argumentativ untermauert, macht sich in der Gegenwart nicht nur mehr als verdächtig – diese Person stört, gehört öffentlich gebrandmarkt und beruflich zerstört.
So titelte die Neue Zürcher Zeitung im Dezember 2022:
"Aufstieg und Fall einer Russlandversteherin – die ehemalige ARD-Korrespondentin Gabriele Krone-Schmalz rechtfertigt seit Jahren Putins Politik. Zum Problem wird das erst jetzt."
Der "investigative" ARD-Amateur und "Faktenfinder" Pascal Siggelkow zählte sie in einem Tagesschau-Artikel aus dem März des Vorjahres zur verdächtigen Gruppe "vermeintlicher Experten" zum Thema Ukraine. Im Artikel wird der Leser "differenziert" aufgeklärt:
"Etwas differenzierter sei die ehemalige ARD-Russlandkorrespondentin Gabriele Krone-Schmalz zu betrachten, sagen die Experten. Anders als bei [Ulrike] Guérot und [Daniele] Ganser kokettiere sie nicht mit den extremen Rändern und Verschwörungsideologen."

Diese Einschätzung erfolgte durch Martin Aust, einen Professor für Osteuropäische Geschichte an der Universität Bonn, der behaupten darf:
"Doch auch Krone-Schmalz weiche mit ihren Ansichten zum Teil stark vom wissenschaftlichen Konsens ab und relativiere die russischen Gräueltaten."
Auftritte in den Talk-Flakschiffen von ARD und ZDF sind keine Seltenheit, sie existieren schlicht nicht mehr, da Krone-Schmalz für den vorgegebenen "Bildungsauftrag" des stetigen Russenhasses und die pathologischen Russophobie in den Redaktionsstuben nicht geeignet ist. Nicht einmal mehr als zu beschimpfender Gegenpart einer 2:1- oder 4:1-Runde von Ukraine-Verstehern vor der Kamera.
Ralf Eger arbeitet seit über 30 Jahren beim Bayerischen Rundfunk (BR) als Kameramann und ist zudem beratender Personalrat im BR. Ein aktuelles Interview des Onlinemagazins Telepolis mit ihm bestätigt erneut den betriebsblinden ÖRR-Tunnelblick der Sendeanstalt, speziell in den Führungsebenen. So heißt es einleitend:
"BR-Kameramann Ralf Eger drehte nebenbei einen Film über die einstige ARD-Korrespondentin Gabriele Krone-Schmalz. Die Reaktion seiner Chefs überraschte sogar ihn."
Kurz darauf wird Egers Wahrnehmung wiedergegeben, "die Berichterstattung der ARD sei oft einseitig, beispielsweise wenn es um die Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen geht". Oft? Nun denn, immerhin ein kritischer Blick auf den Arbeitgeber. Im Rahmen einer "privaten Initiative" hat der BR-Mitarbeiter "zwei Dokumentationen über die Publizistin und frühere ARD-Korrespondentin in Moskau, Gabriele Krone-Schmalz gedreht, die Dritte ist in Arbeit". Teil 1 trägt den Titel: "Verstehen", Teil 2 heißt "Perspektivwechsel" und kann auf dem YouTube-Kanal der Journalistin angeschaut werden.
Laut Eger gibt es aktuell rund 5.000 Beschäftigte beim BR. Im Vorjahr kam es zur internen Personalratswahl, die Eger in einem Online-Zoom-Gespräch gleich zur Diskussion unter Kollegen nutzen wollte. Das Thema: Zufriedenheit und Kritik der Mitarbeiter. Dazu heißt es:
"Im Vorfeld dieser Wahl hatten wir eine Online-Veranstaltung organisiert und wollten dazu ein paar bekanntere Leute einladen, um mit ihnen über die Erfüllung oder – aus unserer Sicht – eher die Nichterfüllung des Programmauftrags durch den BR zu diskutieren. Und da fiel mir sofort Gabriele Krone-Schmalz ein, die über viele Jahrzehnte für die ARD gearbeitet hat, die die ARD so gut wie nur wenige kennt und die eine kritische Einstellung zum derzeitigen Programm hat."
Wie sich herausstellte, eine schlechte Idee. Eger gibt zu Protokoll:
"Wir haben nach der Ankündigung der erwähnten Veranstaltung rund ein Dutzend teilweise absolut gehässige Mails bekommen, die sich hauptsächlich auf Frau Krone-Schmalz bezogen. Ich war wirklich erschrocken, wie BR-Kollegen, also Journalisten, eine Frau Krone-Schmalz in einer Art und Weise angriffen, die nicht nur unter die Gürtellinie ging, sondern auch alles ignorierte, was sie über viele Jahre vorlegt hat, ihre Bücher, ihre Vorträge und so weiter."
Der zerstörerische Bildungsauftrag von ARD und ZDF trägt demnach also mehr als reife Früchte in den BR-Redaktionsstuben. Das Ergebnis: Zum verdächtigen Zoom-Gespräch fanden sich ganze 15 Mitarbeiter ein. Egers Resümee zu der Veranstaltung lautet:
"Außerdem musste ich feststellen, dass die Mitarbeiter mehrheitlich hinter der Führung des Hauses stehen und überzeugt sind, der BR erfülle seinen Programmauftrag. Mir blieb deshalb nichts anderes übrig, als außerhalb des Bayerischen Rundfunks etwas zu machen."
