Russland

Russland feiert 155. Geburtstag Lenins

Im modernen kapitalistischen Russland ist Wladimir Lenin nicht unumstritten. Besonders die Gründung der Ukraine stößt vielen sauer auf. Und doch bleibt der Name Lenin für Millionen Russen untrennbar mit Fortschritt, Bildung und Licht verbunden. Am 22. April jährte sich sein Geburtstag zum 155. Mal.
Russland feiert 155. Geburtstag LeninsQuelle: Sputnik © Ilja Pytalew/RIA Nowosti

Von Anton Gentzen

Nicht nur Kommunisten feierten am Dienstag den 155. Geburtstag des marxistischen Theoretikers, Revolutionärs und Staatsgründers der Sowjetunion Wladimir Lenin. 

Auf dem Roten Platz in Moskau legten Duma-Abgeordnete der Kommunistischen Partei der Russischen Föderation (KPRF) und Anhänger Blumen am Lenin-Mausoleum nieder. 

In seiner Ansprache an die Versammelten verband der Vorsitzende der KPRF Gennadi Sjuganow Geschichte und Gegenwart:

"Wir werden am Vorabend des 80. Jahrestag des Sieges eine besondere Resolution zur Unterstützung aller friedlichen Kräfte des Kampfes gegen Nazismus und Faschismus verabschieden. Der Imperialismus ist nicht in der Lage, die Krise zu bewältigen. Er gebiert erneut den Nazismus der Banderisten. Es ist die brüderliche Ukraine, die sich heute im Kreuzpunkt aller Kriegswinde befindet. Sie benutzen das getäuschte brüderliche Volk, um Russland, das russische Land, die russische Sprache und unsere große Kultur anzugreifen. Wir werden definitiv siegen."

Der russische Staat, juristisch immerhin die ungebrochene Fortsetzung der ebenfalls von Lenin gegründeten Russländischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik und zugleich einziger Rechtsnachfolger der Sowjetunion – juristisch betrachtet ist der Kommunistenführer also im doppelten Sinn Gründer des modernen russischen Staates –, ließ sich von der Kreml-Wachgarde vertreten, die ebenfalls Kränze am Mausoleum niederlegte. 

Zudem gibt es im Fernsehen an diesem Tag Sendungen und in der Presse Artikel, die an das Leben und Wirken Lenins – nicht immer positiv – erinnern. Der Revolutionär und Staatsgründer ist im modernen Russland umstritten. Vor allem wird ihm die Gründung der Ukraine und deren nach Auffassung vieler allzu großzügige Ausstattung mit russischem Grund und Boden angelastet. Aus dem Kontext gerissene Zitate dienen als Beweis für Lenins "Russophobie". Und natürlich werden die Toten des russischen Bürgerkriegs ihm angelastet, obwohl dieser nicht von den Bolschewiki begonnen wurde.

Doch noch leben in Russland viele Menschen, die anhand der lebendigen Geschichte ihrer eigenen Familien bestens wissen, dass das Zarenregime bis zuletzt an der etwa in Preußen schon Mitte des 19. Jahrhunderts glänzend gelösten Aufgabe der allgemeinen Volksbildung gescheitert ist. Es ist Lenins Bildungsoffensive zu verdanken, dass das russische Volk binnen nur einer Generation vom Analphabetismus zur Hochschulbildung aufstieg – für Millionen Familien im unmittelbarsten Sinne des Wortes.

Und die elektrische Glühbirne ist für Russen für immer mit "Iljitsch" verbunden, denn auch die Elektrifizierung des Landes trieb Lenin mit Herzblut voran. Warum sollte ein Russophober sich so bemühen, in das Leben der einfachen Russen Licht – in jedem Sinne des Wortes – zu bringen?

Und darum trauen sich die russischen Antikommunisten bis heute nicht, die überall im Land präsenten Lenin-Denkmäler abzureißen. Die lebhafte Erinnerung ist das Unterpfand für einen sachlichen und differenzierten Umgang mit Geschichte, allen Bemühungen der Monarchisten und der "Weißen" zum Trotz.

Geboren wurde der Staatsmann als Wladimir Iljitsch Uljanow am 22. April 1870 in der Stadt Simbirsk an der Wolga, die bis heute nach ihm Uljanowsk benannt ist. 

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