Russland

Russlands "Parallelimport" von Hightech läuft trotz Sanktionen auf Hochtouren

Im Rahmen der antirussischen Sanktionen haben die westlichen Länder den Export von Hochtechnologien nach Russland verboten. Mit den sogenannten Parallelimporten über Drittländer hat Moskau jedoch sehr schnell einen Weg gefunden, trotzdem an westliche Produkte zu kommen. Dieses Schema soll auch nach wie vor erfolgreich funktionieren.
Russlands "Parallelimport" von Hightech läuft trotz Sanktionen auf HochtourenQuelle: Legion-media.ru © Sergey Tolmachev

Von Alexander Männer

Als Reaktion auf den russischen Einmarsch in der Ukraine vor einem Jahr haben die westlichen Länder, allen voran die USA, Großbritannien und die EU-Mitglieder, folgenschwere Sanktionen gegen Russland erlassen und so einen regelrechten Wirtschaftskrieg gegen das Land entfacht. Insgesamt sollen bislang mehrere Tausend Wirtschaftsbeschränkungen unter anderem beim Handel oder im Bankensektor eingeführt worden sein, um den Kollaps der russischen Volkswirtschaft sowie einen "Regimechange" herbeizuführen.

Ein weiteres Ziel von etwa Handelsbeschränkungen insbesondere für industrielle Güter lag und liegt nach wie vor darin, die russische Industrie von den sogenannten "Schlüsseltechnologien" abzuschneiden und die Kriegswirtschaft des Landes dadurch entscheidend zu schwächen.

Wie Wirtschaftsexperten, internationale Finanzorganisationen und Medien diesbezüglich übereinstimmend konstatieren, hätten die westlichen Sanktionen die erwünschte Wirkung allerdings bei Weitem verfehlt. Der Zusammenbruch der russischen Wirtschaft blieb aus, ebenso der vom IWF prognostizierte Rückgang des russischen Bruttoinlandsprodukts um fast 20 Prozent. Russland Wirtschaftsvolumen schrumpfte im vergangenen Jahr lediglich um knapp zwei Prozent, wobei der IWF inzwischen sogar von einem deutlichen Wachstum der russischen Wirtschaft in den Jahren 2023 und 2024 ausgeht.

In Bezug auf den Bereich der Hochtechnologien, in dem Russland eigentlich immer mit ernsthaften Herausforderungen zu kämpfen hatte, kursieren zwar immer wieder Meldungen darüber, dass die Sanktionen ihre erste folgenreiche Wirkung erzielt haben, konkrete Fakten blieben bisher jedoch aus. Es gebe Hinweise darauf, dass die Beschränkungen auf den Import von europäischen und US-amerikanischen Technologien die wichtigsten russischen Industriebereiche getroffen und ihr Potenzial bei den Innovationen nachhaltig geschwächt hätten, heißt es oft.

In der Tat ist der Export von Hightech-Komponenten wie Computerchips aus den Vereinigten Staaten, Großbritannien, den EU-Ländern und Japan nach Russland im vergangenen Jahr signifikant gefallen. Während er zwischen 2017 und 2021 im Durchschnitt etwa 163 Millionen US-Dollar betrug, lag sein Anteil 2022 bei gerade mal 60 Millionen Dollar.

Allerdings führen Finanzexperten auch an, dass die russischen Gesamtimporte bereits das Niveau von 2020 erreicht haben. Wie verhält es sich aber mit dem Import von Hochtechnologie-Gütern?

Technologie-Import aus dem Westen über Drittländer

Eine Schlüsselrolle diesbezüglich wird dem sogenannten "Parallelimport" von Hightech zuteil, den die Russen aufgrund der westlichen Sanktionen offenbar umsetzen und aufrechterhalten konnten. Denn wie die Nachrichtenagentur Bloomberg dazu kürzlich berichtete, arbeitet Moskau erfolgreich daran, die bestehenden Handelsbeschränkungen zu umgehen und den notwendigen Technologie-Import aus dem Westen zu realisieren, um eine funktionierende Wirtschaft und die Produktion von modernen Waffen zu gewährleisten. Dabei sollen die sanktionierten Güter aus den westlichen Ländern über europäische und asiatische Drittländer wie die Türkei, Serbien, die Vereinigten Arabischen Emirate oder Kasachstan nach Russland gelangen.

Von Bloomberg wird hervorgehoben, dass diese Länder ihren Anteil dazu beigetragen hätten, den technologischen Defizit in Russland auszugleichen, wobei der Import von bestimmten Komponenten, die für militärische Zwecke verwendet werden könnten, in einigen Fällen sogar praktisch von null auf einen beträchtlichen Wert gestiegen sei.

Dies gilt zum Beispiel für den russischen Handel mit Kasachstan. Das zentralasiatische Land exportierte im vergangenen Jahr Halbleiter im Wert von 3,7 Millionen US-Dollar nach Russland – 2021 waren es gerade mal 12.000 Dollar gewesen.

Auch die Türkei konnte ihre Ausfuhren von Halbleitern nach Russland erheblich steigern. Der Umsatz ist von knapp 80.000 Dollar 2021 auf 3,2 Millionen Dollar 2022 angewachsen.

Dabei gilt inzwischen vor allem die Türkei, die die westlichen Sanktionen kategorisch ablehnt, als einer der wichtigsten Exporteure von Elektronik nach Russland. Laut Angaben der Agentur Reuters exportierten die Türken dorthin zwischen März und Oktober 2022 Computer und andere elektronische Geräte sowie Hightech im Wert von 2,6 Milliarden Dollar. Etwa ein Drittel davon hätten Produkte von westlichen Unternehmen ausgemacht, unter anderem Computerchips, die in russische Waffensysteme eingebaut worden seien, heißt es.

Angesichts dieser Handelsentwicklung ist es offensichtlich, dass logischerweise auch der Warenumsatz zwischen den westlichen Staaten und den besagten Drittländern im vergangenen Jahr merklich gewachsen ist, und dies betrifft natürlich auch den Export von fortschrittlichen Technologien, wie unter anderem aus einem aktuellen Bericht der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) hervorgeht.

So hat zum Beispiel Deutschland, dessen Exporte nach Russland im letzten Jahres sanken, seine Lieferungen nach Armenien fast verdoppelt und die Ausfuhren nach Kirgisistan sogar mehr als verdreifacht. Dieser Trend war auch bei den Handelsströmen aus den anderen EU-Ländern, den USA und Großbritannien nach Zentralasien und in den Kaukasus zu beobachten, so der EBWE-Report.

Mehr zum Thema – Jetzt ist es offiziell: Russland ist weltweiter Spitzenreiter im Urangeschäft

RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.