Gesagt, geplant, aber der Kameramann musste sich für seine Pläne, eine Dokumentation über Krone-Schmalz zu produzieren, vorher "nur die Erlaubnis holen, einen Nebenjob auszuüben". Dieses Projekt wurde übrigens rein mit privatem Geld umgesetzt. Dazu erklärt Eger:
"Ich habe nicht viele Ersparnisse, mir aber doch etwas für den Ruhestand zurückgelegt. Ich bin jetzt 64. Zwei Drittel dieses Geldes habe ich in den Film gesteckt. Ich habe mir überlegt, dass es einfach meine Friedensdividende ist. Etwas in dieser Richtung wollte ich machen. Und ich denke, wenn eine Gabriele Krone-Schmalz in den Leitmedien nicht mehr geframet, also verfälscht wird, dann ist es einfacher, ihre Thesen wieder einem größeren Publikum zugänglich zu machen. So war meine Idee."
Das Ende der exemplarischen Geschichte: Eger bot das Endprodukt auch seinem Arbeitgeber an – mit folgendem Ergebnis:
"Im Grunde blieb es beim BR vollkommen ohne Echo. Zur Premiere am 19.12. [des Vorjahres] in München kamen 400 Leute, und wir hätten noch viel mehr Karten verkaufen können. Frau Krone-Schmalz war auch anwesend. Ich hatte Dagmar Biller dazu eingeladen, die beim BR angestellt und innerhalb der ARD als Koordinatorin für Dokumentationen zuständig ist. Sie hat wegen Terminproblemen dankend abgelehnt."
Ein Offenbarungseid? Nein, natürlich nicht. Es ist die gelebte Arroganz der Deutungshoheit in den Chefetagen des ÖRR. Das Signal zum bewussten, gelebten Desinteresse an einem konträren Blickwinkel. Warum miteinander reden, sich austauschen oder diskutieren, wenn man wesentlich bequemer die Standpunkte-Straßenseite wechselt, sich umdreht und abwendet, statt sich nicht einer möglichen konfrontativen und vielleicht konstruktiven Auseinandersetzung zu stellen?
Wenig überraschend für heutige Zeiten: Auch der Münchener Kinobetreiber, Ex-Besitzer eines Traditionshauses – "vielleicht das schönste Münchener Kino, dass mittlerweile aufgeben musste, weil Anfang dieses Jahres plötzlich die Pacht verdoppelt werden sollte" –, wurde massiv bedroht. Eger gibt zu Protokoll:
"Aber unsere Premiere konnte noch stattfinden, obwohl der Betreiber kurz vorher eine Reihe Hassmails bekam. Er hat mir einige davon geschickt. Und man traut seinen Augen nicht. (...) 'Allerdings hoffe ich, dass sie es schaffen, die geplante Veranstaltung noch abzusagen. Wenn nicht, dann machen sie sich mitschuldig an Vergewaltigungen, Völkermord, Mord und Totschlag' – so stand es wörtlich in einer der Mails."
Am 27. März dieses Jahres hatten ARD und ZDF folgende Zuschauerzahlen: "ARD: 5,167 Millionen Zuschauer, ZDF: 3,388 Millionen Zuschauer". Steter Russenhass höhlt die Wahrnehmung der Zuschauer und erzielt die gewünschte Wirkung. Anvisiert und seit Jahresbeginn extrem und auffällig forciert wird die mentale Mobilisierung. Aktuelle Schlagzeilen aus den russophoben Redaktionsstuben des BR lauten:
- "Wie Russland Propaganda zum Zwei-plus-Vier-Vertrag streut"
- "General Breuer: 'Noch nie so bedrohlich wie jetzt gerade' – Hybride Angriffe und ein russisches Regime, das aufrüstet und ab 2029 zu einem großen Krieg gegen die Nato fähig sei"
- "Bundeswehr-Generalleutnant: Was passiert, wenn Putin angreift?"
Zur vorliegenden Kritik an Krone-Schmalz – "mittlerweile spaltet sie das Publikum allerdings in Anhänger und auch erbitterte Feinde", so der Telepolis-Redakteur – erklärt Eger abschließend im Interview:
"Also ich möchte das zunächst ein wenig korrigieren. Sie spaltet ja nicht das Publikum, sondern die Mainstream-Presse stellt es so dar, dass der Teil des Publikums, der faktisch nur diese Mainstream-Berichterstattung mitbekommt, sie einfach negativ sehen muss. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass die Leute, die dieses einseitige Bild haben, würden sie Frau Krone-Schmalz persönlich begegnen, ihre Meinung rasant ändern würden."
Kritische Bürger, die in dem nun seit rund fünf Jahren orchestrierten Vorgehen von Politik und Medien gesellschaftsspaltende Misstöne wahrnehmen, das Wort Agenda nutzen und bewusste, manipulative Absichten unterstellen, stören beim aktuellen Umbau gesellschaftlicher Verhältnisse. Eger fasst den Status quo im Land zusammen:
"Also man kann etwas bewegen, auch als Nobody. Es gibt diese Persönlichkeiten, die Analysen vornehmen und Hintergründe aufzeigen. Aber den zweiten Schritt müssen wir selber gehen (...) Gerade auch die jungen Leute müssen aufwachen. Ich hoffe, dass sie es tun."
Mit den Erfahrungen der "Corona-Krise" ist das leider eine gewagte Hoffnung. Eine konträre, unaufgeregte und sachliche Aufklärung zur Mainstreammanipulation und eingeläutetem Russland-Hass, gerade für die jungen Menschen im Land, ist daher dringlicher denn je.
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