Österreich

Österreich in der längsten Rezession seit 1945: Wohlstandsverluste und wirtschaftliche Stagnation

Österreich erlebt die längste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg. Das BIP sank 2023 um 1,0 Prozent und wird 2024 um 0,6 Prozent zurückgehen, was zu Wohlstandsverlusten führt, die in vielen Haushalten spürbar sind. Eine hohe Inflation und geringe Produktivitätszuwächse belasten die Wirtschaft zusätzlich.
Österreich in der längsten Rezession seit 1945: Wohlstandsverluste und wirtschaftliche StagnationQuelle: RT

Österreich sieht sich mit einer wirtschaftlichen Situation konfrontiert, die in ihrer Dimension und Dauer seit dem Zweiten Weltkrieg beispiellos ist. Die Volkswirtschaft des Landes befindet sich im zweiten Jahr einer verfestigten Rezession – das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank 2023 um einen Prozent, und auch für das laufende Jahr wird ein Minus von 0,6 Prozent prognostiziert. Die jüngsten Vorhersagen für 2025 deuten darauf hin, dass das BIP-Wachstum nur bei moderaten 0,8 bis 1,0 Prozent liegen wird, was weit hinter den erhofften 1,5 Prozent zurückbleibt.

Diese Zahlen verdeutlichen den signifikanten Wohlstandsverlust, den die Österreicher in den vergangenen Jahren erlitten haben. Viele spüren ihn direkt in ihrer Kaufkraft und in einer zunehmend pessimistischen Stimmung. Der Generaldirektor der Statistik Austria, Tobias Thomas, äußerte sich kürzlich im Klub der Wirtschaftspublizisten besorgt und bestätigte, dass die Wohlstandsverluste in Österreich mittlerweile höher sind als in Deutschland. Das BIP pro Kopf liegt aktuell bei 97,9 Prozent des Wertes von 2019, was die prekären wirtschaftlichen Folgen der Pandemie, steigender Inflation und einer stagnierenden Produktivität unterstreicht.

Inflation und Alterung: Ein doppeltes Dilemma

Seit über fünfzehn Jahren bewegt sich die Inflation in Österreich über dem Durchschnitt des Euroraums, was die Kaufkraft der Bürger kontinuierlich untergräbt. Hinzu kommt, dass das Wachstum fast ausschließlich durch Zuwanderung getragen wird, während der Produktivitätszuwachs stagniert und die Bevölkerung weiter altert.

Thomas weist darauf hin, dass diese demografische Entwicklung das Pro-Kopf-BIP zusätzlich belastet. "Österreich hat spürbar an Wohlstand verloren – mehr als Deutschland", konstatiert er nüchtern.

Datengetriebene Präzision statt Gießkannenprinzip

Angesichts dieser düsteren Aussichten betont Thomas die Notwendigkeit einer präziseren wirtschaftspolitischen Steuerung, insbesondere durch den gezielten Einsatz von Daten. Im Rahmen des geplanten Datenzugangsgesetzes (DZG), das derzeit in Begutachtung ist, könnten öffentliche und administrative Daten genutzt werden, um Förderungen und staatliche Hilfen effizienter zu verteilen. Während der Pandemie sei es beispielsweise nicht gelungen, die Energiezuschüsse gezielt an einkommensschwache Haushalte zu verteilen. Das neue Gesetz soll dies verbessern, ohne dabei den Datenschutz aus den Augen zu verlieren.

Lohnstückkosten und Arbeitskräftemangel als strukturelle Schwachstellen

Ein weiterer Belastungsfaktor sind die steigenden Lohnstückkosten, die Österreichs Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen. Seit Anfang 2020 sind die Kollektivvertragslöhne um 22,9 Prozent gestiegen, was die Reallohnverluste zwar teilweise kompensiert hat, aber auch die Inflationsrate in Österreich auf einem hohen Niveau hält. Im Vergleich zum EU-Durchschnitt blieb die Teuerung in Österreich seit Monaten überdurchschnittlich hoch, was die Konjunktur weiter bremst.

Die Arbeiterkammer (AK) zeigt sich in ihrem jüngsten Wohlstandsbericht ebenfalls besorgt über die wirtschaftliche Lage. "Wir können vor allem im Bereich der Verteilungsgerechtigkeit große Ungleichheiten beobachten", erläutert Markus Marterbauer, Chefökonom der AK Wien. Die Wohlstandsverluste treffen die unteren Einkommensschichten besonders hart und könnten langfristig die soziale Kohäsion gefährden.

Ein Blick nach vorn: Reformbedarf und politische Verantwortung

Die Herausforderungen für die nächste Regierung sind immens. Es wird nicht nur darum gehen, konjunkturelle Impulse zu setzen, sondern auch strukturelle Schwachstellen zu adressieren und Reformen zu initiieren, die das Land auf einen nachhaltigeren wirtschaftlichen Kurs bringen.

Das künftige Wirtschaftsklima erfordert eine präzise und mutige Steuerung, die sowohl die Inflationsentwicklung als auch die Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich berücksichtigt. Österreichs Wohlstand wird nicht durch bloße Verwaltung zu sichern sein, sondern durch einen strukturierten und datengestützten Reformkurs, der die Handlungsfähigkeit der politischen Institutionen herausfordert.

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