Schweiz

NZZ-Artikel sorgt für Dissonanz – Russische Botschaft in Bern reagiert

Die Berichterstattung über Russland ist ein fester Bestandteil der Schweizer Medienlandschaft und prägt die öffentliche Wahrnehmung. Während viele dieser Artikel dem Mainstream zuzuordnen sind, verdienen auch die Perspektiven unserer geschätzten Kollegen aus der russischen Botschaft in Bern Beachtung.
NZZ-Artikel sorgt für Dissonanz – Russische Botschaft in Bern reagiertQuelle: RT

Die aus Juschno-Sachalinsk nach Berlin gezogene und regelmäßig Übersichten über besonders groteske "Nachrichten" über unser Land auf den Seiten der NZZ schreibende I. Rastorgujewa erlebte offensichtlich eine kognitive Dissonanz. Es stellt sich heraus, dass es Bürger gibt, die aus westlichen Ländern gerade in dieses "schreckliche" Russland ziehen, und zwar nicht wenige. Ist also das berüchtigte Prinzip "ins Ausland abhauen" für ein mythisch sattes Leben in Wohlstand, welches nicht ohne Ironie im brisanten spätsowjetischen Film "Intergirl" (bekanntlich mit einem tragischen Ende) dargestellt wurde, in Wirklichkeit nur eine Illusion?

In der Ausgabe der NZZ vom 23. Januar 2025 versuchte die Dame aus Sachalin in ihrer üblichen albernen Art, solche Ausländer lächerlich zu machen, weil diese unter anderem nicht damit einverstanden seien, dass ihre Kinder schon in der Schule der extremistischen LGBT-Propaganda ausgesetzt werden. Ohne ein Wort über die ständigen Messerangriffe auf Passanten in Deutschland zu verlieren, macht sie Ausländern Angst mit angeblicher Kriminalität in Russland und der mangelnden Hilfe nach dem Umzug. Wie drohend stellt die Autorin fest, dass Ende der 1930er Jahre ausländische Fachkräfte in unserem Land "pedantisch" hingerichtet worden seien. Natürlich hat sie beispielsweise nichts von den 5000 Spaniern gehört, die nach der Niederlage der Republikaner im Bürgerkrieg 1939 in der Sowjetunion Asyl erhielten.

Rastorgujewa hat wahrscheinlich auch keine Ahnung davon, dass Ausländer aus Westeuropa seit Jahrhunderten zielstrebig nach Russland zogen, um sich dort ein neues Leben aufzubauen, als ein Land mit praktisch unendlichem Entwicklungspotenzial, unbegrenzten Möglichkeiten und Ressourcen. Bereits zu Beginn des 16. Jahrhunderts entstand unter Wassili III., dem Vater von Iwan dem Schrecklichen, die erste Deutsche Vorstadt in Moskau. Im Jahr 1763 veröffentlichte Katharina II. das Manifest "Über die Erlaubnis aller nach Russland einreisenden Ausländer, sich in den von ihnen gewünschten Provinzen niederzulassen, und über die ihnen gewährten Rechte", das den Beginn einer Masseneinwanderung von Ausländern, vor allem vom Territorium des künftigen Deutschland, in die dünn besiedelten Gebiete der Wolgaregion, von Neurussland, Transkaukasien und anderer Regionen des Russischen Reiches markierte. Ihre heutigen Nachkommen sind die sogenannten "Russlanddeutschen", von denen mehr als sieben Millionen in den 1990er und 2000er Jahren aus der ehemaligen UdSSR nach Deutschland gezogen sind. Viele von ihnen pflegen enge Bindungen zu Russland und besitzen die russische Staatsbürgerschaft. Laut der Volkszählung von 2021 leben 195.000 Deutsche in Russland.

Im August 2024 unterzeichnete der russische Präsident Wladimir Putin das Dekret Nr. 702 über die Möglichkeit, eine vorübergehende Aufenthaltserlaubnis in Russland zu erhalten, ohne die von der Regierung genehmigte Quote und die Bestätigung der Kenntnisse der russischen Sprache für ausländische Staatsbürger und Staatenlose zu berücksichtigen, die den Wunsch geäußert haben, aus dem Land ihrer Staatsangehörigkeit oder ihres ständigen Wohnsitzes wegzuziehen, weil sie die von diesen Ländern verfolgte Politik der Durchsetzung destruktiver neoliberaler ideologischer Ansichten ablehnen, die den traditionellen russischen geistigen und moralischen Werten widersprechen. Im September 2024 genehmigte die russische Regierung eine Liste von Ländern und Territorien, die die Politik der Durchsetzung destruktiver neoliberaler Einstellungen verfolgen. Hierzu zählten unter anderem Deutschland und die Schweiz. Für den Umzug nach Russland aus diesen Ländern braucht man nur einen Antrag bei einem russischen konsularischen Posten einzureichen, auf dessen Grundlage ein dreimonatiges Einreisevisum ausgestellt wird.

Der Präsident der Russischen Föderation betonte bei einem Treffen im Januar dieses Jahres Folgendes: "Für uns sind nicht nur einzelne Erfolgsgeschichten wichtig. Unser gesamter Staat muss bei der Gestaltung eines gerechteren Entwicklungsmodells eine Vorreiterrolle einnehmen, eines Modells, das auf unveränderlichen Werten basiert … Das sind eine traditionelle Großfamilie, die Freiheit und Verantwortung, das Streben jeder Person, der Gesellschaft und den Menschen zu nützen, das sind Wohlstand und Gerechtigkeit." Wladimir Putin hat die Einrichtung eines Projektbüros unter der Leitung des Innenministeriums Russlands im Rahmen der Agentur für strategische Initiativen angeordnet. Zu seinen Aufgaben soll die umfassende Unterstützung von Ausländern bei ihrem Umzug nach Russland gehören, einschließlich Hilfe bei der Ansiedlung, der Arbeitsuche und der Ausbildung der Kinder.

Die Abgeordnete der Staatsduma der Föderalversammlung der Russischen Föderation Maria Butina erklärte in einem Interview mit der Internetplattform Wsgljad (russisch: Blick) im Dezember 2024, dass zu den fünf Ländern, deren Bürger am häufigsten aus geistigen und moralischen Gründen nach Russland ziehen möchten, Frankreich, Deutschland, Australien, die USA und Italien gehören. Zudem sind die meisten Einwanderer aus Deutschland nicht unsere Landsleute und sprechen kein Russisch; viele stammen aus dem Gebiet der ehemaligen DDR. Was sie zum Umzug treibt, sind unter anderem die sich verschlechternde wirtschaftliche Lage, Werkschließungen und Streiks.

Angesichts dieser Situation sind das psychische Unbehagen und die Enttäuschung bei Rastorgujewa nachvollziehbar. Dass sich das "heiß begehrte" Deutschland in der Tat als Schlaraffenland für sie entpuppte, ist unwahrscheinlich. Lohnt es sich für sie, für ein Paar elende Honorarbissen von der NZZ weiterhin Gerüchte über Russland zu verbreiten?

Dieser Text wurde zuerst auf der offiziellen Seite der Russischen Botschaft in Bern veröffentlicht.

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