US-Start-up Figure entwickelt ersten humanoiden Allzweckroboter
In unserer modernen Welt ist künstliche Intelligenz (KI) zu einer ständigen öffentlichen Obsession geworden. Nun will ein in Kalifornien ansässiges Unternehmen 1,80 Meter große humanoide Roboter so allgegenwärtig machen wie Amazons Alexa und von ChatGPT verfasste Studienaufsätze. Eigenen Angaben zufolge hat das 2022 gegründete Robotik-Start-up Figure das letzte halbe Jahr damit verbracht, im Stillen einen zweibeinigen humanoiden Roboter zu entwickeln. Dieser Roboter mit dem Namen Figure 01 wurde in dieser Woche nun erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.
Meet Figure - the AI Robotics company building the world's first commercially viable autonomous humanoid robot.We spent the last 9 months assembling our world-class team and designing our Alpha build - now we're ready to introduce you to Figure 01. pic.twitter.com/pas6rgncTW
— Figure (@Figure_robot) March 2, 2023
Zwar existiert Figure 01 bisher nur auf dem Papier. Jedoch gab das Unternehmen bereits jetzt erste Details zu dem Roboter bekannt. Demnach wird der Humanoid nach seiner Fertigstellung "über die Fähigkeit verfügen, zu denken, zu lernen und mit seiner Umgebung zu interagieren". Laut einer Pressemitteilung von Figure ist der Roboter "für den anfänglichen Einsatz in der Arbeitswelt konzipiert, um den Arbeitskräftemangel zu beheben und mit der Zeit den Weg für die Abschaffung unsicherer und unerwünschter Arbeitsplätze zu ebnen." Figure 01 ist ein lebensgroßer Humanoid, dessen Aufbau der menschlichen Anatomie abgeschaut ist. Er läuft auf zwei Beinen und soll später einmal sogar fortgeschrittenere Aufgaben wie die Pflege älterer Menschen oder sogar das Kochen von Mahlzeiten übernehmen können.
Der Schlüssel zum Roboterkonzept von Figure ist die künstliche Intelligenz, die es den Robotern ermöglicht, zu lernen und ihre Fähigkeiten zu verbessern. Mit zunehmendem Fortschritt bei der Hydraulik können die Roboter von einfachen Hebe- und Trageaufgaben mit der Zeit dann zu fortgeschritteneren Funktionen übergehen. In der Wirtschaft wird der Roboter daher vermutlich erstmals im Lagerbereich zum Einsatz kommen, wo er die Mitarbeitenden in der Produktion entlasten wird.
Robotersysteme können lästige, ergonomisch ungünstige und damit anstrengende Arbeiten übernehmen, wie zum Beispiel das Heben von Lasten oder das Über-Kopf-Arbeiten. So wird die Gesundheit der menschlichen Mitarbeiter geschont. Die Arbeiter können sich stattdessen auf komplexere Aufgaben konzentrieren, für die ihre menschliche Expertise gefragt ist. "Unser Geschäftsplan sieht vor, so schnell wie möglich Umsatz zu machen. Und ehrlich gesagt bedeutet das, dass wir erst mal Dinge tun, die technisch einfacher sind", erklärte Brett Adcock, Gründer von Figure, im Interview mit der US-Zeitschrift TechCrunch.
Einzweckroboter sind in Lagern bereits weit verbreitet, etwa in Form von umherfahrenden Robotern, die Kisten an den Laderampen des Lagers von den Lastwagen entladen und dann zu den Regalen tragen. Menschenähnliche Roboter könnten allerdings eine vielseitigere Lösung für das Lager sein, meint Adcock. Figure will daher einen Humanoiden entwickeln, der, wie ein menschlicher Mitarbeiter auch, alle vor Ort anfallenden Aufgaben erledigen kann. Das Unternehmen versucht sich also an der Art von humanoiden Robotern, die viele andere Unternehmen zu bauen versucht haben.
Hondas Humanoid Asimo etwa sollte irgendwann einmal einer ganzen Reihe von Nutzern helfen: von Menschen mit eingeschränkter Mobilität bis hin zu älteren Menschen, die Vollzeitpflege benötigen. Entwicklungsprobleme zwangen den japanischen Hersteller 2018 jedoch, das Programm endgültig einzustellen. Auch die NASA hat in humanoide "Robonauten" investiert, die bei Missionen im Weltraum helfen können. Zum Einsatz kamen diese bisher allerdings noch nicht. Lediglich der US-amerikanischen Firma Boston Dynamics gelang es, die bisherigen Grenzen der Robotik zu erweiterten und Humanoide zu entwickeln, die springen und sich drehen können. "Solche Humanoiden sind jedoch nur Spielereien und Demos", so Adcock. "Wir wollen davon wegkommen und zeigen, dass sie wirklich nützlich sein können."
