Russland

Ohne sie zu öffnen: Russische Wissenschaftler bringen KI das Lesen fragiler Schriftrollen bei

Russische Wissenschaftler haben KI beigebracht, auf Knopfdruck zerbrechliche Schriftrollen und Manuskripte zu lesen. Die einzigartige Technologie, die ganz ohne menschliches Zutun eingesetzt werden kann, wird zur Erhaltung wertvoller alter Schriften beitragen.
Ohne sie zu öffnen: Russische Wissenschaftler bringen KI das Lesen fragiler Schriftrollen beiQuelle: Sputnik © RIA Nowosti / Maxim Blinow

Russische Wissenschaftler haben einen Durchbruch geschafft, der bisher noch niemandem gelungen ist. Nämlich eine voll automatisierte Methode zum Lesen geschlossener alter Schriftrollen mithilfe künstlicher Intelligenz zu schaffen. Die Schriftrollen selbst müssen dafür nicht geöffnet werden, was bedeutet, dass sie bei der Untersuchung nicht beschädigt werden und dadurch viele wertvolle und äußerst fragile Schriftquellen erhalten bleiben. Dafür haben russische Wissenschaftler und das Unternehmen Smart Engines Röntgentomografie und maschinelles Sehen miteinander verknüpft, berichtet die Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Das Entwicklungsunternehmen teilte der Agentur mit:

"Wissenschaftler des russischen Unternehmens Smart Engines und des Föderalen Forschungszentrums Informatik und Management der Russischen Akademie der Wissenschaften haben künstliche Intelligenz darauf trainiert, den Inhalt von zerbrechlichen Schriftrollen zu extrahieren, ohne sie zu entfalten. Damit ist es nun möglich, den wiederhergestellten Text aus einem Manuskript auf Knopfdruck abzurufen. Diese Innovation wird es ermöglichen, die Texte von Schriftrollen aus Papier, Birkenrinde und Silber sowie von gedruckten Büchern zu untersuchen, die durch natürliche Alterung, Feuchtigkeit oder Brände beschädigt wurden und unter besonderen Bedingungen gelagert werden."

Laut dem Unternehmen verwendeten die russischen Forscher eine nicht destruktive Methode der Röntgentomografie und maschinelle Vision-Algorithmen: Ein Objekt, das nicht aufgeklappt werden kann, werde in einen Tomografen platziert, erzählt RIA Nowosti. Dann wird eine digitale Kopie des Dokuments rekonstruiert, auf der alle weiteren Eingriffe vorgenommen werden.

"Wir hoffen, dass unsere Technologie einen Schritt in Richtung Erforschung und Bewahrung des kulturellen Erbes ermöglicht und Historikern, Archäologen und anderen Fachleuten im Bereich der Geisteswissenschaften neue Möglichkeiten eröffnet. Jetzt suchen wir aktiv nach Partnern für weitere Forschungen", erklärte Wladimir Arlasarow, CEO von Smart Engines, gegenüber RIA Nowosti.

Übrigens sucht man weltweit seit etwa 20 Jahren nach einer solchen Lösung, aber bisher ist es noch niemandem gelungen, ein vollautomatisches System zum Lesen geschlossener Schriftrollen und Manuskripte zu entwickeln. Die Russen sind da Vorreiter. Trotz der Versprechungen des Westens, wonach Russland technologisch zurückbleiben sollte, ist bisher also genau das Gegenteil der Fall.

Nun werden russische Wissenschaftler ihre Erfindung den ausländischen Kollegen vorstellen. Im August 2024 werden russische Forscher auf der International Conference on Document Analysis and Recognition (ICDAR) – der führenden internationalen wissenschaftlichen Konferenz im Bereich der Dokumentenanalyse und -erkennung in Athen – ihre Arbeitsergebnisse präsentieren.

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