Moskau: Zahl der EU-Bürger, die russische Visa beantragen, deutlich gestiegen
Wie Alexei Klimow, Direktor der Konsularabteilung des Außenministeriums, in einem Interview am Sonntag mitteilte, verzeichnete Russland dieses Jahr einen Anstieg der Visumanträge von Touristen aus der Europäischen Union. Seinen Angaben zufolge hat Moskau in den ersten neun Monaten dieses Jahres um 57 Prozent mehr Touristenvisa an Europäer ausgestellt als im gleichen Zeitraum im Vorjahr:
"Vom 1. Januar bis 30. September 2023 haben russische Auslandsvertretungen in europäischen Ländern 225.000 Visa aller Kategorien ausgestellt, darunter 141.000 Touristenvisa. Im Vergleich zum selben Zeitraum im Jahr 2022 ging die Gesamtzahl der ausgestellten Visa um 10 Prozent zurück, während die Ausstellung von Touristenvisa um 57 Prozent zunahm."
Auch aus sogenannten "unfreundlichen" Ländern sei in letzter Zeit ein deutlicher Reiseanstieg zu verzeichnen, erklärte Klimow und führte als Beispiel Lettland, Litauen und Estland an.
Insgesamt seien die diesjährigen Zahlen aber noch weit von denen aus dem Jahr 2019 entfernt: Damals seien 1,6 Millionen Visa an Europäer ausgestellt worden, davon 1,1 Millionen Touristenvisa. Der Tourismus werde vor allem durch die schwierige Logistik, hohe Reisekosten und die in Russland nicht funktionierenden ausländischen Bankomatkarten erschwert, so der Diplomat. Der Touristenstrom werde weiter ansteigen, sobald diese Schwierigkeiten gelöst seien.
Klimow betonte, dass Russland gegenüber europäischen Reisenden weiterhin "offen und gastfreundlich" sei, während die Haltung der EU gegenüber russischen Bürgern weitaus weniger einladend sei, da sie "die größten Schwierigkeiten haben, Visa zu erhalten und in die EU einzureisen".
Im September 2022 hatten die EU, Island, Liechtenstein, Norwegen und die Schweiz einseitig Visaerleichterungsabkommen mit Russland ausgesetzt, die seit über 15 Jahren in Kraft waren. Dies hat zur Folge, dass Russen nun 80 Euro statt bisher 35 Euro für ein Schengen-Visum zahlen, mehr Dokumente einreichen und länger auf die Entscheidung warten müssen.
"Solche feindseligen, diskriminierenden Handlungen schädigen ernsthaft die humanitäre Komponente der internationalen Beziehungen, die in erster Linie auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit basieren", erklärte Klimow und bekräftigte, dass Russland sich weiterhin teilweise an die Bestimmungen des Abkommens halte.
Russland hatte am 1. August elektronische Visa für Bürger aus 55 Ländern eingeführt. Ein Antrag muss spätestens vier Tage vor Reisebeginn auf der Webseite des russischen Außenministeriums eingereicht werden. Das Visum ist 60 Tage ab Ausstellungsdatum gültig. Die Aufenthaltsdauer ist auf 16 Tage begrenzt.
Nach Angaben des Diplomaten wurden vom 1. August bis 30. September 2023 über 70.000 elektronische Visa ausgestellt. Die meisten Touristen nutzten das Angebot in China, Estland und Indien.
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