Wirtschaft

Droht ein neuer Banken-Crash? – US-Regierung wird Silicon Valley Bank nicht retten

Die US-Finanzministerin gab bekannt, dass kein Rettungspaket geschnürt, jedoch versucht wird, den betrogenen Kunden zu helfen. Aufsichtsbehörden hatten nach auffälligen Turbulenzen am Markt die Silicon Valley Bank am Freitag geschlossen und ihre gesamten Einlagen beschlagnahmt.
Droht ein neuer Banken-Crash? – US-Regierung wird Silicon Valley Bank nicht rettenQuelle: www.globallookpress.com © Li Jianguo

Die US-Finanzwelt zeigt sich bestürzt und besorgt über die Pleite einer der größten Geschäftsbanken der USA, der Silicon Valley Bank (SVB) mit Sitz in Kalifornien. Die kalifornischen Aufsichtsbehörden schlossen den Kreditgeber am Freitag. Schwerpunktkunden finden sich bei der SVB in der Technologie und Start-up-Szene. Das Unternehmen steht nach Turbulenzen demnach nun unter Kontrolle der "US Federal Deposit Insurance Corporation", eines unabhängigen Einlagensicherungsfonds und Konkursverwalters, der Finanzinstitute im Hinblick auf Sicherheit und Verbraucherschutz beaufsichtigt.

Verantwortliche der SVB hatten am 8. März bekannt gegeben, dass eine Reihe von Wertpapieren mit Verlust verkauft wurden. Zudem mussten neue Aktien im Wert von 2,25 Milliarden Dollar veräußert werden, um die eigene Bilanz zu stützen, so der US-Sender CNN. Der milliardenschwere US-Investor und Hedgefonds-Manager Bill Ackman warnte im Rahmen der Ereignisse am Samstag die USA vor schwerwiegenden Folgen für den Bankensektor und die Wirtschaft im Allgemeinen. Der Milliardär kritisierte in einem langen und ausführlichen Twitter-Beitrag, dass die US-Behörden den Zusammenbruch der SVB in der Form nicht hätten zulassen dürfen.

Offiziellen Angaben zufolge waren zum Zeitpunkt des Zusammenbruchs der SVB nur 11 Prozent der Einlagen in Höhe von 175,4 Milliarden Dollar versichert. Ackman bezeichnete den gesamten Vorgang als Fehlentscheidung und erläuterte:

"Die Regierung hat etwa 48 Stunden Zeit, um einen Fehler zu korrigieren, der bald nicht mehr rückgängig zu machen ist. Durch die Erlaubnis, die SVB scheitern zu lassen, ohne alle Einleger zu schützen, ist der Welt klar geworden, was eine nicht versicherte Einlage ist – eine ungesicherte, illiquide Forderung an eine gescheiterte Bank."

Der Hedgefonds-Kenner gehe nicht davon aus, dass die unmittelbaren Konkurrenten, wie JP Morgan oder Bank of America, das Unternehmen zeitnah aufkaufen würden. Des Weiteren erwarte er aber auch nicht, dass die US-Regierung "alle Einlagen der SVB garantiert absichert", damit allen Konteninhabern unwiderrufliche Verluste ihrer Gelder drohen. US-Finanzministerin Janet Yellen kündigte bereits an, dass die SVB kein Rettungspaket erhalten, jedoch SVB-Einlegern geholfen werde. Yellen wörtlich zur Begründung:

"Lassen Sie mich klarstellen, dass es während der letzten Finanzkrise Investoren und Eigentümer von systemrelevanten Großbanken gab, die gerettet wurden ... und die Reformen, die eingeführt wurden, bedeuten, dass wir das nicht noch einmal tun werden."

Noch vier Tage vor dem Konkurs des Unternehmens twitterte die Pressestelle der Pleitebank für die Konteninhaber vortäuschend:

"Stolz darauf, zum fünften Mal in Folge auf der jährlichen Rangliste der besten Banken Amerikas zu stehen und auch in die erste Financial All-Stars-Liste der Publikation aufgenommen worden zu sein." 

Ackman prognostiziert, dass die forcierte und erzwungene Situation zu einer wirtschaftlichen Kernschmelze führen wird, da die Auflösung des SVB-Bestands "die Liquidität von Gemeinschafts-, Regional- und anderen Banken abziehen und die Zerstörung dieser wichtigen Institutionen einleiten wird". Durch diese Strategie würden "Tausende der am schnellsten wachsenden, innovativsten wagnisfinanzierten Unternehmen in den USA ab nächster Woche keine Gehaltszahlungen mehr leisten können". Andrew Yang, ehemaliger Präsidentschaftskandidat der Demokraten, warnte ebenfalls davor, dass "nächste Woche Tausende von Unternehmen schließen oder Mitarbeiter entlassen werden, weil sie unverschuldet keinen Zugang zu ihren Konten haben".

Entscheidender Fehler der SVB-Führungsebene sei es laut Ackman gewesen, "kurzfristige Einlagen in längerfristige, festverzinsliche Anlagen investiert" zu haben. Zudem kritisierte er nachdrücklich, dass die US-Finanzbehörden eine Teilschuld am Scheitern der Bank hätten, da sie ihrer Aufgabe nicht nachgekommen seien, das Bankensystem auf solche Risiken hin zu überwachen und gegebenenfalls einzugreifen. Die SVB habe laut seinen Informationen "mit mehr als 200 Milliarden Dollar an Vermögenswerten und 170 Milliarden Dollar an Einlagen von Unternehmenskreditnehmern in praktisch derselben Branche ganz oben auf ihrer Beobachtungsliste stehen müssen". 

Die Silicon Valley Bank wurde 1983 gegründet und gehörte trotz ihrer Unbekanntheit innerhalb der USA nach Angaben der "US Federal Deposit Insurance Corporation" Ende letzten Jahres mit einer Bilanzsumme von 209 Milliarden Dollar zu den 20 größten US-amerikanischen Geschäftsbanken. 

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