Drohungen zum Trotz: Klassische Musiker aus dem Westen arbeiten weiter in Russland
Trotz Sanktionen und Schikanen gegen diejenigen, die weiterhin mit Russland zusammenarbeiten, treten viele ausländische Künstler weiterhin im Land auf, und einige leben sogar hier. Unter ihnen sind auch renommierte ausländische Dirigenten.
Die bekanntesten sind der Italiener Fabio Mastrangelo und der Grieche Teodor Currentzis. Die Nachrichtenagentur RIA Nowosti schreibt über Mastrangelo:
"Fabio Mastrangelo, der bekannteste Italiener in russischen Musikkreisen, hatte sich bereits internationale Anerkennung erworben, bevor er im Jahr 2002 nach Russland kam. Der Absolvent der Konservatorien in Bari und Genf sowie der Royal Academy of Music in London gründete im Jahr 1996 das Kammerorchester 'Virtuosi di Toronto' und war ab dem Jahr 2001 für fünf Jahre künstlerischer Leiter des Festivals 'Stars von Chailly' in Frankreich."
Im Oktober des Jahres 2011 erhielt Mastrangelo den russischen Pass. In den vergangenen Jahren arbeitete er mit dem Michailowski-Theater in Sankt Petersburg und dem Mariinski-Theater zusammen. Im Jahr 2013 übernahm er die künstlerische Leitung des Music Hall Theatre (heute das Staatliche Chaliapin-Musiktheater Sankt Petersburg). Seit 2018 ist er Chefdirigent der Russischen Philharmonie in Moskau.
"Fabio ist ein echter Russe. Mehr noch, ich sage: Alle Russen sollten solche Patrioten sein. Er hat eine Familie in Sankt Petersburg, vor drei Jahren wurde sein zweites Kind geboren", sagte Gajane Schiladschjan, Direktorin der Russischen Philharmonie, gegenüber der Agentur RIA Nowosti. Sie erklärte auch, dass Fabio wegen seiner Liebe zu Russland nun einige europäische Projekte verloren habe und es für ihn sehr schwierig geworden sei, nach Hause zu reisen. "Er hat mir ein paar Mal gesagt, dass er nicht in Ruhe zu seiner Mutter nach Bari fahren kann, weil die Leute anfangen, über Politik zu reden", so Sсhiladschjan, "obwohl Italien das Land ist, das den Russen gegenüber im Westen am loyalsten ist. Allerdings hat Fabio so viel Arbeit in Russland zu erledigen, dass er sich auch ohne westliche Einladungen nicht langweilt."
Der Star der Barockmusik, der aus Griechenland stammende Dirigent Teodor Currentzis, studierte in Russland. Danach arbeitete er als Chefdirigent in Nowosibirsk und Perm. In Russland gründete er sein berühmtes Orchester musicAeterna und das Diaghilew-Musikfestival. Die Nachrichtenagentur Ria Nowosti schreibt über ihn:
"Currentzis hat sich nie zu Russlands Militäroperation in der Ukraine geäußert. Das sorgte im Westen für Ärger – die Leitung des Wiener Konzerthauses beschloss, die langjährige Zusammenarbeit mit dem Dirigenten zu beenden. Dennoch konnten sie den Dirigenten nicht canceln: Er und sein neues Orchester Utopia treten weiterhin in Europa auf, unter anderem bei den Salzburger Festspielen."
Der US-amerikanische Dirigent Christian Knapp begann seine Karriere im Jahr 2000 am experimentellen Broomhill Opera House in London. Über die Jahre hat er mit der English National Opera, der Seattle Opera, den Orchestern von Los Angeles und Liverpool zusammengearbeitet – und seit über zehn Jahren mit dem Mariinski-Theater. Knapp werde seine Liebe zu Russland und dem russischen Publikum nicht zugunsten der momentanen politischen Konjunktur aufgeben und es gelinge ihm, seine intensive Arbeit in Russland und in der Welt miteinander zu verbinden.
"Natürlich werde ich in der nächsten Spielzeit am Mariinski-Theater sein. Das ist mein Zuhause, meine kreative Heimat", betonte der Dirigent in einem Gespräch mit der Agentur RIA Nowosti. "Ich habe auch keine Probleme mit Auslandseinladungen. In der neuen Spielzeit werde ich verschiedene Orchester an verschiedenen Häusern der Welt dirigieren."
Der Brite Ian Latham-Koenig verbindet ebenfalls erfolgreich die Arbeit in Russland und im Westen. Im Jahr 2019 gründete und leitete er das russisch-britische Britten-Schostakowitsch-Festivalorchester und in diesem Jahr wurde er auch Musikdirektor des Colón-Theaters in Buenos Aires. Außerdem ist er der Gastregisseur des russischen Theaters Neue Oper. "Jan Latham-Koenig ist in das Repertoire eingebunden, lebt aber nicht ständig in Russland, sondern fliegt zu den Aufführungen ein", erklärte man in der Neuen Oper gegenüber der Agentur.
Latham-Koenigs Landsmann, der Dirigent Jeremy Walker, arbeitete zunächst im russischen Orchester "Moskauer Virtuosen" und ist seit dem Frühjahr des Jahres 2022 am Moskauer Musicaltheater tätig, dessen künstlerischer Leiter Michail Schwydkoj über ihn sagt:
"Jeremy ist nicht von politischen Einflüssen abhängig: Er lebt in Moskau, studierte am Moskauer Konservatorium in der Klasse von WjatscheslawWalejew – einem Schüler von Gennadi Roschdestwenski. Jeremy beeindruckte mit seinem feinen Gespür für die russische Schule der Musik. Der Vertrag mit ihm ist für die neue Spielzeit verlängert worden. Der Dirigent ist in unser gesamtes Repertoire eingebunden und wird bei einer kommenden Premiere mitwirken."
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