USA: Twitter kündigt mindestens weitere 200 Mitarbeiter
Der Kurznachrichtendienst Twitter hat Berichten zufolge in der Nacht auf Sonntag etwa 10 Prozent seiner verbleibenden Belegschaft, also mindestens 200 Mitarbeiter, entlassen. Der Schritt ist demnach Teil der laufenden Bemühungen von Twitter-Chef Elon Musk, die Kosten des Social-Media-Unternehmens zu senken. Zuvor war die Belegschaft bereits von rund 7.500 Mitarbeitern auf etwa 2.000 reduziert worden. Von der neuesten Entlassungswelle betroffen seien Mitarbeiter verschiedener Teams des Unternehmens, darunter auch einige aus dem Vertriebs- und Produktteam von Twitter, wie mit der Situation vertraute Personen der New York Times berichteten. Aber auch etwaige Ingenieure, die die Systeme des Social-Media-Riesen am Laufen halten.
Während einige Mitarbeiter am späten Samstag per E-Mail erfuhren, dass sie entlassen wurden, wurden andere Berichten zufolge wiederum erst über ihre Kündigung benachrichtigt, als sie vergeblich versuchten, sich in das interne System einzuloggen. Zu den Entlassenen gehörte offenbar auch der leitende Twitter-Produktmanager Martijn de Kuijper, dessen niederländisches Start-up-Unternehmen Revue, ein digitaler Newsletter, im Januar 2021 von Twitter für einen ungenannten Betrag gekauft wurde. "Ich wache auf und stelle fest, dass ich aus meinen E-Mails ausgesperrt worden bin. Sieht aus, als wäre ich entlassen worden. Jetzt ist meine Revue-Reise wirklich vorbei", twitterte de Kuijper am frühen Sonntag.
In einer auf Samstag datierten E-Mail an einen anderen Mitarbeiter heißt es, dass die Rolle der Person im Rahmen einer umfassenderen Überprüfung gestrichen wurde, wie aus einer dem Wall Street Journal vorliegenden Kopie hervorgeht. "Heute ist Ihr letzter Arbeitstag in der Firma", hieß es in der E-Mail. Der Kündigungswelle zum Opfer fielen nach Angaben der Journalistin Zoë Schiffer offenbar aber auch "Hardcore-Musk-Loyalisten" wie Esther Crawford, die bisher Geschäftsführerin von Twitter Payments war.
Just got confirmation that Esther Crawford, chief executive of Twitter Payments, is out.
— Zoë Schiffer (@ZoeSchiffer) February 26, 2023
Crawfords Entlassung löste in dem sozialen Netzwerk die Wiederauflage eines Fotos aus, das kurz nach der 44-Milliarden-Dollar-Übernahme der Social-Media-Plattform durch Musk im November 2022 aufgenommen wurde und auf dem Crawford mit Schlafsack und Augenmaske in den Twitter-Büros zu sehen ist. "Wenn dein Team rund um die Uhr arbeitet, um die Deadlines einzuhalten, schläfst du manchmal #SleepWhereYouWork", twitterte Crawford damals in Anlehnung an Twitters berüchtigtes "LoveWhereYouWork"-Mantra.
When you need something from your boss at elon twitter pic.twitter.com/hfArXl5NiL
— Evan Jones (@evanstnlyjones) November 2, 2022
Während einige Twitter-Nutzer Crawfords Loyalität zu Musk kritisierten, verteidigte Behnam Rezaei, Twitters früherer Produkt- und Technikchef, der das Unternehmen im Januar verließ, sie als "großartige Produktleiterin", die "hart daran gearbeitet hat, Twitter besser zu machen". Rezaei stellte klar, dass die Produktmanagerin "niemanden hinausgedrängt" habe. Stattdessen habe ihr Versagen lediglich darin bestanden, "dass viele 'Männer' Angst vor starken Frauen haben". Crawford beaufsichtigte unter anderem die Entwicklung der Twitter-Zahlungsplattform Twitter-Blue, die es verifizierten Nutzern künftig ermöglichen soll, anderen Nutzern Geld zu schicken.
Disappointing none sense. @esthercrawford is a great product leader, and she worked hard to make Twitter better. She didn’t push anybody out. Please don’t talk about something you don’t have the right facts. Her failure was, many “men” are afraid of strong women. https://t.co/8sjIvxha1T
— behnam rezaei (@behnamrezaei) February 26, 2023
Wie The Information berichtet, ziele der jüngste Stellenabbau überwiegend darauf ab, den Umsatzeinbruch des Unternehmens nach der Übernahme durch Musk auszugleichen. Dieser hatte im November erklärt, dass der Dienst einen "massiven Umsatzrückgang" erlebe, da Werbekunden ihre Ausgaben aufgrund von Bedenken über die Moderation von Inhalten zurückziehen würden. Denn viele Werbetreibende waren skeptisch, wohin Musk, der sich selbst als "Absolutist der freien Meinungsäußerung" bezeichnet, die Plattform führen würde. Zwar hatte der Milliardär daraufhin versucht, auch auf andere Weise Einnahmen zu erzielen. Zur finanziellen Verbesserung des Unternehmens beitragen konnten diese Bemühungen bisher aber kaum.
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