"Starrsinn" der russischen Ölindustrie: Westliche Erwartungen an Ölförderung verfehlt
Trotz des Rückzugs der meisten westlichen Unternehmen, die an der russischen Ölförderung beteiligt waren, und trotz der massiven Sanktionen hat die Ölproduktion des Landes nicht den Schock erlebt, den sich der Westen erhofft hatte. Das resümiert die US-Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg enttäuscht. Einen derartigen "Starrsinn" der russischen Ölförderung habe man im Westen nicht erwartet. Wie der stellvertretende Vorsitzende von S&P Global Daniel Yergin der Nachrichtenagentur erklärte, "wird es hier zwar einen Rückgang geben, aber er wird langsamer sein", und "der vor einem Jahr vorhergesagte Zusammenbruch" werde nicht eintreten. Im Februar hatte Russland beispielsweise angekündigt, die Produktion um 500.000 Barrel pro Tag zu kürzen, allerdings nicht wegen eines Technologiemangels. Wie das Energieministerium Russlands erklärte, soll die Entscheidung dazu beitragen, "die Marktbeziehungen" im Zusammenhang mit den westlichen Sanktionen wiederherzustellen.
Wie Alexei Belogorjew, stellvertretender Direktor für den Energiesektor des Instituts für Energie und Finanzen, in einem Gespräch mit dem Wirtschaftsportal BFM anmerkt, ist es nicht überraschend, dass der Rückzug westlicher Akteure aus der Branche diese nicht allzu stark beeinträchtigt hat. Er räumt ein, dass "es im Allgemeinen sicherlich ein Problem gibt" und dass es sich allmählich verschärfen wird. "Ich denke, dass die Ölindustrie noch zwei oder drei Jahre lang eine Sicherheitsmarge hat. Und danach können natürlich ernsthafte technologische Probleme auftreten, vor allem im Zusammenhang mit der Erschließung schwer förderbarer Reserven. Und das könnte theoretisch bis Ende der 2020er-Jahre zu einem Rückgang der Produktion führen, eben wegen der technologischen Grenzen", sagt er. Belogorjew fügt hinzu:
"Ich halte es allerdings für unwahrscheinlich, dass dieser Rückgang mehr als zehn bis 15 Prozent beträgt. Und das wird nur geschehen, wenn die Beziehungen zu den westlichen Ländern nicht grundsätzlich wiederhergestellt werden und alle Beschränkungen auf dem heutigen Niveau bleiben."
Stanislaw Mitrachowitsch, ein führender Experte des Nationalen Energiesicherheitsfonds und der Finanzuniversität, ist sogar noch optimistischer. Er glaubt, dass Russland früher oder später in der Lage sein wird, die fehlende Technologie vollständig zu ersetzen – und dabei die Hilfe von Ländern in Anspruch zu nehmen, die die westlichen Sanktionen nicht unterstützen, wie etwa China:
"Zunächst einmal ist Russland ja nicht einmal der Iran. Russland ist ein Land, das über einen sehr großen eigenen wissenschaftlichen und technischen Bereich verfügt. Trotz all unserer Nachteile, der Abwanderung von Wissenschaftlern ins Ausland und vieler anderer Probleme, die wir haben, haben wir immer noch unsere eigene Ingenieurschule. Westliche Führungskräfte könnten die beste Lösung anbieten, die beste unter den derzeitigen Umständen. Unsere Lösungen könnten aber auch einfach nur gut sein. Wie es so schön heißt, 'get the job done' – die Arbeit wird einfach erledigt, vielleicht nicht auf die bestmögliche Weise, aber sie wird erledigt. Wir haben also jetzt die Möglichkeit, Importe erfolgreich zu ersetzen. Außerdem verfügen die Chinesen über viele Technologien, die mit denen der Amerikaner vergleichbar sind. Einige chinesische Öldienstleistungsunternehmen sind bereits in Russland tätig. Es gibt zum Beispiel ein Unternehmen namens Honghua Group, das schon seit Langem mit russischen Ölgesellschaften zusammenarbeitet. Es ist so etwas wie Xiaomi in der Smartphone-Branche, nur im Öl- und Gassektor. Ich denke, dass andere Unternehmen auch aufholen werden. Ja, es kann dauern, aber eine Lösung für Öl- und Gasdienste und eine Lösung für andere Wirtschaftssegmente – Luftfahrt oder Mikroelektronik – wird in Russland schließlich gefunden werden."
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