Nordamerika

Banken vor Gericht: Haben die Missbrauchstaten von Jeffrey Epstein begünstigt

Die Deutsche Bank und die US-Großbank J.P. Morgen müssen sich wegen ihrer Epstein-Verbindungen vor Gericht verantworten. Das entschied ein US-Bundesrichter am Montag und gab damit zuvor eingereichten Klagen gegen die beiden Geldinstitute statt.
Banken vor Gericht: Haben die Missbrauchstaten von Jeffrey Epstein begünstigtQuelle: www.globallookpress.com © Uma Sanghvi

Was wussten die Deutsche Bank und die US-Großbank JPMorgen Chase über die Geschäfte ihres zweifelhaften Kunden, den später verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein? Diese Frage wird nun erstmals vor Gericht geklärt werden. Ein US-Bundesrichter hat am Montag entschieden, dass drei Klagen gegen die beiden Banken zulässig sind. Eingereicht worden waren zwei der drei Klagen bereits im November von einer Gruppe anonymer Frauen. Den Geldhäusern werfen sie vor, von dem inzwischen verstorbenen Hedgefonds-Manager finanziell profitiert zu haben. Die Banken hätten Epstein durch ihre Dienstleistungen den Anschein von Legitimität gegeben und damit auch den fortgesetzten sexuellen Missbrauch von jungen Frauen und Mädchen begünstigt.

Die beiden Geldhäuser bestreiten ihrerseits, von Epsteins Missbrauchsfällen gewusst zu haben. Die Klagen hatten die Frauen vor einem Bundesbezirksgericht in New York eingereicht, mit dem Ziel, sie als Sammelklagen anerkennen zu lassen. Jed Rakoff, Bezirksrichter in Manhattan, veröffentlichte am Dienstag die vierseitige Anklageschrift, eine ausführlichere Erklärung soll "zu gegebener Zeit" veröffentlicht werden. In der ersten Klage gegen J.P. Morgan wird behauptet, dass die in den USA ansässige Bank "wissentlich von der Teilnahme an einem Sexhandelprojekt profitiert hat".  Die Klage wurde von einer ungenannten "Jane Doe" eingereicht, die eine Gruppe von Opfern des Pädophilen vertritt.

Ferner wird den Banken vorgeworfen, auf "fahrlässige Weise" versäumt zu haben, "angemessene Sorgfalt walten zu lassen, um körperlichen Schaden zu verhindern." Die dritte Klage war von den US-Jungferninseln eingereicht worden, auf denen Epstein zwei Privatinseln besaß. Die dortige Regierung wirft J.P. Morgan vor, Epsteins Sexhandel über zwei Jahrzehnte hinweg gefördert und unterstützt zu haben. Mimi Liu, die mit der Klage betraute Anwältin der US-Jungferninseln, argumentierte, der derzeitige CEO von J.P. Morgan, Jamie Dimon, müsse gewusst haben, dass sein "milliardenschwerer Klient ein Kinderhändler" war, da Epstein bereits 2008 wegen der Aufforderung zur Prostitution von Minderjährigen verurteilt worden war. Dimon behielt ihn trotzdem für weitere fünf Jahre als Kunden.

Sollten die Kläger vor Gericht überzeugen, könnten die beiden Banken finanziell für die Beziehungen zu Jeffrey Epstein haftbar gemacht werden. Entsprechend hatten sie zuletzt bestritten, von Epsteins Verbrechen Kenntnis gehabt zu haben und beantragt, die Klagen abzuweisen. Demnach hätten sie sich weder an dem Sexhandel ihres ehemaligen Kunden beteiligt noch davon profitiert, erklärten die beiden Bankhäuser in Unterlagen, die sie bei einem Bundesgericht in Manhattan eingereicht hatten. Auch hätten die Frauen nicht darlegen können, so J.P. Morgan und die Deutsche Bank, dass die Institute gegen Gesetze gegen Menschenhandel verstoßen hätten. Ferner seien sie nicht für den durch Epstein begangenen Missbrauch verantwortlich oder dazu verpflichtet gewesen, die Frauen vor Epstein zu schützen. 