Das für die Gründung von Figure benötigte Kapital erhielt Adcock durch den Verkauf von Archer Aviation, eines Unternehmens, das sich auf die Entwicklung von elektrischen Senkrechtstarter und -landeflugzeugen spezialisiert hat und vor Kurzem über eine spezielle Übernahmegesellschaft an die Börse ging. Nun konzentriert sich Adcock ausschließlich auf sein Start-up Figure, in das er laut eigenen Angaben mehr als 100 Millionen US-Dollar investiert hat. Adcock nutzte diese Mittel, um Robotiker und KI-Experten von Unternehmen wie dem Robotik-Pionier Boston Dynamics und dem Robotik-Dilettanten Tesla anzuwerben.
Auffallend ist hierbei das außergewöhnlich qualifizierte Robotikteam unter Leitung von Jerry Pratt, dem Chief Technology Officer. Pratt war 20 Jahre lang am Florida Institute for Human and Machine Cognition (IHMC) tätig gewesen, wo er das Team geleitet hatte, das bei den "DARPA Robotics Challenge Finals", einem Entwicklungswettbewerb des US-Verteidigungsministeriums, den zweiten Platz belegt hatte. Durch die Arbeit an Robotern wie dem "DRC Atlas", "Valkyrie" der NASA und zuletzt auch "Nadia" hat sich das IHMC als führend in der Entwicklung und Steuerung von Robotern etabliert. Und wenn irgendjemand einen nützlichen humanoiden Roboter von einem technischen Konzept zur kommerziellen Realität bringen will, dann sind das die Leute, die es tun können.
Das von Adcock angeworbene Team hat für Figure bereits fünf Prototypen des Humanoiden entwickelt. Sie sind so konzipiert, dass sie 25 Bewegungsgrade haben, einschließlich der Fähigkeit, sich in der Taille vollständig zu beugen und eine Kiste vom Boden auf ein hohes Regal zu heben. Die Hände werden später für noch mehr Flexibilität und Nutzen sorgen. Das ist zumindest der Plan. Denn bisher können die Prototyp-Roboter nur laufen. Adcock geht davon aus, dass die Roboter in den kommenden Monaten ausgiebig getestet und ihre Bewegungen verfeinert werden können, sodass sie bis Ende des Jahres die meisten allgemeinen Lageranwendungen erledigen können. Ein Pilotprojekt mit 50 Robotern, die dann in einem echten Lager arbeiten sollen, ist demnach bereits für 2024 geplant. "Hardware-Unternehmen brauchen Zeit", erklärte Adcock.
"Es wird 20 oder 30 Jahre dauern, bis wir das System wirklich ausbauen können."
Mit seiner reflektierenden, funktionslosen Gesichtsmaske, die einige Betrachter an eine Figur aus G.I. Joe erinnern mag, zeigt sich Figure 01 moderner als bisherige Humanoiden. Bei der Entwicklung von Atlas, dem gehenden, springenden und parcourfähigen Roboter aus der Forschungsabteilung von Boston Dynamics, haben die Forscher dagegen den mechanischen Fähigkeiten Vorrang vor der Ästhetik gegeben. Die Roboter von Figure werden nach Angaben des Unternehmens später einmal über fortschrittliche Elektromotoren verfügen, die dem Figure 01 einen natürlicheren Gang ermöglichen werden.
"Wir wollen 90 Prozent der Menschen in einem Turing-Test zum Narren halten", gestand Adcock ein. Das Konzept des Unternehmens basiert demnach auf der Vorstellung, dass der Roboter im Laufe der Zeit kontinuierlich verbessert werden kann, neue Fähigkeiten erlernt und schließlich komplexere Aufgaben übernimmt. Das könnte eines Tages dazu führen, dass Figure-Roboter in der Fertigung, im Einzelhandel, in der häuslichen Pflege oder sogar im Weltraum eingesetzt werden. "Ich glaube wirklich, dass Humanoide die Planeten besiedeln werden", erläuterte Adcock. Vorerst will sich das Unternehmen jedoch auf einfachere Aufgaben konzentrieren. "Wenn wir den Humanoiden auf einer großen Veranstaltung vorstellen, wird er die ganze Zeit auf der Bühne nur Lagerarbeit machen", betonte Adcock:
"Keine Rückwärtssaltos, kein verrücktes Parcour-Zeug. Wir wollen nur echte, praktische Arbeit machen."
Mehr zum Thema - Autonome Kampfroboter: US-Armee will Drohnen mit Gesichtserkennungssoftware einsetzen
Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.