Brad Edwards, der Anwalt einer anonymen Klägerin, hatte daraufhin entgegnet, dass die Menschenhandelsaktivitäten des in Ungnade gefallenen Finanziers "ohne die Unterstützung von JPMorgan Chase und später der Deutschen Bank nicht möglich gewesen wären". Er verwies darauf, dass der Pädophile von den Banken gar eine Sonderbehandlung erfahren habe, weil er wohlhabende Kunden anlockte. Ein Statement zur nun zugelassenen Klage gibt es von den beiden Geldinstituten bislang nicht. Rakoffs Entscheidung erlaubt es den Klägern nun, weitere vorprozessuale Ermittlungen durchzuführen. So soll der ehemalige CEO von J.P. Morgan, Jes Staley, eine zentrale Figur in beiden Prozessen gegen die Bank, Berichten zufolge noch im Laufe dieser Woche vernommen werden.

Staley soll in einer Reihe von E-Mails mit Epstein über die Disney-Figuren Schneewittchen und Die Schöne und das Biest gesprochen haben. Im Laufe ihrer Korrespondenz soll Epstein dem Banker auch Fotos von jungen Frauen gezeigt haben. Der geleakte E-Mail-Verkehr zwischen Staley und Epstein in den Jahren 2009 und 2010 ist Bestandteil der Klage der US-Jungferninseln gegen Staleys ehemaligen Arbeitgeber J.P. Morgan. In der Klage wird behauptet, dass Staley eine enge persönliche Beziehung zu Epstein hatte und dass E-Mails zwischen den beiden "sogar darauf hindeuten, dass Staley an Epsteins Sexhandel beteiligt gewesen sein könnte".

"Das hat Spaß gemacht. Grüßen Sie Schneewittchen", schrieb Staley im Juli 2010 an Epstein, wie aus den beim zuständigen Gericht in Manhattan eingereichten Unterlagen hervorgeht. Ferner geht aus diesen hervor, dass er über 1.200 E-Mails mit Epstein ausgetauscht hat, von denen sich mehr als ein paar auf junge Frauen bezogen. Epstein hatte zu Beginn dieses Zeitraums ein Vermögen von über 120 Millionen Dollar bei der Bank. Nach seinem Ausscheiden bei JPMorgan Chase im Jahr 2013 wurde Staley Vorstandsvorsitzender der britischen Bank Barclays. Er trat 2021 zurück, als die Aufsichtsbehörden im Rahmen einer Voruntersuchung seine Verbindungen zu Epstein aufdeckten. Die Aufsichtsbehörden gaben keine Auskunft darüber, ob Staley von Epsteins angeblichen Verbrechen wusste.

In einer separaten Klage von Epstein-Opfern gegen J.P. Morgan wird allerdings behauptet, dass Staley den Missbrauch der als "Jane Doe 1" bekannten Klägerin durch Epstein "persönlich beobachtet" habe. Epstein, ein Finanzier und Freund prominenter Persönlichkeiten wie Donald Trump und Bill Clinton, war 2019 tot in seiner Gefängniszelle aufgefunden worden, wo er auf den Beginn eines Prozesses wegen des Vorwurfs des Sexhandels wartete. Zuvor war er schon einmal zu 13 Monaten Gefängnis verurteilt worden, nachdem er sich 2008 in Florida schuldig bekannt hatte, eine minderjährige Prostituierte angeheuert zu haben.

Epstein war von etwa 2000 bis 2013 Kunde von J.P. Morgan und von 2013 bis 2018 der Deutschen Bank. "Es war ein schwerwiegender Fehler, dass wir ihn 2013 als Kunden aufgenommen haben – dazu hätte es nie kommen dürfen", versuchte sich der Chef der Deutschen Bank, Christian Sewing, 2020 in einem Schreiben an die Mitarbeiter aus der Verantwortung zu reden. Das Geldinstitut war wegen Verfehlungen in den Beziehungen zu Epstein im Juli 2020 von der New Yorker Bankenaufsicht bereist zu einer Geldbuße von 150 Millionen Dollar verurteilt worden.

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